Berber Nomadin aus dem Maghreb.
Reisen in Tunesien
von Alexander Graham and Henry Spencer Ashbee, 1887.
Berber Nomadin aus Tunesien.
Von Zaghouan führt eine Fuhrstraße nach Süden über Djougar nach Kairouan. Der bevorzugte Weg nach Kairouan führt über Sousa. Um 8 Uhr morgens starteten wir zu den Ruinen von Oudena, etwa vierundzwanzig Kilometer in nördlicher Richtung. Eine angenehme Fahrt durch ein wunderschönes, hügeliges Land, das mit Olivenhainen bedeckt ist und eine bezaubernde Aussicht auf die Bergwelt bietet.
Die Bevölkerung dieser Region ist rein nomadisch. Es gibt keine Anzeichen für eine Ansiedlung. Wir trafen einen Trupp dieser Nomaden, bestehend aus zwei Männern und vierundzwanzig Frauen verschiedenen Alters, alle zu Fuß und der üblichen Begleitung von Gepäckkamelen und Eseln.
Die Frauen, besonders die jüngeren, waren gut gekleidet, mit einem Überfluss an Silberschmuck und Anhängern um den Hals oder an den Armen. Wie bei Beduinen üblich, sind ihre Gesichter unbedeckt, und nach einem Gruß durch unseren freundlichen Dolmetscher, M. Carbonaro, kamen sie näher und ließen uns ihren farbenprächtigen Aufzug begutachten.
Die Douars
Obwohl diese Beduinen als Nomaden eingestuft werden, haben sie eine Art von Siedlungen, die „Douars“ genannt werden, die nichts anderes sind als eine Reihe von Zelten, deren Bewohner im Allgemeinen dem ältesten und reichsten Beduinen folgen.
Mehrere „Douars“, manchmal viele Kilometer voneinander entfernt, bilden eine Ferka (Gemeinde), die von einem Scheich regiert wird. Jeder Beduinenstamm, von dem es sehr viele gibt, hat je nach Größe mehrere Ferkas, die zusammen einem gemeinsamen Oberhaupt, dem Caid, (ein arabischer Begriff für Magistrat) unterworfen sind. Hesse Wartegg, Tunis, S. 245. Textauszug Travels in Tunisia. S. 42 u. 43.
Der französische Begriff „douar“ stammt aus dem arabischen Maghreb ّار ((ar) دُوّارْ) oder ّار, was im 18. Jahrhundert ein „Zeltlager im Kreis“ oder, genauer gesagt, eine „Zeltgruppe im Kreis um die Herde, die im Zentrum bleibt“ bedeutete.
Ein Douar, in Nordafrika und insbesondere im Maghreb, ist in erster Linie eine „Gruppierung von Wohnungen“, fest oder mobil, vorübergehend oder dauerhaft, die durch Verwandtschaft verbundene Personen auf der Grundlage einer gemeinsamen väterlichen Abstammung zusammenfasst. Im weiteren Sinne ist es eine „fundamentale Verwaltungseinheit“, (….) territoriale Fraktion der Gemeinde.
Historisch gesehen ist ein Douar eine Art Nomadenlager, das es ermöglichte, die Herden in dem in der Mitte freien Raum zu lagern.
Quelle: Reisen in Tunesien. Mit einem Glossar, einer Karte, Bibliographie und fünfzig Abbildungen von Alexander Graham und Henry Spencer Ashbee. Herausgegeben von Dulau & Co, London 1887.
Original: Travels in Tunisia. With a glossary, a map, a bibliography, and fifty illustrations von Alexander Graham and Henry Spencer Ashbee. Published by Dulau & Co., London 1887.
Anmerkung: Im Original benennt der Autor das Bild mit Beduinen Frau. Es muss sich jedoch um eine Frau aus einem nomadischen Berberstamm handeln. Vermutlich wurde „Beduine“ zu dieser Zeit allgemein als Bezeichnung von nomadischen Stämmen Nordafrikas benutzt.
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