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Über das Wetterläuten in Tirol und Brandenburg. Ansichten von Innsbruck.

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Markt in Innsbruck.

Das Wetterläuten. Tirol. Markt in Innsbruck um 1859.

Über das Wetterläuten in Tirol berichtet Eduard Ille in der Zeitschrift des Vereins für Volkskunde (1898, S. 327) das Nachstehende: „In dem tiefliegenden Tal Wildschönau (Bezirk Kufstein) hat ein einziger Bauernhof auf einem Berg in der Mitte des Tales eine etwas weitere Umsicht in den Horizont. Der Bewohner desselben hat daher von der Gemeinde etliche Böller zur Verfügung, durch deren Zündung er die übrigen auf dem Felde beschäftigten Dorfbewohner in Kenntnis setzt, wenn ein Hochgewitter naht, und sie dadurch nach Hause und in die Kirche ruft.

Das Wetterläuten hat in Tirol noch seinen guten Glauben und seine guten Folgen, so dass gewisse Kooperatoren (katholischer Hilfsgeistlicher) und Vikare sogar den ehrenvollen Beinamen „Wettergerecht“ erhalten, wenn infolge ihres fleißigen Läutens und Segens in dem Ort, worin sie tätig sind, lange kein Hagel fiel oder kein Blitz zündete.

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Ansicht von Innsbruck um 1859. Stahlstich gezeichnet und gestochen von Rouargue Frères.

Von einem solchen wettergerechten Herrn Vikar in der Wildschönau wussten die Bauern sogar, dass auf einen kräftigen Segen hin der schon aus den Wolken stürzende Hagel sich noch eine Elle hoch über dem Feld in Regen verwandelte.

Ein Vikar in Brandenburg liess sich in der Kirche während der Erteilung des Wettersegens an der einen Hand vom Messner und an der anderen Hand vom Ministranten festhalten, damit ihm keine Wetterhexe ankäme und ihn etwa gar aus dem Gotteshaus entführe. Das geschah in den zwanziger Jahren unseres Säkulums. Besonders während der Erntezeit sind die geistlichen Herren sehr fleißig und freigebig mit dem Wetterläuten und Johannissegen, weil dann der Wetterzehent oder die Läutgarbe von den dankbaren Pfarrkindern besonders ergiebig entrichtet wird. Schlägt Hagel oder Blitz etliche male bedeutend und in kurzen Zwischenräumen ein, so hat die Gemeinde wenig Vertrauen mehr auf die rechte Priesterwürde und die Frömmigkeit ihres derzeitigen Seelenhirten.

Quelle:

  • Globus; illustrierte Zeitschrift für Länder- und Völkerkunde. Braunschweig, F. Vieweg und Sohn, 1862.
  • Voyage pittoresque en Allemagne par Xavier Marmier, Émile Rouargue, Adolphe Rouargue. Illustrations de MM. Rouargue Frères. Paris, Morizot, Libraire-Éditeur, 1859.
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