Ferdinand III., Deutscher Kaiser 1637-1657.
Geb. 13. Juli 1608, gest, 2. April 1657.
Ferdinand III., deutscher Kaiser, als Sohn des nachmaligen Kaisers Ferdinand II. und dessen Gemahlin Maria Anna von Bayern am 13. Juli 1608 zu Graz geboren, erhielt seine Erziehung durch die Jesuiten und wurde am 2. Dezember 1686 als König von Ungarn, am 21. November 1627 als König von Böhmen gekrönt. Vergeblich bewarb er sich gegen Wallenstein um den Oberbefehl über das kaiserliche Heer; erst nach des letzteren Tode 1634 gelangte er zu dem gewünschten Ziel und erntete durch die Eroberung von Regensburg und den Sieg bei Nördlingen grossen Ruhm, wenn auch diese Erfolge mehr das Verdienst seines Generals Matthias Gallas als sein eigenes waren. Auch auf die Politik gewann er nunmehr einigen Einfluss. Am 30. Dezember 1636 zum römischen König erwählt, sah er sich durch den Tod seines Vaters am 15. Februar des folgenden Jahres an die Spitze der österreichischen Länder und des Deutschen Reiches gestellt.
Fast noch zwölf Jahre lang tobte der unselige Religionskrieg in Deutschland, und es schien öfters, als ob die kaiserliche Macht, die sich auf ein nur notdürftig ausgerüstetes Heer stützte, erliegen werde. Nach seinem glorreichen Debut nahm Ferdinand nicht mehr persönlich am Kampf teil; nur gegen den Ausgang des Krieges trat er noch zweimal, 1645 bei Jankau und 1647 bei Eger, den Schweden entgegen, ohne jedoch von dem früheren Glück begünstigt zu werden. Er war überhaupt eine mehr friedliebende Natur und gab sich von Anfang seiner Regierung an Mühe, den Krieg beizulegen; jedoch vermochte er nur Württemberg, Zweibrücken, und Hanau für die Annahme des Prager Friedens zu gewinnen, während seine Versuche, mit Schweden eine Verständigung zu erreichen, durch Frankreichs Intrigen vereitelt wurden. Anderseits hinderte ihn freilich sein strenger Katholizismus, ohne weiteres den Forderungen der Protestanten nachzugeben; er wollte lieber Krone und Leben verlieren, als seinen Landen Religionsfreiheit gewähren.
Erst am 24. Oktober 1648, als zu befürchten stand, dass die katholischen Stände auf eigene Faust Frieden schliessen würden, liess sich Ferdinand zur Unterzeichnung des Westfälischen Friedenstraktats bereit finden, welcher nicht allein die kaiserliche Macht beschränkte – die Unabhängigkeit der Schweiz und der Niederlande wurde anerkannt und die Selbständigkeit der einzelnen Reichsfürsten erweitert -, sondern ihm persönlich auch durch Abtretung des österreichischen Elsass mit Breisach an Frankreich Opfer auferlegte. Wo es nun anging, suchte der Kaiser einzelne Friedensbestimmungen zu seinen Gunsten zu wenden. So stellte er in Schlesien den Katholizismus wieder her, indem er die protestantischen Prediger und Lehrer auswies, ein Vorgehen, welches das allgemeine Friedensbedürfnis ermöglichte. Ja, es gelang ihm, die Erwählung seines Sohnes Ferdinand Maria zum römischen König 1653 durchzusetzen, und auf dem Reichstag zu Regensburg 1653 auf 1654 wusste er die Feststellung einer Wahlkapitulation zu verhüten, sowie wichtige Veränderungen in der Justizverwaltung herbeizuführen. Dagegen starb sein Sohn schon 1654, und Frankreich verstand die geistlichen Kurfürsten so geschickt zu behandeln, dass Ferdinand bei seinen Lebzeiten die Wahl seines zweiten Sohnes zu seinem Nachfolger nicht mehr zu bewirken vermochte. Seine Erbitterung gegen Frankreich wurde noch durch Mazarins Bemühung, zwischen dem französischen und spanischen Hofe eine Verschwägerung herzustellen, gesteigert, und so sandte er 1656 gegen Frankreichs Bundesgenossen, den Herzog von Modena, ein Heer über die Alpen. Auch schickte er sich an, Schweden, welches Polen angegriffen hatte, zu bekriegen, als ihn am 2. April 1657 der Tod hinwegraffte.
Ferdinand III. war ein gelehrter Herrscher, der mehrere fremde Sprachen sprach und sich mit Wissenschaften und Künsten, namentlich mit der Musik, befasste. Er malte, drechselte in Elfenbein, schrieb Verse und komponierte nicht ohne Geschick. Mit einem starken Gedächtnis verband er ein treffendes Urteil und gewandte Beredsamkeit. In seinen Unternehmungen dagegen unsicher und zaghaft, zog er sich von der Leitung der Politik mehr und mehr zurück. In allen kirchliche Dinge berührenden Fragen pflegte er das Gutachten seines Beichtvaters und seines Gewissensrates einzuholen. Sein Familienleben – er war dreimal verheiratet – war ein inniges und reines, und gegen seine Umgebung zeigte er sich freundlich und herablassend.
Stich von Jonas Suyderhoef.
Quelle: Das Zeitalter des Dreissigjährigen Krieges (1600-1670). Allgemeines historisches Portraitwerk. München 1895. Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft vormals Friedrich Bruckmann. Nach den besten gleichzeitigen Originalen nach Auswahl von Dr. Woldemar von Seidlitz mit biografischen Daten von Dr. H. Tillmann und Dr. H. A. Lier.
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