Moritz, Prinz von Oranien, Statthalter der Niederlande 1585 – 1625.
Geb, 14. Nov. 1567, gest. 23. April 1625.
Moritz, Prinz von Oranien, Graf von Nassau, Sohn des Prinzen Wilhelm I. von Oranien aus dessen zweiter Ehe mit Anna, der Tochter des Kurfürsten Moritz von Sachsen, wurde am 14. November 1567 zu Dillenburg geboren. Er studierte eben in Leiden, als 1584 sein Vater einem Attentat zum Opfer viel. Wiewohl noch ein älterer Bruder von ihm in Spanien lebte, wurde doch der siebzehnjährige Moritz von den Provinzen Holland und Seeland zum Statthalter gewählt.
Er tat sich bald so sehr in dem Unabhängigkeitskrieg gegen Spanien hervor, dass er die Augen des ganzen Landes auf sich zog: und so war es nicht zu verwundern, dass ihm 1590 mit der Statthalter Würde von Utrecht, Geldern und Oberyssel auch der Oberbefehl über die Land- und Seemacht der vereinigten Provinzen übertragen wurde. Rasch erreichte sein Ruhm den höchsten Gipfel, und es schien, als ob sich kein Feldherr Europas mit ihm messen könne. Zu statten kam ihm allerdings der Umstand, dass König Philipp von Spanien gleichzeitig nicht nur mit Frankreich in Streit verwickelt war, sondern auch zur See von England hart bedrängt wurde.
Einen seiner glänzendsten Siege erfocht Moritz im Jahre 1600 in der Nähe von Nieuport, wo er, in sehr ungünstiger Stellung angegriffen, dem Erzherzog Albrecht von Österreich nach langem, heissem Kampf eine schwere Niederlage beibrachte. Berühmt wurde auch seine Verteidigung von Ostende, vor welchem Platz er von 1601 an den grössten Teil der spanischen Armee über drei Jahre beschäftigte. So gelang es Moritz, bis zum Jahre 1609, wo ein zwölf jähriger Waffenstillstand zwischen Spanien und den Niederlanden abgeschlossen ward, dem Feinde gegen vierzig Städte zu nehmen und ihn in drei grossen Feldschlachten zu besiegen. Diese Waffenruhe war gegen den Willen des Statthalters von der Aristokratenpartei mit Oldenbarneveldt an der Spitze zustande gebracht worden, welch letzterer zu des Oraniers Erhebung zum Statthalter wesentlich mitgewirkt und bisher die inneren Angelegenheiten besorgt hatte, da den Statthalter fast ausschliesslich militärischer Ehrgeiz beseelte.
Es trat nun eine Abkühlung im Verhältniss zwischen den beiden Männern ein, die in offene Feindschaft überging, als nach dem Ausbruch theologischer Streitigkeiten Oldenbarneveldt die Führung der freier gesinnten und hauptsächlich aus den Handel treibenden Städten sich rekrutierenden Partei der Arminianer oder Remonstranten übernahm, während Moritz sich an die streng calvinistischen Gomaristen, da letztere zugleich die Kriegspartei bildeten, anschloss. Nachdem eine Nationalsynode zu Dortrecht 1618 sich gegen die Arminianer erklärt hatte, wurden diese grausam verfolgt: der verdiente Ratspensionär Oldenbarneveldt wurde des Eingriffs in die Statthalterrechte beschuldigt und im Haag 1619 hingerichtet. Der im Jahre 1621 endlich ablaufende Waffenstillstand brachte dem Statthalter wieder den ersehnten Krieg, in welchem er jedoch weniger glücklich war als früher. Er starb am 23. April 1625 unvermählt im Haag und hinterliess die durch innere Parteiungen gespaltene und von den Spaniern hart bedrängte Republik seinem Bruder Friedrich Heinrich.
Moritz besass ganz die kalte Berechnung, den Ehrgeiz, die Unerschrockenheit und Zähigkeit der Oranier; damit verband sich aber noch eine Eigenschaft, die den andern Trägern dieses Namens nicht in gleich hohem Grade eigen war, ein hervorragendes militärisches Talent: ein ausgezeichneter Feldherr und namentlich als Infanteriegeneral hochberühmt, brachte er das niederländische Heer auf eine bedeutende Höhe. Vierzig Jahre lang war er der schützende Genius der Provinzen und verdient mit gutem Recht unmittelbar hinter seinem Vater als Mitgründer der holländischen Republik genannt zu werden.
Quelle: Das Zeitalter des Dreissigjährigen Krieges (1600-1670). Allgemeines historisches Portraitwerk. München 1895. Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft vormals Friedrich Bruckmann. Nach den besten gleichzeitigen Originalen nach Auswahl von Dr. Woldemar von Seidlitz mit biografischen Daten von Dr. H. Tillmann und Dr. H. A. Lier.
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