Japanische Trachten. Geistliche und bürgerliche.
Japan. Geistliche und bürgerliche Trachten. Transportmittel.
Nr. 1, 2. Bonzen auf der Strasse. Trotz der an Holland erinnernden Reinlichkeit der Japaner befinden sich ihre Strassen doch in einem Zustand, welcher den Gebrauch von hohen hölzernen, mit einem oder zwei Klötzchen versehenen Sohlen nötig macht. Derartige Holzuntersätze trug man auch während des Mittelalters in Europa. Die beiden Priester halten in der Hand kleine Rosenkränze.
Nr. 3, 4, 5. Japanische Frauen. Ihre Statur ist merklich von der der Männer verschieden, die ihrerseits mittlerer Grösse sind. Das Durchschnittsmaß der Frauen geht nicht über 1,35 Meter hinaus. Ihre Hautfarbe ist hell, in der Aristokratie sogar weiss; ihr Kopf ist klein, die nicht sehr langen Haare sind glatt und schwarz. Das Gesicht ist von einem ziemlich reinen Oval, die Augenbrauen sind schwarz und stark geschwungen, die Augen klein und geschlitzt, wodurch die Frauen sich mehr dem chinesischen Typs nähern als die Männer. Ihre Hände sind klein und zierlich. Die Brust ist gewöhnlich herabgedrückt, aber die Taille schlank und biegsam. „Niemals könnte ich, so schreibt der Graf von Beauvoir in seiner Reise um die Welt bei Erwähnung einer Verkäuferin, die Eleganz dieser Frau aus dem Volke in ihren geringsten Bewegungen ausreichend schildern. In welches Haus man auch eintreten mag, überall wird man auch dasselbe distinguierte Benehmen finden.“ Die Japanerinnen machen von der Schminke reichlich Gebrauch: Stirn, Wangen und Hals sind mit dicken Lagen von rot und weiss bedeckt. Die Lippen werden mit Karmin gefärbt, und einige gehen sogar so weit, sie noch ausserdem zu vergolden.
Das Baden gehört in Japan zu den notwendigsten Lebensbedürfnissen. Vor jedem Hause steht ein grosses Wasserfass, in welchem Frauen und Mädchen auf offener Strasse ihre Waschungen mit grösster Ungeniertheit vollziehen und dann ihre sehr umständliche Toilette machen. Besonders wird auf den Haarputz grosse Sorgfalt gelegt. Mit Hilfe von Schildpattnadeln wird das Haar möglichst hoch aufgesteckt. Die verheirateten Frauen rasieren sich die Augenbrauen ab und schwärzen sich die Zähne. Hals, Schultern, Brust und Arme werden mit Mandelmilch eingerieben, um die Haut weiss zu erhalten. Die Augenbrauen werden bei den jungen Mädchen mit einem schwarzen Stift nachgezogen. Die Unterkleider werden ohne Hemd getragen und sind am Halse bogenförmig ausgeschnitten. Darüber legt man ein weites, vorn offenes Kleid an, welches um die Hüften durch den Obi, eine Schärpe von farbiger Seide, festgehalten wird, die nach hinten zu einer riesigen Schleife zusammengewunden ist.
Die Frau mit dem Fächer (Nr. 3) trägt ein überaus weites, wattiertes Oberkleid. Der Obi ist seinerseits noch durch einen schmalen Schnallengürtel befestigt. Ihre Fussbekleidung besteht nur aus Strümpfen, die man im Innern der Häuser trägt, deren Fussböden mit fein geflochtenen Matten von Reisstroh belegt sind.
Das auf dem Boden sitzende Mädchen (Nr. 4) spielt ein dreisaitiges Instrument, welches Sam-sim heisst. Die Frau mit dem Kind trägt ebenfalls die Holzschuhe, die Guetta genannt werden.
Das Gefährt, in welchem die Dame (Nr. 6) sitzt, ist die japanische Droschke, die Jinrikisha, Sie besteht aus lakierten Holz und wird von einem, auch zwei Männern mit solcher Schnelligkeit gezogen, dass in der Stunde vier bis fünf Kilometer zurückgelegt werden. Oft laufen noch zwei Männer neben her, die das Gefährt schieben oder die Ziehenden ablösen. Die Dame läßt sich ihre Holzschuhe von einer Dienerin nachtragen.
(Die Nr. 9 und 10 sind zwei Statuetten von farbigem Porzellan im Besitz des Herrn Gould in Paris. Allen übrigen Figuren liegen Photographien nach der Natur zu Grunde.)
Quelle: Geschichte des Kostüms in chronologischer Entwicklung von Auguste Racinet. Bearbeitet von Adolf Rosenberg. Berlin 1888.
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