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Die Sarner Tracht. Die Volkstrachten des Sarntal in Tirol.

Das Sarntal, italienisch Sarentino, ist ein Tal und eine Gemeinde in Südtirol in Norditalien, etwa 15 Kilometer nördlich der Stadt Bozen gelegen. Die Gemeinde besteht aus mehreren Städten und Dörfern. Der größte Ort, Sitz des Bürgermeisters und des Gemeinderats, ist Sarnthein. Das Gemeindegebiet umfasst fast das gesamte Sarntal, das vom Fluss Talvera durchflossen wird und inmitten der Sarntaler Alpen liegt. Es gibt 28 Gemeindebezirke und das gesamte Tal ist von 140 Berggipfeln umgeben.

Trotz der Nähe zu Bozen hat sich die Gemeinde, auch dank ihrer relativen Abgeschiedenheit, ihre starken Traditionen bewahrt, auch wenn König Maximilian I. bereits 1494 seinen Sarntaler Leutnant Blasius Anich eine Straße bauen ließ, um Bozen mit dem Tal zu verbinden („gemain farweg und strazzen in das tal Sérnntein an der Etsch“). Erst in den 1930er Jahren wurde sie durch eine neue Straße mit 21 Tunneln ersetzt, die allerdings durch Steinschläge und Erdrutsche oft unpassierbar wurde. Die Straße wurde mit dem Bau der beiden neuen Tunnel Grafenstein und Goldegg modernisiert.

Das Tal ist berühmt für seine Federkielstickerei auf Leder, die mit den Rachiden von Pfauenschwanzfedern gemacht wurden. Bekannt ist auch die besondere Kunst des Schnitzens von Sarner Reggele Bauernpfeifen, sowie das Handweben und Stricken. Berühmt in der historischen Region Tirols ist der Sarner, eine spezielle handgenähte Wolljacke, sowie die traditionelle Tracht des Tales, die Sarner Tracht. Die Pfarrei Sarntal gehört seit dem frühen Mittelalter bis heute ununterbrochen zum Deutschen Orden und ist Teil der Etsch- und Bergvogtei.

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Tiroler Trachten des Sarntal.

Die Sarner Tracht

Die älteren Männer tragen schwarze Hüte, der Hut des ledigen Burschen ist von hellgrünem Filz, er ist mit niedrigem Kopf und in der Krempe von mächtiger Breite, von der die grünen Seidenbänder herabhängen. In der Form des Gürtels, wie in dessen Stoff und Ausschmückung konnten wir keinen Unterschied zwischen denen der Passeyrer *) finden, er ist wie bei diesen von schwarzem Leder und mit Federkielen reich gestickt. Die kurze federkielbestickte Lederhose („Kraxe“), die das Knie völlig entblößt läßt, sind von größerer Weite als gewöhnlich, auch nicht von Leder, sondern von dichtem schafwollenen Gewebe.

*) Das Passeiertal ist das Tal des Flusses Passer, in den Bergen Südtirols, Norditalien. Die Passer ist ein linksufriger Nebenfluss der Etsch. An der Mündung des Tals, wo sich die beiden Flüsse vereinen, steht die Stadt Meran. Von dort aus verläuft das Tal nach Norden zum Timmelsjoch, das nach Sölden im Ötztal in Österreich führt und zum Jaufenpass, der nach Sterzing im Wipptal führt.

Der Sarner ist ein Freund der bunten, lebhaften Farben, in seiner leuchtend hoch roten Joppe aus Loden und darunter mit dem Brustfleck von Tuch derselben Farbe, über dem sich der hellgrüne Damasthosenträger kreuzt, sieht er viel munterer aus als seine Nachbarn in ihren ernster gestimmten Trachten. Das schneeig, weiße Hemd, an dem oberen Teil der Brust sichtbar, ist mit Zwirnkante besetzt, die zierlich den Hals umschließt und als Busenstreif vorn herabläuft.

Die weißen Strümpfe sind durch hochrote Bänder unter dem Knie gebunden und in Schleifen geknüpft, die Schuhe von schwarzem Leder, halbweit ausgeschnitten und durch farbige Bänder und Schleifen geschnürt.

