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UNGARN, KROATIEN, RUMÄNIEN- VOLKSTRACHTEN

Trachten, Ungarn, Kroatien, Rumänien, Ruthenien, Slowakei

Volkstrachten aus Ungarn.

UNGARN – VOLKSTRACHTEN.

Tafel 338.

Bezüglich der nach Ethnie und geschichtlicher Nationalität höchst verschiedenartigen Völkerbestandteile, die die transleithanische Hälfte der österreichisch-ungarischen Monarchie bewohnen (bezogen auf den ungarischen Teil der Donaumonarchie, Land diesseits der Leitha), vergleiche man die Angaben zu Tafel 339. deren Erscheinen der vorliegenden vorausging. Die Typen der vorliegenden Tafel 338 gehören teils den slawischen Nationalitäten an, teils der rumänischen, also einer ursprünglich dako-romanischen, die jedoch durch die slawischen Nachbarschaften seit alters erheblich beeinflusst ist.

Obere Reihe.

1. Ruthenischer, also slawischer Bauer aus der Gespanschaft Marmaros in den nordöstlichen Karpaten. Weites Ärmelhemd mit breitem Ledergürtel, ärmelloser, bestickter Pelz mit der Lederseite nach außen, an den Vorderrändern mit Hasenfell ausgeschlagen; weite, feste Beinkleider.

2. Ruthenische Bäuerin aus der Gespanschaft Marmaros (Maramuresch oder Marmarosch). Kopftuch, rot oder blau, mit langen Enden, Ärmelhemd, an den Handgelenken geschlossen. Bestickte Pelzjacke mit dunklen Vorstößen. Roter Leibgürtel mit Binde-Enden. Bordierte blaudunkle Schürze. Dunkelblauer Rock mit handbreitem rotem Saum. Schaftstiefel, die aber im Sommer für gewöhnlich nicht getragen werden. Buntes, mehrreihiges Halsband aus Glas- und Tonperlen.

3. Gorale. d. h. Bergbewohner von Gora, Gebirge, von der Nordseite der Tatragegend, polnisch-galizischer Abkunft. Grobleinenes Hemd, das nur bis zum Gürtel reicht, unter dem Halse von einer Spange aus Messing oder Zinn geschlossen. Breiter Ledergurt mit großen Metallschnallen; gewöhnlich hängen Messer und Tabakspfeife daran. Lange Hosen mit einigen roten Schnüren, brauner kurzer Mantel oder Überwurf, „gunia“ genannt, aus grobem Ziegenloden. Bundschuhe mit oder ohne Fußlappen. Stielaxt als Handstab.

4. Bauer slawischer Abkunft aus den nördlichen Karpaten. Pelzjacke, besetzte Hosen, Bundschuhe.

5. Rumäne walachischen Stammes von der Maras (Fluss Marosch, Maros), aus der ungarischen Gespanschaft Arad. Verziertes Leinenhemd, „camasia“. Breiter, großschnalliger Ledergurt, woran das Messer und andere Unentbehrlichkeiten hängen. Weite Hosen aus Leinen, welche in diesem Fall den Madjaren nachgeahmt sind. Bundschuhe „opinci“ mit Fußlappen.

6. Slowake aus der Kaschauer Gegend (Košice), in festlicher Ausstattung. Breitkrempiger Filzhut, der in dieser Form der Kaschauer Gegend eigentümlich ist, geschmückt mit Bändern. Federn und künstlichen Blumen. Hemd. Tuchweste mit Metallknöpfen, beides verziert. Tuchbeinkleider, hohe Stiefel.

Untere Reihe.

7. Kroatin. Für gewöhnlich tragen die Kroatinnen ein einziges Gewand, ein kleidartiges, fußlanges Ärmelhemd aus starkem, ungebleichtem Leinen, das von der Schürze gegürtet wird und in der Hüftgegend zu vielen engen Fältchen eingenäht ist. In den Schlitz vor der Brust schiebt die Kroatin die Gegenstände, die sie mit sich führt, und durch die Schürzenbindung werden sie am herab fallen gehindert. In rauheren Jahreszeiten werden auch mehrere Kleidungsstücke aus dem grauhellen, festen Leinenstoff, z. B. ein ärmelloses Leibchen, getragen. Schürze unten vielfarbig durchwoben; Kopftuch hell und rot durchmustert, oder umgekehrt. Bundschuhe, soweit nicht in der wärmeren Jahreszeit barfuß gegangen wird.

8. Kroate aus der Umgegend von Agram (Zagreb), in Festkleidung. Hemd, ärmellose ausgenähte Tuchweste mit weißen Metallknöpfen. Hosen aus Leinen, hohe Stiefel anstatt der meist üblichen Bundschuhe. Große befranste Umhängetasche.

9. Rumänin walachischen Stammes aus der Gegend von Orsova an der Donau, ungarisch-rumänisch-serbische Grenze. Weitärmeliges Hemdkleid, genannt Camasia, mit bunten Stickereien, vorwiegend rot und gelb, bei älteren Frauen blau. Dazu die vorne und hinten herabhängende Doppelschürze, Catrinza, aus buntem Wollstoff oder bunten langen Fransen. Im Winter noch Pelzwesten und Ausgeh-Röcke. Kopftücher, sehr vielgestaltig, werden ständig nur von den verheirateten Frauen getragen. Halsschmuck aus Glas- und Tonperlen, Korallen, Münzen. Als Fußbekleidung, soweit sie getragen wird, helle, feinere Bundschuhe oder auch Kniestiefel.

10. Frau der Gegend von Agram (Zagreb) mit bestickter Oberjacke.

11. Slowakin der Preßburger Gegend (Bratislava, Slowakei) in Festtracht 1857 beim Empfang des Kaisers Franz Josef durch Landestrachten. Anliegendes, weißes Kopftuch, Hemd mit Spitzenstreifen, weißes Leibchen mit Metallknöpfen und Schleifen, weißer Rock und weiße Schürze. Rote Korduan-Stiefel.

12. Kroatischer Bauer. Hemd und Hosen aus festem Leinen. Weste mit vielen Knöpfen. Schafpelz in Jackenform mit der Lederseite nach außen und mehr oder minder verziert. Filz- oder Strohhut, den alles mögliche verziert, z. B. an Festtagen auch Heiligenbilder. Umhängetasche am Bandelier, wie bei Fig. 8. Hölzerne geschnitzte Weinflasche für die Feldarbeit oder den Aufenthalt auf der Weide, ganz ähnlich auch von den Madjaren (Ungarn, Magyaren) verwendet. Bundschuhe. Großer rotbunter Schirm mit gepreßtem Messinggriff — übrigens ein Kulturerzeugnis ohne nationale Begrenzung; man kann diese Schirme auch noch in Italien und anderen Ländern finden.

13. Rumänin walachischen Stammes aus der ungarischen Donaugegend. Hemd, bunter Gürtel. Doppelschürze, Kopftuch, Halsschmuck. Vgl. Fig. 9.

Abbildungen mit Ausnahme von Fig. 4 und 10 nach A. v. Hevden, Blätter für Kostümkunde, Verlag Lipperheide.

Quelle: Geschichte des Kostüms von Adolf Rosenberg. Text von Prof. Dr. Eduard Heyck. Erschienen bei Ernst Wasmuth, Berlin 1905.

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