, , , , , , , , , ,

Kriegsrüstungen von 1350 bis etwa 1450 aus Frankreich.

Frankreich im Mittelalter. Kriegsrüstungen von 1350 bis etwa 1450. Lederpanzer, Beckenhelme, Eisenhüte. Ritter und deren Bewaffnung.
FRANKREICH. KRIEGSRÜSTUNGEN VON 1350 BIS ETWA 1460. LEDERPANZER. -. BECKENHELME. – EISENHÜTE.

EUROPA. MITTELALTER . LEDERPANZER. – BECKENHELME. – EISENHÜTE u. s. w. FRANKREICH. KRIEGSRÜSTUNGEN VON 1350 BIS ETWA 1460.

Nr. 12. – Ritter aus der letzten Hälfte des 14. Jahrhunderts (Zeit des Königs Johann). Die weit verbreitete Anwendung des Leders in Verbindung mit Eisen gehört einer Übergangsperiode an, die auf den Gebrauch des Kettenhemdes oder der Broigne folgt und der vollständigen Plattenrüstung vorangeht.

Um die Erschütterung des Stosses oder Schlages zu vermindern, stattete man das Kettenhemd oder Broigne zunächst mit einer Brustplatte aus, dann wandte man dasselbe System auf den Arm- und Beinschutz an. Diese allmähliche Umbildung der Rüstung dauert wahrend des ganzen 14. Jahrhunderts an, und erst etwa um 1400 wird der aus Brust- und Rückenplatte zusammengesetzte Brustharnisch definitiv angenommen.

Die hier dargestellte Rüstung ist die eines Reiters, der zugleich für den Kampf zu Fuss eingerichtet ist. Sie ist symmetrisch, weil nicht, wie seit dar Organisierung der Ordonanzkompagnien durch Karl VII. um 1445, für den Gebrauch der Lanze eingerichtet.
Der Helm zeigt den Übergang vom Topfhelm zum Beckenhelm. Sein Visier besteht aus zwei sich seitwärts in Scharnieren öffnenden Teilen; er hat einen aus zwei Schienen bestehenden Fortsatz, der als Halsschutz dient. Der gesteppte Lederpanzer bedeckt eine Brustplatte und gleicht der im 14. und 15. Jahrhundert bei den Fusssoldaten gebräuchlichen Brigandine. Vom Gürtel abwärts fällt ein Schurz aus mit Stoff bezogenem Leder. Zungenförmig ausgeschnittene Schulterstücke aus Leder, spitz zulaufende Achsel- und Ellenbogenkacheln, stählerne Arm- und Beinschienen, ebenso wie die Kniestucke mit gesottenem Leder bezogen. Eisenhandschuh mit geteilten Fingern und Fussbekleidung aus Schienen zusammengesetzt. .

Als Offensivwaffen dienen: Der Streitkolben mit Holzgriff und Faustriemen, das kurze Schwert in Lederscheide und der Dolch, die letzteren durch lange Ketten an der Rüstung befestigt. Vgl. den zu dieser Rüstung gehörigen Sporn Nr. 5.

Nr. 16. – Rüstung des Dauphins, Sohnes des Königs Johann, später Karl V.
Sturmhaube (Cervelière) mit beweglichem Nasenschutz. Der grosse Helm, der über dieser Eisenkappe getragen wurde, mit Helmzierde in Lilienform und blauer Helmdecke steht daneben. Arm- und Beinschienen. Der blaue Waffenrock ist mit Wappenzeichnungen bedeckt und von dem mit Emaillen uud Sternen geschmückten Rittergurt umzogen, der mit dem Wehrgehänge nichts zu tun hat. Der Schild von besonders kleinen Dimensionen hängt an einem reich dekorierten Bandelier. Schwert und Dolch sind mit Ketten an der Rüstung befestigt.

Bertrand du Guesclin, Ritter, Mittelalter
Bertrand du Guesclin „Ritter ohne Fehl und Tadel“, geb. um 1320 – 1380.

Nr. 15. – Kriegsrüstung. Zeit Karls V.
Die Rüstung trägt das Wappen von du Guesclin (Bertrand du Guesclin 1320-1380).
Nr. 1, 2, 4, 7 u. 8. – Beckenhelme; Nr. 4 u. 7 englisch; Ende des Jahrhunderts.
Vollrüstung aus Eisenplatten mit einer schurzartigen Verlängerung. Waffenrock in Form einer Dalmatika. Beckenhaube mit Visier über einer Kapuze aus Ringgeflecht. Kleines Schild aus versilbertem und bemaltem Holz. Ausser dem Schwert ein grosser Zweihänder für das Gefecht zu Fuss. Gegen 1300 taucht zuerst die Beckenhaube auf, indem man der blossen Eisenkappe ein Visier hinzufügte.
Nr. 1, 2, 4, 7 u. 8 zeigen die verschiedenen Formen des Visiers , die sämtlich schräg oder spitz zulaufen, um die Wucht eines nach dem Gesicht geführten Schlages abzuleiten.

