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Deutscher Baumeister des Mittelalters in Schecke und Gugel.

Baumeister, Mittelalter, Bauhütte, Kostüm, Tracht, Architekt, Heinrich Karl Anton Mücke
Deutschland. Deutscher Baumeister. Um 1400 von Heinrich Mücke.

BLÄTTER FüR KOSTÜMKUNDE.

Deutscher Baumeister mit Almosentasche, Schecke, Gugel mit Kapuze sowie ganze, zusammengenähte Beinlinge aus Leder zu einer Hose.

DEUTSCHER BAUMEISTER. Um 1400.

Von HEINRICH MÜCKE.

Der Künstler fand im Jahre 1854 diese einfache, charakteristische Figur auf einem oberdeutschen Bild im Besitz des Malers Fogel zu Zürich (eines Jugendfreundes von Peter von Cornelius). Es zeigt eine derbe Handwerkerfigur, welche wir vor uns sehen, und die doch ihrem Beruf gemäss, der in den Bauhütten durch seine Exklusivität einen gewissen Nimbus angenommen hatte, etwas Distinguiertes, Aussergewöhnliches an sich trägt.

Überall in den Darstellungen der Handwerker, Baumeister, jener Zeit lassen sich die Moden derselben, die überaus knappe, faltenlose Tracht, die Neigung der Zerschlitzung aller Säume erkennen. Das Geckentum fand durch zwei Jahrhunderte hindurch keine Grenzen; Hoch und Niedrig wurden die Beute seiner Tollheiten, und wenn wir auch annehmen dürfen, dass die Künstler, die ihre Zeit darstellen, mitunter mehr ihren Begriffen des Schönen und Ziemlichen, als der Realität der Erscheinungen des wirklichen Lebens Rechnung trugen, so geben diese Bilder doch eine Anschauung von dem, wie der Mensch auszusehen wünschte.

Unser Bild zeigt von jener äusseren Entgleisung kaum etwas. Es ist ein ernster Mann in praktischem Gewand, wie es der Beruf des Baumeisters erforderte. Den Oberleib deckt eine bequeme, blusenartige Schecke. Freilich ist dieselbe modisch kurz und würde selbst nicht der Kleiderordnung von Trier aus dem Jahre 1370 entsprechen, die den Rock eine Hand breit über dem Knie verlangt. Aber der Rock ist von dunkler Farbe, nicht eng, nicht wattiert, hat bequeme Ärmel, ist an der richtigen Stelle des Körpers gegürtet.

Der Gürtel hält ein breites, dolchartiges Messer, während auf der linken Seite die Almosentasche sichtbar wird. Über der Schecke liegt die Kappe, ein radförmiger kurzer Mantel mit Gugel (Kapuze) ohne den sonst üblichen langen Schwanz.*) Sie ist von grünem Wollstoff, die Kapuze rot gefüttert; den Kopf deckt der schon zwei Jahrhunderte übliche runde Hut mit aufgeschlagener Krempe von grauem Filz.

Die Limburger Chronik spricht von „langen Ledersen“ also langen ledernen Beinkleidern; solche scheint unser Mann zu tragen; sie sind ebenfalls von mässiger Enge und sogenannte „ganze Hosen“, d. h. Beinkleider, deren beide Beine zusammengenäht, nicht, wie im dreizehnten Jahrhundert, strumpfartig für jedes Bein gesondert angelegt werden. Sie sind an einem breiten Ledergurt befestigt. Den Fuss deckt ein derber heller Lederschuh mit doppelter Laschenbefestigung, und zwar ohne die in jener Zeit durchweg üblichen Schnäbel.

Etwas auffällig ist der Bart, der in dieser Zeit zu den Seltenheiten gehört.

August von Heyden.

*) Als solchen mit einer Kapuze versehenen, nur längeren Mantel haben wir uns die unsichtbar machende Tarnkappe Sigfrieds zu denken, nicht aber, wie unsere Bühnen dies darzustellen belieben, als eine Zipfelmütze, die kaum Kopf und Hals deckt.

Quelle: Blätter für Kostümkunde. Historische und Volkstrachten. Neue Folge, Bd. 1-3 , Bildlicher Beschreibender Teil von August von Heyden, 1876.

Heinrich Karl Anton Mücke (9. April 1806 – 16. Januar 1891) war ein bedeutender realistischer Maler, der für seine Liturgie- und Genrebilder sowie für seine Fresken bekannt war, die noch heute einige der alten Schlösser und Dome Deutschlands schmücken. Seine Gemälde hängen heute in den führenden Museen Deutschlands, darunter die Nationalgalerie Berlin, das Breslauer Museum und das Brunn-Museum. Sein Sohn, Karl Mücke, war ebenfalls ein anerkannter Genremaler. Heinrich Mücke war Professor an der Düsseldorfer Akademie und erhielt die portugiesische Medaille für Kunst und Wissenschaft sowie die Breslauer Medaille.

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