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Karl der Kühne, Herzog von Burgund (1433-1477).

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Karl der Kühne war ein Herzog von Burgund, der von 1433 bis 1477 lebte. Er wurde in Dijon, Burgund, geboren und erbte das Herzogtum Burgund im Alter von 19 Jahren nach dem Tod seines Vaters Philipp des Guten. Er war ein mächtiger und ambitionierter Herrscher, der versuchte, seine Macht in den Niederlanden und anderen Teilen Europas auszudehnen. Seine Erziehung erfuhr er durch den bekannten Gelehrten Georges Chastellain.

Karl der Kühne, Herzog, Burgund, Mittelalter, Charles le Téméraire,
Karl der Kühne, Herzog von Burgund (1433-1477) mit dem Orden vom Goldenen Vlies

Gemälde von Roger van der Weyden in der Berliner Galerie.

Karl der Kühne, Herzog von Burgund


Geb, 10. Nov. 1433, gest. 5. Jan. 1477

Karl der Kühne (auch Karl der Rücksichtslose, Französisch: Charles le Téméraire, niederländisch: Karel de Stoute, getauft Charles Martin), war von 1467 bis 1477 Herzog von Burgund. Er war der letzte Herzog von Burgund aus dem Hause Valois.

Sein früher Tod in der Schlacht von Nancy durch Schweizer Söldner, die für René II., Herzog von Lothringen, kämpften, war von großer Bedeutung für die europäische Geschichte.

Die burgundischen Herrschaften, die lange Zeit zwischen den wachsenden Mächten Frankreichs und dem Habsburgerreich eingezwängt waren, wurden geteilt, doch die genaue Disposition der damit verbundenen riesigen und ungleichen territorialen Besitztümer war unter den europäischen Mächten jahrhundertelang umstritten.

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Pferdestall. Kriegs- und Lagerszenen unter Karl dem Kühnen.

Karl der Kühne von Burgund, als Sohn Herzogs Philipp des Guten und dessen dritter Gemahlin Isabella von Portugal am 10. November 1433 zu Dijon geboren, führte zuerst den Titel eines Grafen von Charolais.

Konflikt mit Ludwig XI. von Frankreich

Sein Wirken fällt in die Regierungszeit des französischen Königs Ludwig XI., der sich die völlige Vernichtung der Macht des Lehnswesens und die feste Begründung der königlichen Herrschaft zur Aufgabe stellte. In der Demütigung und Unterdrückung des burgundischen Hauses glaubte er das Vasallentum in seinem Mark zu treffen.

Während nun Herzog Philipp wegen seines höheren Alters einem Kampf mit dem König abgeneigt war und diesem die zurückverlangten Städte an der Somme auslieferte, vereinigte sein leidenschaftlicher Sohn Karl, um die Feudalrechte gegen die Krone aufrechtzuerhalten, die angesehensten Großen des Reiches zu einem Bündniss, das sich Ligue du bien public nannte.

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Das Waffen-Zelt. Kriegs- und Lagerszenen unter Karl dem Kühnen.

Zugleich fiel er mit einem zahlreichen Heer in die Picardie und Isle-de-France ein, bedrohte Paris und schlug sich am 16. Juli 1465 so tapfer gegen das Heer des Königs, daß dieses am folgenden Tage das Schlachtfeld räumte. Als hierauf die Verbündeten, durch diesen Erfolg kühn gemacht, eine Armee von 1OO.OOO Mann vor Paris konzentrierten, konnte sich Ludwig nur dadurch retten, daß er im Frieden von Conflans und St.-Maure (Oktober 1465) dem Herzog die Städte an der Somme und auch die Grafschaften Boulogne, Guines und Ponthieu abtrat.

