Mittelalter. Formen und Stil der Beleuchtung in Deutschland.
Deutsche (bis 1200).
Tafel 15.
Beleuchtung Form und Stil.
1 Kronleuchter (Aachen, XII);
2, 4 Lichterkronen mit Altären (Buchmalereien);
3 Lichterkreuz (Buchmalerei);
5, 7 — 10 Handleuchter XII;
8, 11 Handleuchter Wende des XII u. XIII);
6 Bruchstück eines Kronleuchters (Rheims, zur Ergänzung der fehlenden Stücke an Kronleuchter Nr. 1).
Die einfachste Beleuchtung war das offene Kaminfeuer, dann die schwelenden Kien- und Buchenspäne, die man in eiserne, am Kamin oder längs der Wand befestigte Halter einklemmte, die aber nur ein spärliches und dazu noch überaus lästiges Licht spendeten. Im frühen Mittelalter wurden auch Strohbündel (nach Gregor V. Tours) oder Rohr (nach Priscus) verbrannt. Kerzen (althochdeutsch: cliarxa vielleicht aus lat. charta) aus Talg oder Wachs wurden den Deutschen schon zur Römerzeit bekannt; aber wegen ihrer Kostspieligkeit waren sie in Privatwohnungen wenig verbreitet. Die ältesten Kerzen bestanden aus einem Holzstab, um den eingeharztes oder eingefettetes Werg geflochten war. Später verwendete man Dochte, die so lange durch flüssiges Wachs gezogen wurden, bis sich genügend Wachs angesetzt hatte.
Die Kerzen wurden auf bronzene, mit Email verzierte Leuchter gesteckt. Die schlechten Beleuchtungsverhältnisse brachten es mit sich, daß man im allgemeinen mit Einbruch der Dunkelheit schlafen ging. Die Nachtlichter waren mit Lein- oder Mohnöl gespeiste Lämpchen, deren Form auf römischen Ursprung hinweist.
In einfachen Haushaltungen verwendete man hölzerne Leuchter, solche sind aus frühmittelalterlichen Gräbern erhalten. Auch Glasleuchter (liothfaz, balsemvaz), in denen Balsam gebrannt wird, werden
erwähnt.
Im Freien gebrauchte man Fackeln, geflochtene Wergstränge, die mit Wachs oder Talg getränkt waren. Alle Beleuchtungsmittel werden mit mit Licht bezeichnet.
Alte Lichterkronen aus dem 12. und 13. Jahrhundert sind im Münster zu Aachen und im Dom zu Hildesheim erhalten; es sind Reife, auf deren oberen Kanten Dome zum Aufstecken der Kerzen angebracht sind. Die älteste Hängelampe vielleicht aus dem V. Jahrhundert ist die Bronzelampe in der Basilewskyschen Sammlung *). Auf einer sternförmigen Bronzelampe sind sieben Ölschiffchen, die mit sitzenden den Tauben als Deckel geschmückt sind. Der Tragring hängt an drei Ketten, die durch ein Spannkreuz mit dem Traghaken verbunden sind. Der obere Abschluss wird durch einen sechsstrahligen, kräftig durchgeführten Stern gebildet.
*) Basilewskys Sammlung (Alexander Petrowitsch Basilewski, 1829-1899, russischer Kunstsammler, Mäzen und Diplomat.) wurde auf der Exposition universelle (Paris, 1878) ausgestellt und 1884 von Zar Alexander III. für das Eremitage-Museum erworben wo sie seitdem einen wesentlichen Bestandteil der Sammlung darstellt.
Quelle:
- Trachten, Haus, Feld- und Kriegsgerätschaften der Völker alter und neuer Zeit von Friedrich Hottenroth. Stuttgart Verlag von Gustav Weise 1884.
- Deutsches Leben im 12 und 13 Jahrhundert, Realkommentar zu den Volks- und Kunstepen und zum Minnesang von Julius Dieffenbacher. Leipzig, Göschen 1907.
- Collection Basilewsky: catalogue raisonné, précédé d’un essai sur les arts industriels du Ier au XVIe siècle by Alfred Darcel (Kurator des Louvre), Aleksandr Petrovich, Edouard Baldus. Imprimerie Lemercier et cie. Paris: Vve A. Morel 1874.
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