So liebt der Sarner sich am Festtag zu sehen; in der Woche, wenn er seinen Berufsgeschäften nachgeht, ist er einfacher und schlichter in den Farben. Der Hut ist kleiner und schwarz gefärbt, die Joppe dann von braunen Loden Stoff, wie auch die Hose. Statt des „Brustflecks“ umschließt eine dunkelgrüne Tuchweste mit metallenen Knöpfen den Oberkörper, die dann teilweise wieder durch den ledernen, in vielen Verzierungen ausgeschnittenen Hosenträger gedeckt wird. Der Gürtel ist unverändert derselbe, aber die Strümpfe sind dann schwarz und mit farbigen Bändern am Knie gebunden. Das Hemd endlich, das über der Weste sichtbar wird, läßt einen gewöhnlichen Kragen herabfallen, der von einem bunten Halstuch von Kattun (dichtes Baumwoll-Gewebe) umschlungen ist.

Auch die Sarnerin ist am Sonntag so stattlich heraus geputzt; ihr Hut, gleich dem der Männer von bedeutendem Umfang in der Krempe, bei nur niedrigem Kopf, ist stets von schwarzem Filz und mit schwarzen Seidenbändern oder roten Schnüren geziert, die am Nacken herabhängen. Das Miederleibel von Schafwolle besteht aus Teilen von roter und schwarzer Farbe; an seinem vorderen Ausschnitt befinden sich an jeder Seite eine Reihe silberner Haken, durch die die schwarzen Seidenschnüre zum zusammenhalten des Mieders gezogen werden. Der Latz, der zugleich damit festgehalten wird, ist bei den Frauen von grüner Farbe mit schwarzem Mittelteil.

Zunächst an Mieder und Latz sich anschließend, bedeckt ein Koller von weißem Piqué den oberen Teil der Brust und des Halses und ist wie das Hemd des Mannes mit zierlicher Kante besetzt; durch farbige seidene Bänder ist das Koller unter die Arme sich schlingend befestigt und an Wochentagen noch durch ein dreizipfelig gelegtes Tuch von dunkelblauem Kattun zum größten Teil gedeckt; der eine dieser Zipfel fällt mit seiner Spitze über den Rücken, während die anderen beiden Zipfel, unter dem Hals sich kreuzend, an die seidenen Bänder oder weißen Schnüre des Kollers befestigt sind. Der bauschige Hemdsärmel, der den Ellenbogen nur erreicht, ist an diesem Abschluss mit einer Kantenkrause wie das Koller geziert; so stattlich er auch aussieht, ist dennoch zur vollständigen Festtracht eine den Oberkörper umschließende Jacke von blauem oder schwarzem Tuch, die in Form und Besatz der im Passeyer üblichen Frauenjacke gleich ist, unerläßlich.

Der faltenreiche Rock von schwarzer Schafwolle reicht etwa handbreit bis über den Knöchel; am unteren Saum ist er häufig mit einem grünen Bande eingefaßt. Die Schürze, am Wochentag meist von dunkel: blauem Kattun, ist Sonntags auch von weißem Leinen oder farbiger Wolle und dann mit einem seidenen Schürzenband, dass in Schleifen vorn herabfällt, gebunden.

Die Strümpfe der Frauen sind gewöhnlich schwarz, wie auch die ledernen Schuhe, die mit farbigen Bändern geschnürt sind. Die jungen Mädchen dagegen tragen am Festtage hochrote Strümpfe, sowie auch der Latz ihres Miederleibels von rotem Tuch ist und dessen Mittelteil von schwarzem Samt eine gestickte Rose ziert. Die sich auf der Brust kreuzenden Schnüre des Miederleibels sind dazu von violetter Seide.

Quelle: Volkstrachten. Original-Zeichnungen mit erklärendem Text von Albert Kretschmer. Maler und Professor am Königl. Hoftheatr Berlin. Leipzig J. G. Bach’s Verlag (Fr. Eugen Köhler) 1887. Deutsche Volkstrachten von 1864-1870.

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Illustration, Delphin, Putte
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