, , , , , , , , , , , ,

Bart, Haar und Perücken Moden während des 17. und 18. Jahrhunderts.

Allongeperücken, Bart, Haar, Perücken, Moden, Barock, Rokoko,
Deutschland 17. und 18. Jahrhundert. Bart, Haar und Perücken Moden.

DEUTSCHLAND. XVII. XVIII. JAHRHUNDERT

TAGESMODEN: BART, HAAR UND PERÜCKEN. HISTORISCHE FIGUREN. GEISTLICHE, STAATSMÄNNER UND KRIEGER.

Nr. 1, 14 und 15. Geistliche.

Nr. 2, 3, 4, 6, 7, 8, 9, 11, 13, 16 und 17. Juristen, Beamte, Lehrer.

Nr. 5, 10 und 12. Krieger.

Im XVI. Jahrhundert fing man wieder an, Bärte zu tragen. In Frankreich beschränkte sich diese Mode zunächst auf die Laien, in Italien ging die katholische, in Deutschland die protestantische Geistlichkeit mit dem Beispiel voran. Unter Ludwig XIII. fing der Bart an zu verschwinden und verflüchtigte sich schliesslich zur Royale, einer kleinen Fliege am Kinn Schnurr- und Kinnbart hatten sich allmählich so verkleinert, dass man dieses gänzliche Verschwinden kaum bemerkte.

Der Nachfolger Heinrichs IV. führte eine neue Umwälzung durch das Tragen des langen Haares herbei, und da nicht Jeder sich eines üppigen Haarwuchses erfreute, nahm man zu künstlichen Mitteln seine Zuflucht. Man fing mit der postiche, einer falschen Haarsträhne, an, und um 1629 erschienen die ersten Perücken. Beamte, Professoren und Juristen trugen vorwiegend die Perücke à calotte, die wahrscheinlich von Richelieu eingeführt worden war.

Die charakteristische Haartracht der Zeit Ludwigs XIV. ist die kolossale In-folio-Perrücke, während die letzten Jahre des XVII. Jahrhunderts nur noch die Puderperücke kannten.
In den ersten Jahren des XVIII. Jahrhunderts trugen nur Fürsten und Herren im grossen Zeremonienkostüm, Beamte und Juristen in Amtstracht die Perücke.

Die verschiedenen Wandlungen der Bart- und Haartracht waren in ganz Europa dieselben.
Die auf unserer Tafel dargestellten Beispiele sind ausschliesslich deutscher Herkunft.

GEISTLICHE.

  • Nr. 14. Lucas Gernlerus, Professor der Theologie und Kirchengeschichte an der Universität Basel. Unter einer Kappe gekräuseltes Haar; aufwärts gedrehter Schnurr- und langer Kinnbart.
  • Nr. 15. Egidius Strauch aus Wittenberg. Doctor der Theologie, Pastor und Rector des Gymnasiums in Danzig. Bildniss vom Jahre 1682.
    Perrücke à calotte frisiert. Aufwärts gedrehter Schnurrbart, langer geteilter Kinnbart.

Nr. 1. Andreas Mühldorf, Prediger von Sanct Sebald in Nürnberg, Professor der Theologie und Kirchengeschichte. Geb. 1636. Perücke, wie man sie vor der en crinière de lion trug. Vollständig rasiert.

JURISTEN, BEAMTE, PROFESSOREN.

  • Nr. 6. Conrad Peutinger, Stadtschreiber von Augsburg. Geb 1465, gest. 1547. Schlichtes Haar, über der Stirn aufgekämmt. Spitzer Schnurrbart. Langer Kinnbart.
  • Nr. 17. Emmeran Syroth, Präsident des Konsistoriums und Magistratsmitglied in Regensburg. Portrait von 1664. Seidenperücke mit Haarlocken. Spitzer Kinnbart.
  • Nr. 7. Jeremias Dumlez; Portrait von 1687. Langes Haar. über der Stirn aufgekämmt. Schnurrbart à la coquille. Spitzer Kinnbart.
  • Nr. 3. Hieronymus Petrus Stetten, Magistratsmitglied der freien Stadt Frankfurt; geb. 1609. Portrait von 1669. Langes, an den Seiten gekräuseltes Haar. Dünner Schnurrbart, kleine Fliege.
  • Nr. 11. Leonhard Weiss, Rat des Kaisers Ferdinands III., Magistratsmitglied in Augsburg. Auf dem Scheitel kurz geschorenes, an den Seiten gepufftes Haar. Schnurrbart und Fliege.
  • Nr. 8. Zacharias Stenglinus. Rat des Herzogs von Württemberg und Syndicus der freien Stadt Frankfurt; geb. 1604. gest. 1674. Lange Perücke- vorn und hinten über die Schultern fallend. Dünner Bartstreifen auf der Oberlippe.
  • Nr. 13. Unbekannte Person. Perücke à calotte; dünner, aufwärts gedrehter Schnurrbart. Tracht von ungefähr 1670.
  • Nr. 2. Kaspar Ziegler, Professor der Rechte, Rat des Kurfürsten von Sachsen. Perücke en crenière de lion. Dünner Schnurrbart und Fliege.
  • Nr. 9. Johann Jakob von Berg. Magistratsmitglied in Regensburg. In-folio-Perücke (Allongeperücken nannte man grand in-folio). Vollständig rasiert.
  • Nr. 4. Johann Christoph Thill, Ratsherr in Regensburg; geb. 1659. gest. 1728. Lange Puderperücke vom Anfang des XVIII. Jahrhunderts. Amtstracht.
  • Nr. 16. Johann Christoph Wildius. Magistratsmitglied in Regensburg; 1670 – 1743. Puderperücke, wie sie zu der Amtstracht üblich war.

KRIEGER.

  • Nr. 12. Konrad Widerholtius. General im dreissigjährigen Kriege. Lange herabfallende Haare; Schnurrbart à la coquille und royale am Kinn.
  • Nr. 5. Militärischer Typus; unbekannte Person. Schnurrbart en croc mit der royale; langes Haar.
  • Nr. 10. Friedrich, Markgraf von Baden und Hochberg; geb. 1594 gest. 1659. Lockenperücke; kleiner Schnurrbart und Fliege.

Abbildungen nach gleichzeitigen Stichen der Brüder Kilian, von Somer, Böner, Heiss u. s. w. nach Matthäus Merian, Crams und Kirchmair.
Vgl. J. B. Thiers, Histoire des perruques, Paris, 1690. – Memoires pour servir à l’histoire de la barbe de l’homme, Lüttich, 1774.

Quelle: Geschichte des Kostüms in chronologischer Entwicklung von Auguste Racinet. Bearbeitet von Adolf Rosenberg. Berlin 1888.

Ähnlich

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar