Frankreich. Die verschiedenen Arten, den Mantel à la balagnie zu tragen.
FRANKREICH. XVII. JAHRHUNDERT. DIE VORNEHMEN STÄNDE. DIE RAFFINÉS. EINE WITTWE. 1629-1630.
Eine historische Amazone; 1645.
1, 2, 3, 4, 5,
6, 7, 8, 9, 10, 11,
Der grösste Teil der Figuren dieser Tafel entstammt den bei den Folgen von Kostümen, die Abraham Bosse nach Jean de Saint-Igny unter dem Titel: „Jardin de la noblesse françoise“ und „la Noblesse françoise a l’eglise“ im Jahre 1629 gestochen hat. Einer anderen, von Ciartres gestochenen Folge ist Nr. 3 entlehnt.
Besonders wichtig für das Kostüm dieser Zeit sind die verschiedenen Arten, in denen man den Mantel à la balagnie zu tragen pflegte.
WITTWENTRACHT.
Nr. 2. Edeldame in der Kirche.
Weites Drahtnetz, mit Tüll überzogen, den Kopf umhüllend und sich nach einer grossen Ausbauschung an einen ebenfalls auf Draht gezogenen Kragen anschliessend. Von der hohen und kurzen Taille fällt die modeste mit langen Ärmeln banschig und faltig bis zur Erde herab.
VERSCHIEDENE ARTEN, DEN MANTEL ZU TRAGEN.
Nr. 1, 10 und 11. Diese drei Kavaliere tragen den grossen Mantel à la balagnie fast ganz in der gleichen Weise.
Nr. 1. Kastorhut à la cordelière mit Federn à la queue de renard; der Rand aufgeschlagen en mauvais garçon. Perücke, an der Seite mit der anfangs moustache, dann cadenette genannten Haarsträhne. Umgeschlagener Kragen.
Wams mit kleinen Achselstücken und an diesen befestigten Hängeärmeln. Degen im gestickten und befransten Bandelier. Geschlitzte Hosen, unter dem Knie durch Strumpfbänder mit Bandschleifen gehalten. Seidene Strümpfe; Schuhe mit Rosetten.
Nr. 10 und 11. Gleiches Kostüm. Anstelle der Schuhe Kanonenstiefel mit umgeschlagenen Schäften.
Nr. 6 und 9. Der Mantel bedeckt nur die Schulter und den rechten Arm.
Nr. 6. – Federhut, Kragen und Manschetten; Wams mit Achselstücken, hinten geschlitzt; geteilter Schoss, mit Bandschleifen gegürtet. Gesticktes Bandelier. Gestreifte Hosen; Stiefeletten mit pantoffelartigen Überschuhen.
Nr. 9. – Haarfrisur à la comète. Wams mit Achselstücken und geteilten, vorn spitz zulaufenden Schössen; Schlitzärmel. Pelzbesetzte Handschuhe. Hosen mit Nesteln befestigt. Stiefel mit gebogenen Sporen.
Nr. 8. Mantel mit gekrenzten Armen über der Brust gehalten und mit der linken Hand gegen das Gesicht heraufgezogen. Kastorhut mit Federn. Schleifenbesetztes Wams. Galoutrierte Hosen mit Nesteln. Schäfte bis an die Stiefeletten herabreichend.
Nr. 4. Der Gaban oder Caban. Mantel mit über die Schulter geworfenen Ärmeln, durch den linken Arm gehalten.
Nr. 7. Kurzer Mantel, frisque mantelin, der Zeit Heinrichs III. Militärisches Kostüm. Hosen, durch Nesteln unter den Schössen des Wamses befestigt und unterhalb des Knies, durch Bandschleifen geschlossen. Kanonenstiefel.
Nr. 3. Französischer Edelmann. Wendet sich mit einer verächtlichen Geste gegen einen Spanier.
Nr. 5. Alberte, Barbe d’Ernecourt, Gräfin von Saint-Balmont (Amazone chrétienne, „die christliche Amazone“), Bild datiert 1645, gestochen von Balthasar Moncornet, war eine französische Soldatin und Schriftstellerin, eine Heldin des Dreißigjährigen Krieges. Sie entstammte einer berühmten lothringischen Familie, nahm in Männerkleidung an allen körperlichen Übungen Teil und besiegte in einem Duell ihren Gegner. Hoher Hut mit Federbusch. Lange Perücke, an jeder Seite eine mit Schleifen geschmückte cadenette. Umlegekragen, durch über die Brust fallende Bänder gehalten. Fliegende Schärpe. Hongreline mit geschlitzten Ärmeln und Öffnung zum Durchstecken des Degens. Hosen und spitzenbesetzte Kanonenstiefel.
Nr. 1, 4, 9, 10 und 11 aus dem Jardin de la noblesse françoise und der Noblesse françoise à l’eglise, gez. von Saint-Igny, gest. von Abraham Bosse.
Nr. 3 von François Langlois gen. Ciartres.
Nr. 5 nach einem Stich des Balthasar Montcornet.
Nr. 6 und 8 nach einer Collection von Zeichnungen des Saint-Igny, gest. von Briot.
Nr. 7 nach Abraham Bosse.
Vgl. Quicherat, Histoire du costume en France. Paul Lacroix , Le Dix-septième siècle, Paris, 1878.
Quelle: Geschichte des Kostüms in chronologischer Entwicklung von Auguste Racinet. Bearbeitet von Adolf Rosenberg. Berlin 1888.
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