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Zither des Erzherzogs Ferdinand, gefertigt von Girolamo.

Hieronymus Brixiensis, Zither, Laute, Musikinstrument, Erzherzog, Ferdinand,
Zither des Erzherzogs Ferdinand, 16. Jh.

Zither (Laute) des Erzherzogs Ferdinand, gefertigt von Girolamo.

Bresciano. (73-5 cm lang. Farbige Radierung von Anton Kaiser.)

Dieses prachtvolle Stück, die Zierde der kleinen, aber gewählten Sammlung von Musikinstrumenten aus Schloss Ambras, hat zweifellos dem persönlichen Gebrauch des Erzherzogs gedient, der ein ambitionierter Musikfreund war. Das mit sechs doppelchörigen Metallsaiten zu bespannende Instrument ist in allen Teilen mit der höchsten Sorgfalt und aus dem feinsten Holz hergestellt, trotz der engen Mensur des Corpus ist der Ton heute noch sehr schön und voll. Das Schalloch ist mit zierlich, durchbrochenem Ornament (darin der Tiroler Adler) ausgefüllt, wie überhaupt die plastische und gemalte Dekoration mit vollen Händen über das Ganze ausgestreut ist.

Die Rückseite, fächerförmig aus sehr schönem Holz eingelegt, zeigt das Wappen Ferdinands, über dem zwei weibliche Halbfiguren den Erzherzogshut halten. Die Schnecke des Halses ist als drachenartiges Ungeheuer gebildet, aus dessen Rachen das nackte, aber reich mit Geschmeide behangene Figürchen einer Lucretia Romana *) mit halbem Leib hervorkommt. Das ungemein anmutige, lächelnde, an die Typen des Paolo Veronese erinnernde Köpfchen passt wohl nicht ganz zu der heroischen Attitüde.

Die Rückseite der Schnecke zeigt ein lachendes Fratzengesicht, dessen Nase den Halt für den Daumen bildet. In der Mitte des Wirbelkastens ist in Brandtechnik die Signatur des Künstlers: »Hieronymus Brixiensis« *) als Umschrift um ein Wappen angebracht, das im oberen Felde einen Adler, im unteren drei Schrägbalken zeigt.

*) Ein Lauten- und Zitherbauer in Brescia um 1574.

Rechts und links davon stehen die Initialen I V (etwa in Venetia zu lesen?). Der hier genannte Lautenmacher, jedenfalls ein Künstler ersten Ranges, ist weiter nicht bekannt; in Fenaroli’s Dizionario degli artisti Bresciani (1877) findet er sich nicht. Aus Schloss Ambras (1821), in dessen Inventar von 1596 f. 372 das Stück aufgeführt wird: »mer ain zitter, an kragen die Lucretia Romana geschnitten«.

*) Der römischen Überlieferung zufolge war Lucretia (gestorben ca. 510 v. Chr.) eine Adlige im alten Rom, deren Vergewaltigung durch Sextus Tarquinius (Tarquin) und anschließender Selbstmord einen Aufstand auslöste, der die römische Monarchie stürzte und zum Übergang der römischen Regierung von einem Königreich zu einer Republik führte. Es gibt keine zeitgenössischen Quellen über Lucretia und das Ereignis. Informationen über Lukrezia, ihre Vergewaltigung und ihren Selbstmord und die daraus resultierende Gründung der Römischen Republik stammen aus den Berichten des römischen Historikers Livius und des griechisch-römischen Historikers Dionysius von Halikarnassos etwa 500 Jahre später.

Quelle: Album ausgewählter Gegenstände der kunstindustriellen Sammlung des Allerhöchsten Kaiserhauses von Julius (Alwin Franz Georg Andreas) Ritter von Schlosser. Österreichisch-Ungarische Monarchie. Oberstkämmerer-Amt. Wien: A. Schroll 1901.

Vignette, Blumen
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