Etwa um 1350 fügte man dem Beckenhelm eine Bavière, einen festen Halsschutz hinzu, auf dem das herabgelassene Visier ruhte. Seit 1380 verbindet sich der Beckenhelm mit einer zur Rüstung gehörigen, aus Schienen bestehenden Halsberge durch Schienen. Um 1435 treten an seine Stelle die Salade und der Vollhelm (Armet).

Nr. 14. – Ritter mit dem Wappen der Xaintrailles. (Anfang des 15. Jahrhunderts, Regierung Karls VI.)
Eisenhut mit vorspringendem, herabgeschlagenem Rand ohne Augenlöcher, an den sich eine über den Brustharnisch geschnallte Bavière anschliesst. Als Helmzierde dient ein Fähnchen mit dem weißem Kreuz auf rotem Feld. Die Plattenrüstung mit starken Schulter- und Ellenbogenkacheln liegt über einem Panzerhemd. Am Rittergurt Schwert und Dolch, ausserdem durch Ketten an der Rüstung befestigt. Die Schulterstücke sind des Einlegens der langen Lanze halber ungleich.

Nr. 13. – Karl von Orleans. (XV. Jahrhundert, Regierung Karls VII.)
Als Kopfschutz dient ein Beckenhelm mit aufgeschlagenem Visier, Kinn- und Halsschutz. Die Rüstung gleicht im übrigen der unter Nr. 14 abgebildeten, nur sind Hüfttaschen hinzugekommen. Die Beinschienen gehen bis über den Hacken, so dass die Sporen direkt eingenietet wurden.
Die Spitzen der Schnabelschuhe sind so eingerichtet, dass sie für das Fussgefecht abgenommen werden konnten. Der Gürtel trägt die Scheide des Schwertes. Als Waffenrock diente allgemein ein Tabard in Form einer Dalmatika, eine Manteline, eine Huque (Hoike) mit fliegenden Ärmeln oder die Journade, eine Art von oftener Jacke ohne Kragen mit geschlitzten, lang herabhängenden Ärmeln.

Der Harnisch ist zu dieser Zeit noch möglichst einfach gearbeitet und zeigt nur die Spuren des Hammers ohne Ziselierung und Einlegearbeiten.

Nr. 10. – Fusssoldat mit dem Pavois (Zeit Karls V.).
Die Pavescheurs (Miliz), wie sie Froissart nennt, dienten zu Fuss oder zu Pferd. Ihre Lieblingswaffe war der Wurfspeer, Glaivelot. Als Kopfbedeckung dient der Eisenhut; den Körper schützt ein Kettenhemd unter einem gesteppten Wams, Jacque oder Jacquet. Der Pavois ist der grosse, den ganzen Leib deckende Langschild, den sie vor sich stellten oder beim Erstürmen fester Plätze über den Rücken hängten.

Nr. 9. – Trompeter, Busineor 14. und 15. Jahrhundert (Das Wort stammt von busine, oder buisine, oder busun, einer mittelalterlichen Militärtrompete. Dieser Begriff wiederum bezieht sich auf die lateinische Buccina.). Die Busine ist aus Holz, gesottenem Leder oder Messing und zeigt die einfache Form eines nach oben gekrümmten Hornes. Im Kostüm des Trompeters sind die Houseaux, Housels oder Houziaulx erwähnenswert, langschäftige Stiefel, die während des 15. Jahrhunderts häufig die Beinschienen ersetzen.

Nr. 11. – Johann, Herr von Florigny, 1415 (Zeit Karls VI.). Das Bild stammt aus der Kirche der Abtei Estrée. Bemerkenswert ist die Kürze des Schwertes, des Dolches und des Waffenrockes.

Nr. 3. – Italienischer Helm des 15. Jahrhunderts; eine Abart des Armet.
Der kleine Topfhelm, Armet, korrumpiert aus Heaumet, zeigt ein Gitter anstatt des Visiers. Die Helmzierde besteht aus verschlungenen Schlangen. Die Helmdecke ist nur teilweise abgebildet.

Alle Abbildungen nach Photographieen mit Ausnahme von 9, 10 u. 11 in der Sammlung Gaignières im Kupferstichkabinet der Nationalbibliothek in Paris, und Nr. 3 (in der Präfectur in Pistoja). Nr. 12, 13, 14, 15 u. 16 aus den Kriegstrachten im Musée d’artillerie in Paris. Nr. 1, 2, 4, 7 u. 8 bilden einen Teil dieser Sammlung.

Vgl. Notice sur les Costumes de guerre du Musée d’artillerie (Paris 1876). – Katalog dieser Sammlung von O. Pengtlilly L’Haridon. Viollet-le-Duc, Dictionnaire raisonné du mobilier francais: armes de guerre. – Quicherat, Histoire du costume en France.

Quelle: Geschichte des Kostüms in chronologischer Entwicklung von Albert Charles Auguste Racinet. Bearbeitet von Adolf Rosenberg. Berlin 1888.

Bildquelle Bertrand du Guesclin: The France of Joan of Arc by Andrew Haggard. New York, John Lane company, 1912.

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar