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Ninon de Lenclos. Salonnière zur Zeit Louis XIV. 17. Jh.

Geb. 10 November 1620; gest. 17. Oktober 1705.

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Ninon de Lenclos. Geb. 10 November 1620; gest. 17. Oktober 1705.

Ninon de Lenclos. Autorin, Kurtisane, Salonnière zur Zeit Louis XIV.

Anne de Lenclos, gewöhnlich Ninon genannt, wurde am 10 November 1620 geboren. Sie war die Tochter eines aus der Touraine stammenden Edelmannes, dessen leichtsinnige, epikureischen Grundsätze ihr schon als Mädchen eingeprägt wurden, da die fromme und streng moralische Mutter dies zu verhindern nicht imstande war. Im übrigen erhielt sie eine vortreffliche Erziehung: sie lernte verschiedene Sprachen, empfing Unterricht im Gesang und Tanz und eignete sich eine nicht gewöhnliche Vertrautheit mit den Schätzen der Literatur an. Dazu kam eine große Schärfe des Verstandes, ein überaus graziöses Auftreten und eine eigenartige Schönheit, die vornehmlich in der Beweglichkeit und Ausdrucksfähigkeit ihres Gesichtes gelegen haben soll. Mit solchen Eigenschaften ausgestattet, trat das mit fünfzehn Jahren vaterlos gewordene Mädchen in die vornehme Gesellschaft der französischen Hauptstadt ein, um als viel umworbene Courtisane bis zum hohen Alter in ihr eine Rolle zu spielen, für welche wir nur bei den Hetären des Altertums nicht aber in der neueren Geschichte einen Vergleichspunkt ausfindig machen können.

Wer ihr erster Geliebter gewesen, ob der Sieur de Saint-Etienne, oder der Graf Gaspard de Coligny, der spätere Herzog von Châttilon, oder gar, wie Voltaire berichtet, der Kardinal Richelieu, dies zu ermitteln, ist schliesslich gleichgültig. Wichtiger erscheint die Versicherung der Zeitgenossen, daß sie stets nur einem Manne während einer bestimmten Zeit ihre Huld erwiesen habe. Am längsten währte ihre Verbindung mit dem Marquis de Villarceaux, für den sie eine Art von Leidenschaft empfand.

Da sie hinreichend Vermögen besaß, um angenehm leben zu können, zeigte sie sich in Geldangelegenheiten jeder Zeit anständig. Wenn sie an die Börse ihrer Verehrer appellierte, geschah es nicht aus Habsucht, sondern aus dem Triebe, Arme und Bedrängte möglichst reichlich beschenken zu können.

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Das Haus von Ninon de Lenclos, in der Rue des Tournelles, Paris.

Anfang dreißig förderte sie den jungen Molière und als sie starb, hinterließ sie Geld für den Sohn ihres Notars, einen Neunjährigen namens François Marie Arouet, der später als Voltaire bekannt wurde, damit er Bücher kaufen konnte.

Trotz der Leichtfertigkeit, welche damals in Paris herrschte, fehlte es nicht an Versuchen, dem offenkundigen Treiben der Ninon ein Ende zu machen.
Man bestürmte sie zu wiederholten Male, in ein Kloster zu gehen, und hätte sie wohl auch wider ihren Willen in ein solches gebracht, wenn nicht jedesmal hochgestellte Personen das Gewicht ihres Einflusses für ihre Freiheit eingesetzt hätten. Denn in ihrem Salon pflegte sich die vornehmste Gesellschaft von Paris zu versammeln. Selbst die Königin Christine von Schweden trug kein Bedenken, sie im Jahre 1656 zu besuchen und sie mehr als alle andern Französinnen auszuzeichnen.

Ab Ende der 1660er Jahre zog sie sich aus ihrem Kurtisanenleben zurück und konzentrierte sich mehr auf ihre literarischen Freunde – ab 1667 veranstaltete sie ihre Treffen im l’hôtel Sagonne, das trotz anderer Orte in der Vergangenheit als „der“ Standort des Salons von Ninon de l’Enclos galt. Während dieser Zeit war sie eine Freundin von Jean Racine, dem großen französischen Dramatiker. Später wurde sie eine enge Freundin der frommen Françoise d’Aubigné, besser bekannt als Madame de Maintenon, der Hofdame, die später die zweite Frau Ludwigs XIV. werden sollte.

Ihr Haus stand im Marais, dem bevorzugten Viertel der französischen Aristokratie; erst später, als ihr die »Precieusen« Schwierigkeiten bereiten, siedelte sie nach dem Faubourg Saint – Germain über. Äusserlich hielt sie stets auf den größten Anstand, ja sie galt geradezu als die beste Lehrerin für gesellschaftliche Tournüre und feines Benehmen. »Alles«, erzählt der Herzog von Saint-Simon, »ging bei ihr mit einem Respekt und einer äußerlichen Decenz zu, wie sie selten die erlauchtesten Fürstinnen mit Schwächen aufrecht erhalten. Sie hatte derart alles zu Freunden, was es bei Hofe auserlesenstes und bedeutendstes gab, daß es zur Mode ward, bei ihr empfangen zu werden, und man wegen der Beziehungen, die sich dort bildeten, Grund hatte, es zu wünschen. Niemals fand man Spiel, lautes Gelächter, Streitigkeiten, Gespräche über Religion oder über Regierung, hingegen viel reichen Geist, alte und moderne Kenntnisse, neues in der Galanterie und doch keine Médisance; alles war hier zart, leicht, maßvoll und gestaltete sich zu Konversationen, die sie durch ihren Geist, wie durch alle Kenntnisse, die sie sich erworben, im Flusse zu halten verstand. Sie kannte alle Intrigen des ehemaligen und des jetzigen Hofes, und der Verkehr mit ihr war reizvoll, uninteressiert, treu, verschwiegen und in hohem Maße sicher; trotz ihrer Schwäche war sie tugendhaft und von der delikatesten Gewissenhaftigkeit.«

Diese guten Eigenschaften der Ninon kamen in ihrem Alter erst recht zum Vorschein, so daß sogar vornehme Damen gern ihre Gesellschaft aufsuchten. Wie lange sie ihre Galanterien fortsetzte, steht nicht fest. Nach einigen soll sie ihr letztes Abenteuer mit 80 Jahren, nach andern schon mit 70 Jahren gehabt haben. Bis kurz vor ihren Tod kerngesund, starb sie zu Paris am 17. Oktober 1705.

Quelle: Das Zeitalter des Dreissigjährigen Krieges (1600-1670). Allgemeines historisches Portraitwerk. München 1895. Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft vormals Friedrich Bruckmann. Nach den besten gleichzeitigen Originalen nach Auswahl von Dr. Woldemar von Seidlitz mit biografischen Daten von Dr. H. Tillmann und Dr. H. A. Lier.

Illustration, Delphin, Putte

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