Armenische Hochzeitstradition u. Heiratsprozession.
Armenien oder Hayastan, wie die Menschen es dort traditionell nennen, ist ein bergiges Land im Kaukasus.
Armenische Hochzeitstradition.
Traditionell muss der Bräutigam die Familie der Braut um ihre Hand bitten. Das formellere und üblichere traditionelle Treffen dieser Art wird „Khosk-Kap“ genannt.
Das „Khosk-Kap“ ist ein festliches Abendessen, das im Haus der Braut organisiert wird. Der Bräutigam mit seinen Eltern, Brüdern, Schwestern manchmal auch mit Großeltern, Tanten, Onkel und den engsten Freunden wird zum Abendessen in das Haus der Braut eingeladen. Sie bringen schöne Blumenarrangements, Schokolade und Cognac mit. Nach der feierlichen Einführung sitzen alle zusammen und es wird Tee serviert. Dies ist die Zeit, in der das älteste Mitglied der Familie des Bräutigams um die Hand der Braut bittet. Wenn die Antwort des Familienältesten der Braut „Ja“ lautet, fangen die Mitglieder beider Familien an Tee zu trinken um die Entscheidung zu feiern.
Wenn das Paar beabsichtigt traditionell Armenisch zu heiraten, vereinigen sich der „Khosk-Kap“ und der Verlobungsempfang „Khosk-Arnel“. In anderen Fällen kann das Paar beide Veranstaltungen getrennt durchführen.
Die Besonderheit die den Verlobungsprozess von der Haupt-Hochzeitszeremonie unterscheidet, ist, dass letztere eine religiöse Zeremonie mit der Anwesenheit eines Priesters beinhaltet, der das Paar und deren Trauringe segnet.
Am Morgen des Hochzeitstages gibt es gewöhnlich zwei Hochzeitsgruppen. Die im Haus der Braut und die im Haus des Bräutigams.
Im Haus des Bräutigams spielt eine traditionelle Musikkapelle, Sazandar. Die Musiker fangen erst zu spielen und zu singen an, wenn der Bräutigam eintrifft. Rote und grüne Bänder werden auf der Kleidung der Anwesenden befestigt. Es werden Trinksprüche gesprochen und alle tanzen.
Der Bräutigam und die Hochzeitsgäste oder Teilnehmer seiner Gruppe ziehen gegen Mittag zum Haus der Braut. Sie kommen mit mehreren Körben an. In diesen Körben befinden sich die Schuhe der Braut, Strumpfband, Geldbörse, Schmuck, Schokolade und Cognac.
Die Braut geht dann in ihr Brautzimmer, um ihr Hochzeitskleid anzuziehen. Die engsten Freunde und Familienmitglieder der Braut versammeln sich gewöhnlich einen Tag vor der Hochzeit im Haus der Braut, um die Garderobe der Braut sowie andere Bereiche des Hauses zu dekorieren. Verschiedenste Speisen, Desserts und Familienfotos füllen die Tische. Es ist wichtig, dass das Zimmer der Braut dekoriert aussieht, da viele Bilder in diesem Raum mit der Braut, der Hochzeitsfeier und der unmittelbaren Familie in Beziehung stehen.
Die Braut zieht ihre Hochzeitsschuhe nicht an. Diese werden ihr vom engsten männlichen Mitglied ihrer Familie angezogen. Es kann ihr Bruder oder ein Cousin sein.
Vor der Heiratszeremonie steckt der Bruder oder Cousin der Braut Geld in die Brautschuhe als Symbol kommenden Glücks und Wohlstandes, wünscht ihr viel Glück und legt die Schuhe auf ihre Füße. Es gibt noch eine andere Schuhtradition, bei der die Braut die Namen der einzelnen Freundinnen auf die Unterseite ihrer Brautschuhe schreibt, mit dem Wunsch das diese ebenfalls bald heiraten sollen. Sobald eine Freundin auf der Liste heiratet, streicht die Braut ihren Namen von der Liste.
Der Schleier wird von einer verheirateten Frau auf den Kopf der Braut gelegt. Diese muss viele Jahre verheiratet sein. Bevor der Schleier der Braut auf ihren Kopf gelegt wird, kreist sie den Schleier über die Köpfe der alleinstehenden Frauen um ihnen Glück bei der Suche nach einem Ehemann zu bringen.
Die traditionelle armenische Hochzeitszeremonie in der Kirche dauert etwa eine Stunde.
In einer armenischen Hochzeitszeremonie gibt es eine sogenannte „Gottfamilie“, die als Zeugen fungiert. Traditionell sind es das dem Brautpaar nahestehendste verheiratete und in der Ehe vorbildliches Paar, das der Bräutigam und die Braut kennen. Während der Hochzeitszeremonie treten die Gotteseltern als Zeugen der Hochzeit auf.
Die Gotteseltern, in der armenischen Hochzeitszeremonie, bringen auch das teuerste Geschenk für das Paar mit und verpflichten sich, die Verantwortung für sie zu übernehmen.
Nach der Hochzeitszeremonie tauschen die Paare ihre Ringe als Symbol der Einheit aus. Es gibt auch ein Ritual der Krönung. Ihre Eltern oder der Priester in der Kirche, setzten eine Krone auf die Köpfe der frisch Verheirateten, um ihr eigenes kleines Königreich zu symbolisieren.
Eine traditionelle armenische Braut trägt ein rotes Seidenkleid und ein Kopfstück aus Pappe, das wie Flügel geformt und mit Federn bedeckt ist.
Nach der Zeremonie in der Kirche geht die Hochzeitsgesellschaft zum Haus des Bräutigams, wo seine Mutter auf das frisch verheiratete Paar wartet. Vor der Kirche reihen sich die Brautjungfern und Bräutigame auf und halten Blumen in der Luft, die einen Bogen bilden, durch den die Braut und der Bräutigam hindurch gehen. Ein Taubenpaar, das Liebe und Glück symbolisiert, wird freigelassen und die Gäste werfen Münzen auf das Brautpaar. Während des Empfangs im Haus des Bräutigams werden traditionelle Gerichte wie Dolmas, Hummus, Babaghanoush, Bourek oder Kabobs serviert.
Ein beliebter traditioneller Trinkspruch zur Eröffnung des Festes lautet: „Möget ihr auf einem Kissen alt werden.“
In den alten Zeiten Armeniens nahmen die Mütter beider Seiten nicht an der Hochzeitszeremonie teil. Es war Brauch, dass die Mutter der Braut zu Hause blieb und den Verlust ihrer Tochter betrauerte. Und die Mutter des Bräutigams blieb zu Hause und bereitete sich darauf vor, die neue Tochter willkommen zu heißen und ihnen bei ihrer Ankunft Lavasch, ein traditionelles armenisches Brot, auf die Schultern zu legen.
Quelle: Das orientalische Album von H. J. Van-Lennep, 1862.
Weiterführend:
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!