Friedrich Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg. Der grosse Kurfürst.
Geb. 6. Februar 1620, gest. 29. April 1688.
Friedrich Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg. (Der grosse Kurfürst.) 1640-1688.
Friedrich Wilhelm, der Sohn des Kurfürsten Georg Wilhelm und der pfälzischen Prinzessin Elisabeth Charlotte, kam als siebenjähriger Knabe nach Küstrin unter die Obhut des Romilian Kalkum, genannt Leuchtmar, der in ihm eine leidenschaftliche Verehrung für Gustav Adolf erregte und ihn hierdurch der österreichischen Politik seines Vaters entfremdete. Im Jahre 1634 begab er sich in die Niederlande an die Universität Leyden und von dort in das Herzogtum Cleve, dessen Stände ihn zu ihrem Statthalter erheben wollten. Sein Vater aber, dem die Übertragung der Statthalterschaft die Selbständigkeit seines Sohnes allzusehr zu fördern schien, sandte ihn nach Königsberg und versagte ihm jeglichen Einfluss auf die Regierung. Als er am 1. Dezember 1640 den Thron bestieg, brach er sofort mit dem politischen System seines Vaters, entliess den Minister Schwarzenberg, den Wortführer des kaiserlichen Interesses, und schloss am 14. Juli 1641 Frieden mit Schweden.
Mit grosser diplomatischer Geschicklichkeit sehen wir ihn in den folgenden Jahren um die Souveränität des Herzogtums Preussen ringen, die nach der dreitägigen Schlacht von Warschau im Vertrag von Labiau (Aug. 1656) von den Schweden zugesichert wurde, worauf auch die Anerkennung von Seiten Polens im Vertrag zu Wehlau folgte. Obwohl er auf der Seite Schwedens gestanden, erhielt er im Frieden von Oliva (1660) das geforderte Hinterpommern nicht zurück. Gegen die Übermacht Frankreichs führte er im Bund mit Holland, dem Reich und andern deutschen Fürsten 1672 seine Armeen ins Feld, und selbst nachdem die Lauheit der österreichischen Feldherren und ein Einfall der Franzosen in die westfälischen Provinzen ihn zum Frieden von Vossem genötigt hatten, erschien er im Jahre 1674 wieder auf dem Kampfplatz und harrte mutig aus, bis ein Einfall der Schweden in Hinterpommern ihn zum Schutze seines Landes zurückrief.
Er vernichtete in der Schlacht bei Fehrbellin (28. Januar 1675) das schwedische Heer und säuberte in raschem Siegeslauf sein Land von den Eindringlingen. Seine militärischen Erfolge aber erfüllten nicht die berechtigten Hoffnungen auf die Wiedererwerbung des im westfälischen Frieden verlorenen Vorpommern und Rügen. Das Reich und Holland hatten zu Nimwegen mit Frankreich Frieden geschlossen, und so musste er sich denn auch zum Frieden mit Frankreich entschliessen, der am 29. Juni 1679 zu St. Germain-en-Laye zu Stande kam und ihn zur Herausgabe aller gemachten Eroberungen zwang.
Das fortan freundliche Verhältnis zu Frankreich wurde getrübt, als Friedrich Wilhelm den durch das Edikt von Nantes aus Frankreich vertriebenen Reformierten in seinen Staaten einen Zufluchtsort anbot und sich an Österreich im Ungarnkriege anschloss, um es seinen Ansprüchen auf die schlesischen Fürstentümer Liegnitz, Brieg und Wohlau geneigter zu machen. Wie er durch seine glorreichen Waffentaten und durch seine geschickte Diplomatie der Begründer des preussischen Staates geworden ist, so hat er durch seine meisterhafte Verwaltung den nationalen Wohlstand gehoben. Und mit Recht preist ihn sein grosser Urenkel als den Schöpfer des Ruhmes des Hauses Hohenzollern.
Quelle: Das Zeitalter des Dreissigjährigen Krieges (1600-1670). Allgemeines historisches Portraitwerk. München 1895. Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft vormals Friedrich Bruckmann. Nach den besten gleichzeitigen Originalen nach Auswahl von Dr. Woldemar von Seidlitz mit biografischen Daten von Dr. H. Tillmann und Dr. H. A. Lier.
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