Turnier Lanzenspitzen und Harnischteile des 16. Jh
Turnier Lanzenspitzen und Harnischteile aus der Mitte des 16. Jahrhunderts.
Von den Turnier Lanzenspitzen befinden sich jene unter A und B, wie jene unter C und D von zwei Seiten dargestellt, im königlichen Zeughaus zu Berlin, jene unter E und F im bayerischen Nationalmuseum zu München. Letztere mit der dazugehörigen Stange und der Brechscheibe (trichterförmige Schutz für den rechten Arm) stammt aus der bayerischen alt adligen Familie der „Viereck“, die erstgenannten gebrauchten wohl die Markgrafen von Brandenburg bei ihren Turnieren. A und B zeigt die Spitze von der breiten wie der schmalen Seite, C und D in seltener Weise verziert, erscheint ebenfalls von zwei Seiten.
Die Lanzenspitzen wurden zu den verschiedenartigsten Turnieren gebraucht, wobei es teils zum Lanzen brechen oder um den Gegner aus dem Sattel zu heben abgesehen war. Solche Turniere erscheinen unter den verschiedenartigsten Namen, als Feldturnier, gemein Scharfrennen, Bunttrennen, Pfannenrennen, geschifft Scheibenrennen, geschifft Tartschenrennen, des welsch Rennen mit dem Armettin, Rennen im Krönling etc.; zu Letzterem diente besonders die Lanzenspitze E und F. Näheres hierüber in dem Werk von Quirin von Leitner, „Frendall, Turniere und Mummereien des Kaisers Maximilian I“.
Die untere Darstellung ergibt eine Zusammenstellung einzelner Teile der Kriegsrüstung, welche wir bereits mehrfach mit dem Namen „Maximiliansüstung“ bezeichneten. Wärend wir bereits mehrfach diese Rüstungen nach noch erhaltenen Originalen dargestellt haben, sind diese Federzeichnungen der herzoglichen Bibliothek auf der Veste Coburg entnommen ( Kunstsammlung); sie erscheinen daselbst in doppelter Größe auf vier Blättern von einem Meister des 16. Jahrhunderts, welcher diese einzelnen Rüstungsteile zu irgendeinem malerischen Zweck in verschiedenen Stellungen und Bewegungen anfertigte.
Die Zeichnungen tragen wohl das Monogramm des Hans Baldung Grün, doch sind wir nicht sicher, ob dasselbe nicht etwa von anderer Hand und in späterer Zeit darauf gesetzt wurde. Das auch Albrecht Dürer, Hans Burgkmaier wie andere Meister jener Epoche ähnliche Harnisch Studien machten, haben wir mehrmals nachgewiesen.
A zeigt dem Brustharnisch mit Arm, Fäustlinghandschuh, der muschelförmigen Ellenbogenkachel und Schossen, Beintaschen, welche den Oberteil der Beine schützten.
B den Helm „Armet“ von der Seite, und C ein ähnlicher von vorn, welcher mit seiner strickförmigen, gehöhlten Fassung in den vorspringenden Rand des Halsberges eingreift und sich darin umdrehen und jede Bewegung des Halses machen kann. D ein Handschuh, Fäustling genannt, an welchem die vier Finger beisammen sind, welche sich in den Schienen und vorspringenden Wulststen zu einer Faust schließen können.
E zeigt nur den beweglichen Ansatz des Daumens eines ähnlichen Handschuhes. F und G ähnliche Handschuhe in anderer Stellung, H der Fuß des Harnisches von vorn, I das linke Bein von der inneren Seite, K ebenfalls die linke Beinbekleidung von ihrer linken oder Außenseite, wo in Verbindung mit der mittleren Knieschiene die herzförmige Klappe die Kniekehle deckt.
L eine ähnliche, aber rechte Beinschiene mit gekrümmten Knie und dem abwärts gebogenem Fuß, M die Kniebiegung des linken Beines, aber von Innen oder der linken Seite, N an das rechte Bein, ausgestreckt von seiner Außen,- oder rechten Seite gesehen.
Quelle: Trachten, Kunstwerke und Gerätschaften von frühen Mittelalter bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts, nach gleichzeitigen Originalen von Dr. J. H. von Hefner-Alteneck. Verlag von Heinrich Keller. Frankfurt a. M. 1879-1889.
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!