Ambrosio Marquis von Spinola, spanischer Feldherr.
Ambrosio Spinola, Marchese de los Balbazes, wurde als Spross einer der ältesten und reichsten Familien Genuas aus der Ehe des Marquis Philipp Spinola mit einer Tochter des Fürsten Grimaldo von Salerno 1571 in Genua geboren. Gleich eifrig den körperlichen Übungen wie dem Studium der Mathematik und Befestigungskunde ergeben, beteiligte er sich frühzeitig an dem politischen Leben seiner Vaterstadt, bis er von seinem jüngeren Bruder Friedrich, der 1598 in spanische Dienste getreten und zum Grossadmiral der spanischen Flotte gegen die Niederländer erhoben worden war, veranlasst wurde, ihn bei einer Expedition zu unterstützen.
Rasch warb Ambrosio aus eigenen Mitteln ein Heer von 9000 Mann und brach mit diesen im Mai 1602 nach den Niederlanden auf, wo er durch sein Eingreifen den Erzherzog Albrecht vor einer gänzlichen Niederlage rettete. Es ward ihm die Aufgabe gestellt, die von Bucquois begonnene Belagerung Osten des fortzusetzen. Während er nun durch pünktliche Bezahlung des Soldes den bisher so häufigen Meutereien unter den spanischen Truppen steuerte, gelang es endlich seinen Anstrengungen, die Festung im September 1604 zur Kapitulation zu zwingen, nachdem sie sich länger als drei Jahre zu halten vermocht hatte. Dieser Erfolg wendete den Blick von ganz Europa auf den Italiener. In Madrid, wohin er jetzt eilte, empfing ihn der König mit den höchsten Ehren, schmückte seine Brust mit dem Orden des goldenen Vlies und ernannte ihn zum Generallieutnant und Oberbefehlshaber aller in den Niederlanden kämpfenden spanischen Truppen.
An der Spitze von 40000 Mann trat Spinola 1605 dem Prinzen Moritz von Oranien mit grossem Geschick gegenüber und errang mehrere Vorteile, ohne indes einen entscheidenden Schlag gegen den Feind führen zu können. Dieser Umstand sowie die Niederlagen, welche die Spanier zur See erlitten, bestimmten endlich den Madrider Hof, mit den Holländern zu verhandeln, und am 9. April 1609 schloss Spinola im Haag mit Moritz einen zwölfjährigen Waffenstillstand ab.
In der Friedenszeit war der Feldherr keineswegs untätig. Er widmete dem niederländischen Festungswesen grosse Sorgfalt und drang, nach dem Ausbruch des dreissigjährigen Krieges von Spanien zur Unterstützung des Kaisers Ferdinand II. entsandt, 1620 siegreich in der Pfalz vor, wurde jedoch im folgenden Jahre, nach Ablauf des mit den Holländern geschlossenen Waffenstillstandes, in die Niederlande zurückgerufen. Dort eroberte er 1622 Jülich und begann im Sommer 1624 die Belagerung Bredas, einer der stärksten holländischen Festungen. Moritz von Oranien starb über den erfolglosen Versuchen, den Gegner zur Aufhebung der Belagerung zu zwingen, und schon wenige Tage nach seinem Tod, am 2. Juli 1625, fiel dem spanischen Feldherrn der Platz in die Hände.
Seine letzten Lebensjahre führten Spinola auf einen neuen Kriegsschauplatz. Er wurde nämlich 1628 nach Italien geschickt, um den Ansprüchen des Herzogs von Savoyen auf Mantua gegen den von Ludwig XIII. unterstützten Herzog von Nevers Geltung zu verschaffen. Und obwohl der französische König selbst in den Krieg zog, vermochte doch Spinola den grössten Teil der Besitzungen des Herzogs von Nevers in seine Gewalt zu bringen; nur die Zitadelle von Casal widerstand seinen Angriffen. Vergeblich wandte er sich um Verstärkungen nach Madrid; auch die Friedensunterhandlungen, welche er mit Richelieu anknüpfte, führten zu keinem Resultat. Zu dem Missmut über diese Schwierigkeiten gesellte sich noch eine Krankheit, welcher der General am 25. September 1630 auf dem Schloss Castelnuovo di Scrivia erlag.
Spinola war ein ebenso tüchtiger Feldherr wie gewandter Diplomat und braucht keinen Vergleich mit seinem Gegner Moritz von Oranien zu scheuen, den er sogar durch seine edlen Charaktereigenschaften, seine Uneigennützigkeit und Humanität übertraf.
Quelle: Das Zeitalter des Dreissigjährigen Krieges (1600-1670). Allgemeines historisches Portraitwerk. München 1895. Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft vormals Friedrich Bruckmann. Nach den besten gleichzeitigen Originalen nach Auswahl von Dr. Woldemar von Seidlitz mit biografischen Daten von Dr. H. Tillmann und Dr. H. A. Lier.
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