Ägyptische und asiatische Streitwagen
Ägyptische und asiatische Streitwagen
Waffen – verschiedene Völker
Der ägyptische Streitwagen war mit zwei Pferden bespannt und trug zwei Männer: einen Krieger, welcher Bogen, Wurfspiesse und das Beil führte, und eine Art Waffenträger, welcher zugleich die Pferde lenkte und den Schild zum Schutze für beide vorhielt. So sieht man die in einer Linie aufgestellten ägyptischen Wagen auf den Schlachtfeldern von Kadesh, auf denen Ramses der XI. mit einem aus Hittitern, Syriern, Kananitern, Baktrern und Trojanern zusammengesetzten Heere zu kämpfen hatte. Diese führten zweitausend fünfhundert Streitwagen ins Feld, deren jeder mit drei Mann, dem Wagenlenker und zwei Kämpfern, besetzt war.
Die asiatischen und ägyptischen Streitwagen sind hinten offen. An den asiatischen sind keine Körbe und Waffenbehälter an den Seiten befestigt.
Nr. 1, durch seine turmartige Form auffallend, 4, 5 und 10 sind asiatische, Nr. 3 und 6 sind ägyptische Streitwagen. Nr. 2, ein durch einen Pfeil verwundeter Krieger, Nr. 8, ein Schild, und Nr. 9, ein Pferdekopf mit Schutzdecke, gehören der asiatischen, Nr. 7 ein Schild mit Arm, und Nr. 11, ein Pferdekopf, der ägyptischen Seite an.
Der Krieger auf dem Wagen Nr. 6 trägt einen aus Flachs gesponnenen Panzer mit Gurt und Tragbändern. Sein Hinterkopf ist rasiert, und das Haar seines Vorderhaupts hängt in Flechten auf die Schläfe herab.
Die ägyptischen Maler legten bei der Ausführung ihrer Wandgemälde einen grossen Wert auf eine genaue Charakteristik der Völker, welche schon durch den in Ägypten herrschenden Kastenunterschied gefordert war.
Nr. 20 stellt Ramses II. dar, wie er mit seiner Streitaxt einen besiegten äthiopischen Krieger niederschlägt.
Nr. 13 ist Ramses III, welcher eine Anzahl von Gefangenen verschiedener Völker mit der Streitaxt bedroht, zum Zeichen, dass er Herr über ihr Leben ist. Ramses II. ist nur durch die Uräusschlange (Naja haje) an seiner Kopfbedeckung als Pharao charakterisiert. Sonst trägt er nur den nationalen Schurz, die Kalasiris. Dagegen ist Ramses III. mit dem ehernen Helm und dem Panzer bewehrt, der mit den Flügeln des Sperbers, des Siegespropheten, geschmückt ist. Die Schnur, welche den Köcher hält, ist um die Brust gebunden. Er führt die Streitaxt und den Bogen. Die gelbe Manschette an der Rechten ist von Metall und dient dazu, um die Sehne des Bogens zu spannen.
Der alte Ägypter muss, nach den Wandgemälden zu urteilen, eine hellbraune Hautfarbe gehabt haben, etwa wie die heutigen Nubier. Der ägyptische Fellah scheint derjenige seiner Nachkommen zu sein, in welchem sich die alte Rasse noch am reinsten erhalten hat.
Nr. 12. ist ein Schwarzer mit rot gefärbtem Haar. Die Sitte, das Haar zu färben, hat sich noch heute bei den afrikanischen Stämmen erhalten.
Nr. 14 und 15. Streitäxte. Die metallenen Helme sind in den Stiel eingelassen, aber noch mit Ochsensehnen oder Lederriemen an demselben befestigt. In gleicher Weise wurden die Steinäxte an den Stiel befestigt. Nr. 16. Keule aus Akazienholz mit einer hieroglyphischen Inschrift, welche den Namen einer Königin, Hok-Amu, die Dienerin Amus, enthält. Solche Keulen wurden von allen Fusstruppen geführt. Nr. 17 und 18. Stock und vergrösserter Teil desselben. Seine Länge beträgt 1,50 m. Er diente vielleicht als Abzeichen einer Würde oder als Kommandostab. Nr. 24. Dolch mit elfenbeinernem oder Horngriff mit zwei Öffnungen für Daumen und Zeigefinger. Nr. 21, 22, 23, 25 und 26. Pfeil- und Lanzenspitzen aus Bronze. Es gab auch solche aus Knochen und Feuerstein. Nr. 19. Ein gefangener Asiate.
(Nach Champollion jun. und Prisse d’Avennes in den Monuments de Égypte et de la Nubie, Paris 1835-1847.)
Quelle: Geschichte des Kostüms in chronologischer Entwicklung von Albert Charles Auguste Racinet. Bearbeitet von Adolf Rosenberg. Berlin 1888.
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