Burgundische Fürstin mit Gugel. Anfang des 15. Jahrh.
BURGUNDISCHE FÜRSTIN. Anfang des 15. Jahrhunderts.
Von A. von Heyden.
Der Gugel, auch Gogel, Kokel (von cucullus, Kappe, auch Düte, Martial) ist eine, das 14. und 15. Jahrhundert in den verschiedensten Formen beherrschende Kopfbedeckung beider Geschlechter. Bald Kapuze mit langem Schwanz, bald vollständig der Kapotte (kleiner Damenhut mit Kinnband) des 19. Jahrhunderts gleich, bis auf die Schultern herab reichend und unter dem Hals geschlossen, oft sogar das ganze Gesicht bedeckend, dann aber ohne jeden vorderen Verschluss, wird dieses Kleidungsstück ein wesentlicher Teil ebenso des vornehmen Staatskostümes, wie des Reise- oder Jagdkleides und hielt sich am längsten im Arbeiter und Bauernstand.
Das Kostüm ist derselben Miniatur entlehnt, wie das vorhergehende Blatt. Die Dame trägt eine aus rotem Samt gefertigte Hoike, welche, mit weissem Pelz gefüttert, der an allen Säumen hervortritt, die Gestalt verhüllt und nur mässigen Taillenschnitt ziemlich hoch unter der Brust zeigt.
Die beiden Ärmel sind von einander verschieden: der Linke ist glockenförmig geschnitten und reicht an der Vorderseite nur bis zum halben Unterarm, während er, an der unteren Seite ausserordentliche Weite gewinnend, länger als der Rock, auf dem Boden schleppt und, namentlich durch das Pelzfutter ungelenk macht, fast die Bewegung des Armes verbirgt.
Der Saum des Kleides, sowie des linken Ärmels ist in Zatteln geschlitzt, und zwar reicht der mittelste Schlitz der Vorderseite des Kleides bis etwa zum Knie. Der rechte Ärmel zeigt eine durchaus andere Gestalt; er ist enger und endet wenig über dem Handgelenk in einer mächtigen Pelz-Manschette, unter welcher wiederum eine, in viele gezattelte Streifen geteilte Leinewand-Manschette hervortritt; im vorliegenden Falle scheint letztere über den engen Ärmel des grünseidenen Kleides gezogen zu sein.
Auf anderen Zeichnungen jener Zeit, sogar desselben Pergaments, scheint, wie nebenstehender Holzschnitt andeutet, die Manschette der Vorderteil eines gefalteten Unterärmels von weissem Leinen zu sein, der durch ein Bündchen fest an das Handgelenk anschliesst. Den Kopf deckt eine Mütze von schwarzem Samt, ein sogenannter Gugel *). dessen bis auf die Schultern herabfallende Seiten- und Rückenteile tief gezattelt und goldverbrämt sind; an dem vordersten, etwas abgerundeten Lappen ist ein kostbares Schmuckstuck von Edelsteinen befestigt.
Eine Kette von merkwürdig grossen Goldkugeln, welche man vielleicht für Schellen halten könnte. liegt über den Schultern; der tief auf der Hüfte getragene Gürtel von schwarzem Samt mit Silberbeschlägen vollendet die Erscheinung.
Die linke Hand trägt den mit der Haube versehenen Falken auf dem Daumen. Ein hirschlederner, vielleicht gestickter, mit langer, weicher Stulpe versehener Handschuh schützt die Hand vor den scharfen Fängen des Vogels. Der Schuh der Dame, ohne jeden Absatz, würde eine kleine Spitze zeigen müssen, sich übrigens der Form des Fusses anschmiegen und wahrscheinlich von Samt oder Brokat gefertigt sein.
Quelle: Blätter für Kostümkunde: historische und Volkstrachten von Franz Lipperheide.
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