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Mittelalter. Inneres eines Schlosses. Körperpflege.

INNERES DES SCHLOSSES: DER SAAL. DIE KÖRPERPFLEGE.  Europa. XV. XVI. Jahrhundert.
Inneres eines Schlosses: Der Saal. Die Körperpflege. Europa. XV. XVI. Jahrhundert.

EUROPA. XV. XVI. JAHRHUNDERT

INNERES DES SCHLOSSES: DER SAAL. DIE KÖRPERPFLEGE.

Der Saal blieb auch gegen Ende des Mittelalters der Versammlungsort für Hausgenossen und Gäste.
Die hier dargestellte Szene geht im Winter vor sich. Das helle Kaminfeuer kontrastiert mit der offenen Tür, durch welche man die Landschaft sieht. Der Herr des Hauses ist soeben eingetreten und wirft seine Handschuhe auf den mit einem türkischen Teppich bedeckten Tisch. Die Hausherrin unterhält sich auf einem Sessel sitzend mit einem Besucher, während ein junger Mann von einem Bahut* aus an eine auf einem Kissen ruhende Dame Karten verteilt. Eine Dienerin überreicht hinter dieser Gruppe einem Knaben eine Ration für das Hofgesinde, eine andere trägt Holz herbei für den Kamin, an dessen Feuer sich ein Herr und eine Dame wärmen. Ein alter Mann scheint den Hausherrn durch Abnahme der Mütze zu begrüssen. Die Damen tragen die Schläfenkappe der Anna von Bretagne und Hauben, deren Form sich bis zur Regierung Franz I. erhielt. Edelleute und Diener tragen das Kostüm der Zeit Ludwigs XII. mit Kappe und Mütze oder Hut mit schmalem aufgeschlagenem Rand.

*) Eine Truhe im Mittelalter, oft mit abgerundetem Deckel, in der gewöhnlich Kleidung aufbewahrt wurde.

Die Architektur des Saales gehört der Übergangsperiode an, die der Renaissance vorangeht. Die Tür ist von Marmorsäulen flankiert: über dem Kamin befindet sich ein Basrelief; die Mauern sind mit einer einfachen Farbschicht bedeckt; der Fussboden ist mit Terrakotta Platten oder Marmorfliesen gepflastert. Zu jeder Seite des Kamins befinden sich Bretter mit Hausgerät. An der Wand hängen Schere und Blasebalg. Am Fenster ist ein Vogelbauer befestigt.

Das zweite Bild stellt Bathseba im Bad dar. Sie ist in eine gürtellose Robe mit Schnürrmieder gekleidet, welches das Hemd sehen lässt. Fontaine und Bad sind mit Fayence-Platten belegt, die in Bronze montiert sind.
Das Interieur ist einem flämischen Wandteppich des 15. Jahrhunderts entnommen, der zum Mobilier national gehört und sich im grossen Saal des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten zu Paris befindet.
Das zweite Bild ist einer Tapisserie von Arras vom Ende des XV. Jahrhunderts im South-Kensington Museum zu London entlehnt.

Vgl. Legrand d’Aussy, Histoire de la vie privée des Francais. – Viollet-le-Duc, Dictionnaire du mobilier.

Quelle: Geschichte des Kostüms in chronologischer Entwicklung von Auguste Racinet. Bearbeitet von Adolf Rosenberg. Berlin 1888.

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