George Villiers Herzog von Buckingham.
Geb, 20. Aug. 1592, gest. 23. Aug. 1628. Minister Jakobs I. und Karls I. von England.
George Villiers wurde am 20. August 1592 auf Schloss Brookesby in Leicestershire als jüngerer Sohn von Sir George Villiers geboren. Nach dem frühen Tod des Vaters begab sich der Jüngling auf Wunsch seiner berechnenden und ehrgeizigen Mutter Mary geb. Beaumont drei Jahre lang nach Paris, um sich zum vollendeten Kavalier auszubilden und besuchte hierauf die Universität Cambridge. Durch seine Schönheit und seine gewandten Manieren erregte er die Aufmerksamkeit König Jakobs I., der ihn 1615 an den Hof zog und zu seinem Mundschenken ernannte. Schon nach wenig Wochen erhielt Villiers den Ritterschlag und wurde nach dem Sturz Robert Carrs Grafen von Somerset der erklärte Günstling des Königs. Rasch stieg er von Stufe zu Stufe bis zur Würde eines Herzogs von Buckingham, die ihm Jakob 1623 verlieh. Von allen Seiten wurde jetzt dem Allmächtigen geschmeichelt, auch der berühmte Bacon beugte sich schweifwedelnd vor ihm. Die Ämter und Stellen des Staats besetzte Villiers mit seinen Anhängern und Verwandten oder verkaufte sie um Geld. Der König wurde von ihm völlig beherrscht und auch der Thronfolger geriet mehr und mehr in die Abhängigkeit zu seinem Günstling.
In der auswärtigen Politik war Buckingham anfangs für direkte Unterstützung von Jakobs Schwiegersohn, Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz, gegen die katholischen Mächte eingetreten; doch sagte er sich seit 1620 von der Kriegspartei los und suchte sich Spanien zu nähern, um diese Macht für Friedrichs Rehabilitation zu gewinnen. Durch die Vermählung des Prinzen Karl von Wales mit einer Infantin hoffte er am ehesten zum Ziele zu kommen; allein in Madrid, wohin er sich 1623 mit dem Prinzen begeben hatte, stiess er auf unvermutete Schwierigkeiten und kehrte deshalb, da sich die Verhandlungen ohne Resultat in die Länge zogen, tiefgekränkt nach London zurück, um von nun an der erbittertste Feind der Spanier zu werden. Das Parlament willigte mit Freuden in den Abbruch der Beziehungen mit Spanien und gewährte beträchtliche Geldmittel zu einem Krieg. Aber noch ehe dieser begann, starb Jakob I. 1625.
Die Thronbesteigung Karls I. änderte die Stellung des Herzogs keineswegs; er wurde vielmehr am 9. Mai 1625 Mitglied des Ausschusses für die auswärtigen Angelegenheiten im geheimen Rat und dadurch dessen eigentlicher Führer. Mit Frankreich hatte er schon 1624, nach seiner Rückkehr von Madrid, wegen einer Allianz unterhandelt, die jetzt durch die Vermählung des jungen Königs mit der französischen Prinzessin Marie Henriette besiegelt wurde. Allein sein Plan, die Hugenotten für seine Zwecke zu benützen, scheiterte an der Staatsklugheit Richelieus, und auch vom englischen Parlamente sah er sich heftig angegriffen. Um nun die Gunst des Volkes wieder zu erlangen, veranlasste er eine Expedition gegen Cadiz. Aber diese missglückte; dazu begann sich das Bündnis mit Frankreich mehr und mehr zu lockern und löste sich endlich ganz auf.
Unterdessen wurde die Missstimmung gegen den Minister im Lande immer grösser, und das Parlament versetzte ihn wegen seiner Willkürakte in Anklagezustand. Er griff daher wieder zu seinem alten Mittel, indem er durch kriegerische Unternehmungen, und zwar zu Gunsten der Hugenotten, seine schwankende Stellung wieder zu befestigen suchte. Persönlich übernahm er das Kommando einer ansehnlichen Flotte, vermochte aber weder die Insel Ré zu erobern noch die belagerten Hugenotten in La Rochelle zu befreien. Nur dadurch, dass der König dem Parlament die Petition of right bewilligte, welche die Eintreibung jeder unrechtmässigen Auflage unmöglich machen sollte, konnte der Herzog die Mittel zu einem neuen Krieg erlangen. Aber während der Vorbereitungen zu demselben ereilte ihn das Verhängnis: durch den Dolch eines zurückgesetzten Offiziers wurde er am 23. August 1628 ermordet, zum Bedauern des Königs jedoch zur Freude des englischen Volkes.
Bei allen Schattenseiten hat Buckingham doch auch Verdienste sich erworben. So liess er es sich als Lord-Grossadmiral angelegen sein, eine tüchtige Marine zu schaffen, und betätigte, nachdem er 1626 zum Kanzler der Universität Cambridge erwählt worden war, für diese Hochschule eine nicht geringe Fürsorge. Er begünstigte überhaupt die Gelehrten und Künstler, sammelte eine grosse Gemäldegalerie und wendete dem Drama lebhafte Teilnahme zu.
Stich von W. Delff nach dem Gemälde von M. J. Mierevelt.
Quelle: Das Zeitalter des Dreissigjährigen Krieges (1600-1670). Allgemeines historisches Portraitwerk. München 1895. Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft vormals Friedrich Bruckmann. Nach den besten gleichzeitigen Originalen nach Auswahl von Dr. Woldemar von Seidlitz mit biografischen Daten von Dr. H. Tillmann und Dr. H. A. Lier.
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