Die Amtstracht eines zürcherischen Untervogtes.
Die Amtstracht eines zürcherischen Untervogtes im XVI. Jahrhundert.
Von Paul Ganz in Zürich.
In einem Wappenbuche der Herrenstube zu Winterthur aus dem ersten Drittel des XVI. Jahrhunderts ist u. a. der Untervogt Stelzer in Amtstracht dargestellt als Schildhalter seines eigenen Wappens.
Dieser Vereinigung von Wappen und Wappeninhaber begegnet man schon in dem Wappenbuche des Ritters Konrad Grünenberg von Konstanz und etwas später auch in heraldischen Kompositionen auf Glasgemälden und in Steinreliefs. Was hier von Interesse ist, das betrifft die sauber dargestellte und beglaubigte Kleidung eines Untervogtes.
Das weiss-blaue, schräggeteilte Wams ist an den Hüften zusammengezogen und fällt in regelmässigen Falten bis aufs Knie. Es ist am Halsende und an den Ärmelenden zu einem Bunde aufgenäht. Die glockenförmigen Oberärmel reichen bis auf die Mitte des Vorderarmes. Aus der Zeichnung geht deutlich hervor, dass das blaue Tuch viel schwerer und dicker ist als das weisse, und deshalb, besonders am Oberärmel nicht schön fällt.
Die Beinkleidung, welche auf der Zeichnung nicht sichtbar ist, wird durch ein Trikot mit weissem und blauem Bein ergänzt werden müssen. Ein schwarzer Schlapphut mit hinten abhängender Krämpe bildet die Kopfbedeckung. Das kurze Schwert hängt als einzige Wehr an seinem Riemen aus Leder oder Bast. Während der Vogt die Rechte auf den Schild stützt, hält er in der Linken das Abzeichen seiner Würde, den sogenannten „Knöpflistecken“, welcher schon in den Chroniken des 15 Jahrhunderts den Weibeln, Gerichtsbeamten etc. beigegeben ist. Er besteht aus einem Stock, an welchem die Zweigansätze stehen gelassen worden sind und ist in der Abbildung gelb (Holz) bemalt.
Das Wappen zeigt im roten Felde eine gelbe Stelze und bietet ein hübsches Beispiel eines redenden Bauernwappens.
Quelle: Schweizerische Gesellschaft für Volkskunde. Société Suisse des Traditions Populaires. Schweizerisches Archiv für Volkskunde. Vierteljahrsschrift. Erster Jahrgang. ZÜRICH 1897.
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