, , , , ,

Jean Foucquet. Meister der Tafelmalerei des 15 Jh.

Jean Fouquet, Selbstporträt, Renaissance, Künstler
Selbstporträt Jean Fouquets um 1455.

Jean Foucquet.

Geb. 1420; gest. 1481.

Jean (oder Jehan) Fouquet war ein herausragender französischer Maler des 15. Jahrhunderts, ein Meister der Tafelmalerei und der Manuskript-Illumination und der offensichtliche Erfinder der Porträtminiatur. Er war der erste französische Künstler, der nach Italien reiste und die frühe italienische Renaissance aus erster Hand erlebte.

Jean Foucquet, der berühmteste französische Miniaturenmaler des fünfzehnten Jahrhunderts, wurde um das Jahr 1415 zu Tours geboren. Über sein Leben besitzen wir nur wenige dürftige Angaben. Etwa im Jahre 1445 muß er in Italien gewesen sein, wo er ein von Filarete gerühmtes Porträt des Papstes Eugen IV. malte. Die nächste urkundliche Erwähnung Foucquets gehört dem Jahre 1461 an. Sein Name findet sich nämlich unter den Rechnungen über die Kosten der Bestattungsfeierlichkeiten König Karls VII. von Frankreich, für welche Foucquet ein nach der Totenmaske hergestelltes Modell des Königs zu bemalen gehabt hatte. In den Jahren 1470-1475 sind mehrfache Zahlungen König Ludwigs XI. an Foucquet verzeichnet. Sie beziehen sich auf Tafelbilder, Miniaturen und auf einen Entwurf zu einem Grabdenkmal des Königs. In dem ihm erteilten Auftrag, für die Herzogin von Orleans ein Gebetbuch auszuführen, aus dem Jahre 1472 führt er die Bezeichnung: »Maler des Königs«. Dieselbe kehrt noch einmal im Jahre 1475 wieder. Da seine Witwe und Erben im Jahre 1481 urkundlich auftreten, muß er um 1480 gestorben sein.

Von den wenigen den Namen Foucquets tragenden Tafelbildern gelten nur zwei als echt. Es sind dies die beiden Tafeln von dem großen Diptychon, das Foucquet im Auftrage des Maître Etienne Chevalier, des Schatzmeisters von Frankreich, für die Pfarrkirche von Melun malte. Die eine derselben, Maria mit dem Kinde darstellend, befindet sich im Museum zu Antwerpen, die andere, das Porträt des Stifters mit seinem Patron, dem hl. Stephan, im Besitz des Herrn Louis Brentano zu Frankfurt a. M.

Viel besser, als aus diesen Tafelbildern lernt man die Eigenart Foucquets, die in einer Mischung altflandrischer und italienischer Einflüsse besteht, aus seinen Miniaturen kennen. In einer französischen Übersetzung der jüdischen Geschichte des Josephus der Nationalbibliothek zu Paris rühren elf Bilder von Foucquet her. Zwei französische Liviusübersetzungen, gleichfalls in der Pariser Nationalbibliothek aufbewahrt, enthalten gleichfalls einige wenige Darstellungen von seiner Hand, während in der für Etienne Chevalier angefertigten Handschrift von Boccaccios Buch: »des cas des nobles hommes et femmes« in der Münchener Hof- und Staatsbibliothek nur die Schilderung eines »lit de justice« auf Foucquet selbst zurückgeführt werden kann, nachdem die Mehrzahl der übrigen Miniaturen als Arbeiten aus seiner Werkstatt erkannt worden sind.

Die bedeutendsten Überreste von Foucquets Kunst, vierzig Miniaturen aus einem, dem bereits zweimal erwähnten Etienne Chevalier gehörigen Gebetbuch, kann man bei Brentano in Frankfurt a, M. sehen. Sie stellen größtenteils Szenen ans dem neuen Testament und der Heiligenlegende dar und sind nach Woermanns Urteil von einer »Milde, Zartheit und Reinheit, die auf der einen Seite an Memlinc, auf der anderen an Fra Giovanni Angelico da Fiesole erinnert, während alles Lahme, das beiden noch gelegentlich eigen ist, hier fern bleibt. Im vollsten Einklang mit dem Ausdruck steht die klare, bescheiden vorgetragene und doch höchst anmutige Farbe.«

Foucquet verbreitete seine Art durch zwei Söhne, die in seiner Kunst erzogen waren, und durch zahlreiche Schüler und Gehilfen, welche nach seinem Vorbild die flandrische Richtung mit Formen der italienischen Renaissance zu einem überaus anziehenden Neuem zu verbinden wußten. Als die wichtigsten der aus seiner Schule hervorgegangenen Bilderhandschriften sind zu nennen: ein Bändchen mit Darstellungen der Sibyllen in München, das Gebetbuch des Herzogs René II. von Lothringen in Paris, sowie ein ihm gewidmetes Gedicht: »Le songe du Pastourel« in Wien, vor allem aber das berühmte Gebetbuch der Anna von Bretagne in Paris.

Anonymes Portrait auf einer Emailplatte im. Loure zu Paris.

Quelle: Das Zeitalter des Humanismus und der Reformation (1300-1600). Allgemeines historisches Portraitwerk. München 1894. Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft vormals Friedrich Bruckmann. Nach den besten gleichzeitigen Originalen nach Auswahl von Dr. Woldemar von Seidlitz mit biografischen Daten von Dr. H. Tillmann und Dr. H. A. Lier.

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar