Frankreich militärische Trachten. 16. und 17. Jh.
Französisches Militär Ende des XVI. und Anfang des XVII. Jahrhunderts. Waffen und Details der Ausrüstung.
Frankreich militärische Trachten.
Nr. 1. – Crillon, Generaloberst der Infanterie*. Ende des XVI. Jahrh., Regierung Heinrichs IV.
Die Beinschienen sind aus der Rüstung verschwunden und der herabhängende Lendenschurz macht langen, am Knie mit einem Riemen befestigten Lendenschienen Platz. Die Rüstung ist eben überhaupt im Begriff der Feuerwaffe zu weichen, obwohl ihr noch Ludwig XIII. treu blieb. Der Degen ruht in einem Gehänge, dessen Detail Nr. 3 gibt.
Das weisse Kreuz ist seit dem XIV. Jahrh. das Wahrzeichen der Franzosen auf Kleidung und Fahne. Die Protestanten ersetzten es durch eine weisse Schärpe, die seit Heinrich IV. für das königliche Haus beibehalten wurde. Das weisse Kreuz erhielt sich auf den Fahnen bis 1792. *Louis de Berton de Crillon des Balbes, geb. 1543 – gest. 1615 in Avignon, war einer der größten Kapitäne des sechzehnten Jahrhunderts. Er war der Freund und Waffenbruder von König Heinrich IV. von Frankreich.
Nr. 2. – Kleine französische Arkebuse mit glattem Rohr. Radschloss. Der Schaft reich mit Kupfer und Perlmutter eingelegt. Das Radschloss wurde am Anfang des XVI. Jahrh. wenige Jahre nach dem Luntenschloss erfunden.
Nr. 3. – Degengehänge aus Leder mit ziselierten Kupferschnallen. Das Gehänge hielt den Degen in horizontaler Lage, so dass der Mantel mit vollem Gewicht darauf fallen konnte. Es wurde schon unter Karl IX. getragen.
Nr. 4. – Eisenhut mit Nasenschutz. Königliches Haus. XVI. Jahrh. Der Hut ist mit Filz gefüttert, der Nasenschutz beweglich.
Nr. 5. – Jagdwaffe des XVI. Jahrh. mit drei getrennten Pistolenläufen, durch eine Hülse auf einem Spiess zu befestigen. Die drei Läufe stecken in einer Metallwindung mit doppelter Dille, die einen Schaft aufnahm, dessen Eisenspitze über die Läufe hinausragte. Jedem Lauf entspricht ein Radschloss, das vermittelst eines zum Schaft hinunterlaufenden Strickes gespannt wird.
Nr. 6. – Kurze Pistole mit zwei convergierenden Läufen. Das Radschloss ist gehalten durch einen dreispitzigen ziselierten und durchbrochenen Riegel, der mit der Pfanne durch ein kreisförmiges Glied verbunden ist und zugleich die Feder des Hahnes bildet. Gabelförmiger Kolben.
Nr. 7. – Pistole aus ziseliertem, teilweise vergoldetem Eisen. Das Rad aussen durch einen kreisförmigen Riegel gehalten. Dreieckiger Kolben.
Nr. 8. – Pulverhorn, gleichzeitig den Schlüssel zu dem Radschloss der Muskete von Nr. 14 enthaltend.
Nr. 9. – Protestantischer Arkebusier. Ende der Regierung Heinrichs III. Weisse Tracht zum Zeichen der Gewissensreinheit. Sturmhaube und Brustharnisch mit Schenkelplatten. Luntenschloss Arkebuse mit Pulverhorn, Zündkapsel und Kugeltasche. In der Linken die Stützgabel. Die Infanteriekompanie bestand damals aus Arkebusiere und Pikeniere, zu denen 1572 die, bisweilen berittenen, mit weit tragenden Musketen bewaffneten Musketiere kamen.
Nr. 10. – Hoher Reiteroffizier. Regierung Ludwig XIII. An Stelle des Panzers ist der leichtere Büffelkoller getreten (auch Büffelwams, franz. buffletin, engl. buff-coat oder jerkir).
Richelieu schuf die Escadron als taktische Einheit der Reiterei. Ludwig XIII. errichtete 12 Regimenter leichter Kavallerie. Tureune* und Ludwig XIV. vollendeten ihre Organisation. *Henri de La Tour d’Auvergne, vicomte de Turenne, Marschall von Frankreich 1611 – 1675.
Nr. 11. – Ingenieuroffizier. Belagerungspanzer, Schild und Sturmhaube (pot-en-tête). Ende der Regierung Ludwigs XIII. Ingenieuroffiziere wurden zuerst von Sully bei der Belagerung von Amiens 1597 ernannt.
Nr. 12. – Edelmann mit dem Orden des h. Michael. Regierung Karls IX. Morion, Kettenärmel, gravierter und vergoldeter Brustharnisch mit Lendenschienen. Langer Degen mit Gehänge. Hohe Stiefel mit Futter über seidenen Hosen.
Nr. 13. – Patronentasche mit Kapsel für die Ladung (vgl, Nr. 14).
Nr. 14. – Musketier aus der Zeit Ludwigs XIII. Büffelkoller mit grossem Halskragen. Radschloss- Muskete.
Radschloss und Luntenschloss waren gleichzeitig in Gebrauch bis zur Erfindung des Schnapphahnschlosses (in Frankreich eingeführt 1670). Das Letztere wurde dann wieder ersetzt durch das Steinschloss gegen 1700.
Nr. 2, 3, 4, 5, 6, 7 in der Sammlung des Artilleriemuseums in Paris.
Nr. 1, 8, 9, 10, 11, 12, 14 in der Sammlung der Kriegstrachten im Artilleriemuseum in Paris, gebildet durch den Oberst Leclercq.
Vgl. Penguilly-l’Haridon, Catalogue des collections du Musée d’artillerie. Quicherat, Histoire du Costume en France.
Quelle: Geschichte des Kostüms in chronologischer Entwicklung von Albert Charles Auguste Racinet. Bearbeitet von Adolf Rosenberg. Berlin 1888.
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