Die Morgentoilette einer Dame von Stand. Mode des Rokoko.
FRANKREICH. XVIII. JAHRHUNDERT. WEIBLICHE MODEN WÄHREND DER REGIERUNG LUDWIG XVI.
1 1791
2 1789
3 1791
4 1792
5 1792
6 1787
ZWEITE TOILETTE EINER DAME VOM STANDE, 1788 1789.
Die Caracos, die Hemden, der Überrock u. s. w.
Die erste Toilette machte eine Dame in der Abgeschlossenheit (vgl. die Tafel mit dem Baldachin). Die zweite Toilette ging beim grand lever in Gegenwart der Freunde des Hauses um elf Uhr vor sich. Derselben wohnt zunächst der Arzt bei, der allmorgendlich den Puls der Dame untersucht; ein Musiker begleitet ihren Gesang mit der Gitarre, und der Abbé, in diesem Fall eine Alt vornehmeren Kammerdieners, bespricht die Haushaltsangelegenheiten. Eine Modistin legt einen neuen Stoff vor.
Das Toilettenzimmer ist eine Rotunde mit Pilastern, über deren Attika sich ein hier nicht sichtbarer Kuppelplafond wölbt, der mit spielenden Genien bemalt ist.
Die Kammerjungfern sind mit den abgelegten Kleidungsstücken ihrer Herrin ausgestattet. Diese selbst trägt noch das Peignoir, Korsett und Unterrock sind bereits angelegt. Das Haar ist leicht gepullert, und es bedarf nur noch eines leichten Durchkämmen, um die Frisur zu vollenden.
Nr. 6 der oberen Bilderreihe würde etwa das Promenadenkostüm einer solchen Dame von 1787 darstellen. Ein Taffetüberrock en col de canard mit Falbelas; ein Mäntelchen à la reine aus weissem Taffet und englischem Krepp mit breiter Blondengarnitur; ein fichu à jabot; ein feiner Strohhut à la couronne mit weissem Taffet und blauem Krepp verziert.
Nr. 2. August 1789. Junge Dame mit Hemde à la grecque und Hut au transparent. Das bauschige Hemd ist aus Linon und bildet die sogenannte gorge anglaise. Das gürtellose Mieder zeigt hinten eine Schleife mit langen Enden; es besteht ebenso wie die mit zwei Falbeln verzierte Robe aus Taffet. Der Hut ist aus Krepp oder schwarzem Taffet. Das Tragen eines Stocks mit Stahlknopf war damals durchgängig Mode.
Nr. 3. Januar 1791. Junge Pariserin in der Robe à l’Amadis mit falschen Ärmeln und Aufschlägen, Der Hut ist der chapeau flamand, rot, weiss und blau, mit goldener Schnur, Barben und hohen Federn.
Nr. 1. September 1791. Junge Pariserin im Hut aus grünem Taffet, hinten und vorn aufgeschlagen mit rot- und weissgestreifter Bandgarnitur. Weisses demi-fichu aus Krepp. Die Haare fallen lockig in den Nacken. Den Hals umschlingt eine goldene Kette mit Medaillon. Die robe coupée en redingote ist violett mit einer schmalen Silberbordure. der Unterrock weiss mit rosa und grüner Bordure, die mit Arabesken und spielenden Genien geschmückt ist. Die Taille umschlingt eine weiss und rosa Schürze, hinten in eine Barbe endend. In den Händen trägt die Dame einen Fächer à la Montmédy und das joujou de Normandie (Spielzeug) oder cran, das sich vermöge eines Fadens fortwährend auseinander- und zusammenrollt.
Nr. 5. Januar 1792. Die junge Dame trägt einen Rock aus englischem Tarlatan, mit dunkelgrünen Erbsen besät. Die Öffnung des Halskragens geht bis auf den Gürtel herab. Der Saum der Robe ist gestickt; der dunkelgrüne Gürtel endet hinten in lange hellblaue Schleifen. Das fichu en chemise ist mit Spitzen garniert. Der Hut aus schwarzem Atlas ist mit Band garniert, das Haar leicht frisiert und der Chignon mit einer hellblauen Schleife geschmückt.
Nr. 4. März 1792. Junge Pariserin en robe anglaise. Kleines Hütchen, eine Art schwarzen Shawls, weiss und rot gesäumt, der Rocksaum mit kleinen runden Fältchen garniert, der Gürtel mit einer Schnalle geschlossen.
Abbildungen nach gleichzeitigen Modejournalen. – Die Toilette nach dem berühmten Stich Qu’en dit l’abbé? von Delaunay nach Lawrence.
Vgl. E. und J. de Goncourt, La Femme au XVIIIe siècle. Quicherat, L’Historie du costume en France. – Mercier, Tableau de Paris. Journal des Luxus und der Moden von Weimar.
Quelle: History of the costume in chronological development by Auguste Racinet. Edited by Adolf Rosenberg. Berlin 1888.
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