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Johannes Kepler, deutscher Astronom, Mathematiker und Astrologe.

Johannes Kepler. Historisches Portrait. 17. Jahrhundert.
Johannes Kepler 1551-1630, Astronom, Mathematiker und Astrologe.

Johannes Kepler.
Geb. 27. Dezember 1551; gest. 15. November 1630.

Johannes Kepler war ein deutscher Astronom, Mathematiker und Astrologe. Er ist eine Schlüsselfigur der wissenschaftlichen Revolution des 17. Jahrhunderts, bekannt für seine Gesetze der Planetenbewegung und seine Bücher Astronomia nova, Harmonices Mundi und Epitome Astronomiae Copernicanae. Diese Arbeiten bildeten auch eine der Grundlagen für Newtons Theorie der universellen Gravitation. Er zählt zu den Begründern der modernen Naturwissenschaften.

Kepler, geboren am 27. Dezember 1551 zu Weil der Stadt, war das Kind armer Eltern und wuchs als solches unter dürftigen Verhältnissen auf. In Leonberg und Ellmendingen einigermaßen vorgebildet, bezog er im Jahre 1584 die Klosterschule zu Adelberg und ging im Jahre 1586 auf die höhere Schule zu Maulbronn über. Nachdem er sich dort im Jahre 1588 die Baccalaureatswürde erworben hatte, wandte er sich im Jahre 1589 nach Tübingen, um sich dem Studium der Theologie zu widmen. Hier lernte er den Astronomen Michael Mästlin kennen und empfing von ihm den ersten Unterricht über das Kopernikanische System.

Durch seine Ernennung zum Magister im Jahre 1591 wurde ihm der Zugang aus der »Artistenfacultät« in die theologische eröffnet. Doch fühlte er sich wegen der in jener herrschenden orthodoxen Anschauungen von der Theologie mehr abgestoßen, als angezogen. Dazu kam noch, daß er als Copernicaner bald anrüchig wurde. Er entschloß sich daher, obwohl mit einigem Widerstreben, die ihm angebotene Stellung eines »Landschafts Mathematicus« von Steiermark anzunehmen, und siedelte im Jahre 1594 nach Graz über, wo er am Gymnasium mathematischen Unterricht erteilte und nebenbei die Herausgabe eines Kalenders nach astrologischen Regeln besorgte, eine Arbeit, die ihm wegen des Eintreffens einiger seiner Prophezeiungen bald den Ruf eines »astrologischen Lichtes erster Größe« verschaffte.

Als die erste Frucht seiner wissenschaftlichen Tätigkeit haben wir den 1596 zu Tübingen gedruckten: »Prodomus dissertationum cosmographicarum continens: Mysterium cosmographicum« anzusehen. Kepler ging in dieser Schrift von dem Gedanken aus, daß sich in unserem Planetensystem ein bestimmter Organismus erkennen lassen müsse, und hatte die Genugtuung, daß seine Arbeit sowohl das Interesse Galileis als dasjenige Tychos de Brahe erregte, mit denen er um jene Zeit einen wissenschaftlichen Briefwechsel anknüpfte. Die glücklichen Verhältnisse, deren sich Kepler in Graz erfreute, sollten durch die von Erzherzog Ferdinand von Österreich ausgehenden Verfolgungen der Protestanten so empfindlich gestört werden, daß sich Kepler zum Wegzug von Graz genötigt sah.

Er besuchte zunächst seinen Freund Tycho auf Schloss Benatek und zog im Oktober 1600 nach Prag, wo er auf Empfehlung Tychos zum kaiserlichen Mathematicus und Mitarbeiter Tychos ernannt wurde. In dieser Stellung beobachtete er in Anlehnung an Tychos Untersuchungen über die Bewegung des Mars die Bahn der Planeten und fand, daß sie sich nicht in Kreisen, sondern in Ellipsen um die in einem Brennpunkt stehende Sonne bewegen. Das Resultat seiner Untersuchungen gab er in seinem ersten, dem Kaiser Rudolf II. zugeeigneten Hauptwerk: »Astronomia nova de motibus stellae Martis ex observationibus Tychonis Brahe«, welches im Jahre 1609 in Prag erschien. Die mißlichen Verhältnisse der kaiserlichen Kassa nötigten Kepler, sich an die oberösterreichischen Landstände mit der Bitte um eine Anstellung zu wenden. Er wurde in folge dessen zum Lehrer der Mathematik an der Landschaftsschule zu Linz bestellt und erhielt den Auftrag, die »Landmappam« zu revidieren. Obgleich diese Arbeit sehr zeitraubend war, setzte er doch seine Bestrebungen, die Harmonie des Himmels zu ergründen, unermüdlich fort und war im Jahre 1618 so glücklich, das Gesetz über die Umlaufzeiten der Planeten zu finden, das er in den 1619 zu Linz veröffentlichten »Harmonices mundi libri V.«, seinem zweiten Hauptwerke, bekannt machte.

Die Herausgabe der »Tabulae Rudolphinae«, des dritten Hauptwerkes, das bald als das beste astronomische Hilfsmittel in allgemeinen Gebrauch kam, konnte erst im Jahre 1627 zu Ulm erfolgen, wohin sich Kepler vor den erneuerten Verfolgungen der Protestanten in Österreich zurückgezogen hatte. Um seine rückständigen Forderungen an die kaiserliche Kasse in der Höhe von 12,000 fl. vor dem Reichstage geltend zu machen, begab sich Kepler im Jahre 1630 nach Regensburg. Er strengte sich auf dem Weg dahin zu sehr an, zog sich einen heftigen Fieberanfall zu und erlag demselben am 15. November 1630, noch ehe es ihm möglich geworden war, seinen Plan, einen neuen »Almagest« zu schreiben, zur Ausführung zu bringen.

Stich von J. von Heyden.

Quelle: Das Zeitalter des Dreissigjährigen Krieges (1600-1670). Allgemeines historisches Portraitwerk. München 1895. Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft vormals Friedrich Bruckmann. Nach den besten gleichzeitigen Originalen nach Auswahl von Dr. Woldemar von Seidlitz mit biografischen Daten von Dr. H. Tillmann und Dr. H. A. Lier.

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