Karl trug sich, nachdem er 1467 seinem Vater in den burgundischen Staaten gefolgt war, mit dem Plan, das alte Königreich Burgund wieder herzustellen. Als er aufs neue gegen den Lehnsherrn rüstete, veranstaltete dieser, um einen Ausgleich herbeizuführen, 1468 mit Karl eine Zusammenkunft in Péronne. Allein da die von Ludwig aufgereizten Lütticher gerade in Empörung ausbrachen, nahm der Herzog den heimtückischen König gefangen und zwang ihn sogar, dem Rachezug gegen Lüttich beizuwohnen.

Nachdem indes jener die Freiheit wieder erlangt hatte, ließ er seinen Vasallen im Dezember 1470 von den Ständen zu Amboise als Majestätsverbrecher ächten und fiel gleichzeitig in dessen Staaten ein, so daß der überraschte Herzog 1471 um einen Waffenstillstand bitten mußte.

Jedoch schon im Juni griff er wieder zu den Waffen; während er aber die Picardie und Normandie verwüstete, verheerte Ludwig Burgund und brachte dadurch noch im Dezember seinen Gegner zum Frieden.

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Porträt von Isabella von Portugal, Herzogin von Burgund (1397-1472) um 1450. Mutter Karls des Kühnen, Herzog von Burgund..

Karl trat jetzt in Unterhandlungen mit Kaiser Friedrich III., um den Königstitel und das Reichsvikariat über die deutschen Länder auf dem linken Rheinufer zu erhalten. Schon hatte er sich zu einer glänzenden Zusammenkunft mit dem Kaiser nach Trier begeben, als sich die Sache plötzlich wieder zerschlug.

Um sich nun zu rächen und seine Herrschaft am Niederrhein auszudehnen, mischte er sich in die Kölner Händel: er ergriff die Partei des abgesetzten Erzbischofs Ruprecht und belagerte 1474 die Stadt Neuß, welche indes zehn Monate durch den Administrator des Erzstifts, den Landgrafen Hermann von Hessen, erfolgreich verteidigt wurde, bis der Kaiser mit einem Reichsheer 1475 herankam.

Krieg gegen die Eidgenossen

Da inzwischen die von Frankreich gewonnenen und um ihre Sicherheit besorgten Schweizer und Lothringer in seine Länder eingebrochen waren, schloß er mit dem Kaiser Frieden und überfiel im September Lothringen, das er in kurzer Zeit eroberte. Zu Beginn des Jahres 1476 wandte er sich gegen die Schweizer, wurde aber im März bei Granson von dem ungleich schwächeren eidgenössischen Heer völlig geschlagen, so daß er sogar seinen reichen Train verlor.

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Zwei Abteilungen Reiterei. Kriegs- und Lagerszenen unter Karl dem Kühnen.

Zwar erschien er im Juni mit einem neuen Heer und belagerte Murten, doch erlitt er auch vor dieser Stadt eine geradezu vernichtende Niederlage.

Allein statt jetzt mit seinen Feinden Frieden zu machen, brach er auf die Nachricht, daß der junge Herzog René II von Lothringen sein Land wieder erobert habe, in ohnmächtiger Wut im Oktober dorthin auf und belagerte Nancy, wurde aber hier am 5. Januar 1477 besiegt und auf der Flucht getötet.

Seine Überreste, die zunächst in Nancy beigesetzt wurden, ließ sein Urenkel Kaiser Karl V. 1550 nach Brügge bringen.

Die Flucht Karls des Kühnen von Eugène Burnand (1850-1921).
Die Flucht Karls des Kühnen von Eugène Burnand (1850-1921).

Bedeutung und Erbe

Karl der Kühne gilt als einer der mächtigsten und ambitioniertesten Herrscher des späten Mittelalters. Sein Tod und der Verlust des Herzogtums Burgund an Frankreich hatten einen großen Einfluss auf die politische Landschaft Europas.

Mit Karl dem Kühnen sank der letzte der burgundischen Valois ins Grab. Gelehrt und ein Freund der Künste und Wissenschaften, namentlich der Musik, hatte er frühzeitig Tätigkeit, Mäßigkeit, strenge Sitte und Ernst gezeigt; allein diese Vorzüge wurden gänzlich verdunkelt durch Härte und Anmaßung, unbeugsamen Starrsinn, furchtbare Leidenschaftlichkeit und maßlosen Ehrgeiz, Eigenschaften, die im Verein mit dem Mangel an allen großen militärischen und politischen Gaben seinen und seines Landes Ruin zur Folge hatten.

Sein Erbe wurde durch seine Tochter Maria von Burgund fortgesetzt, die das Herzogtum Burgund erfolgreich regierte.

Leichnam von Karl dem Kühnen 1477,  nach Alphonse Neuville.
Leichnam von Karl dem Kühnen 1477, nach Alphonse Neuville.

Zeitlauf

  • 10. November 1433: Karl der Kühne wird in Dijon, Burgund, geboren.
  • 1467: Karl heiratet Isabella von Bourbon und wird zum Herzog von Lothringen ernannt.
  • 1469: Karl wird zum Herzog von Burgund nach dem Tod seines Vaters Philipp III. ernannt.
  • 1473: Karl erobert das Herzogtum Geldern und versucht, seine Macht in den Niederlanden auszudehnen.
  • 1476: Karl führt Krieg gegen die Eidgenossen und erleidet Niederlagen in den Schlachten von Grandson und Murten.
  • 1477: Karl führt Krieg gegen den Herzog von Lothringen und wird in der Schlacht von Nancy getötet.
  • 1477: Karls Tochter Maria von Burgund erbt das Herzogtum Burgund.
  • 1482: Maria von Burgund heiratet Maximilian I. von Habsburg und das Herzogtum Burgund geht in den Besitz der Habsburger über.

Quelle:

  • Das Zeitalter des Humanismus und der Reformation (1300-1600). Allgemeines historisches Portraitwerk. München 1894. Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft vormals Friedrich Bruckmann. Nach den besten gleichzeitigen Originalen nach Auswahl von Dr. Woldemar von Seidlitz mit biografischen Daten von Dr. H. Tillmann und Dr. H. A. Lier.
  • Der Meister W mit dem Schlüßel, ein Kupferstecher der Zeit Karls des Kühnen (aktiv 1465-1485) von Max Lehrs, Leipzig: K.W. Hiersmann, 1895.

Siehe:

Literatur:

  • „Karl der Kühne: Der letzte Herzog aus Burgund“ von Rolf G. Wackenberg
    Dieses Buch bietet eine umfassende Biografie von Karl dem Kühnen und beschreibt seine politischen und militärischen Aktivitäten sowie seine Beziehungen zu anderen europäischen Herrschern.
  • „Burgund: Eine Geschichte des späten Mittelalters“ von David Nicolle
    Dieses Buch bietet einen Überblick über die Geschichte des Herzogtums Burgund und seiner Herrscher, einschließlich Karl dem Kühnen. Es beschreibt auch die kulturellen und sozialen Entwicklungen in Burgund während des späten Mittelalters.
  • „The Burgundian Code: Book of Constitutions or Law of Gundobad“ von Katherine Fischer Drew
    Dieses Buch bietet eine Übersetzung des Burgundischen Kodex, einem Gesetzeswerk, das während der Herrschaft von Karl dem Kühnen entstand. Es beschreibt die Rechtsprechung und das Justizsystem des Herzogtums Burgund.
  • „The Battle of Nancy: January 5, 1477“ von Kelly DeVries
    Dieses Buch beschreibt die Schlacht von Nancy, in der Karl der Kühne getötet wurde. Es bietet eine detaillierte Analyse der militärischen Taktiken und Strategien, die in der Schlacht eingesetzt wurden.
  • „The Burgundians: An Historical Sketch“ von John Foster Kirk
    Dieses Buch bietet eine allgemeine Geschichte der Burgunder und ihrer Herrscher, einschließlich Karl dem Kühnen. Es beschreibt auch die kulturellen und politischen Entwicklungen in Burgund während des späten Mittelalters.
Illustration, Ornament
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