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Römische Feldzeichen und Fahnen. Standarte, Vexillum, Aquilifer.

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Rom. Feldzeichen und Fahnen.

Rom.

FELDZEICHEN UND FAHNEN.

 

Die Römer hatten ursprünglich als Feldzeichen ein an der Spitze einer Lanze befestigtes Heubündel. Erst zur Zeit des Marius wurde der Adler das gemeinsame Feldzeichen einer Legion, welches vom Aquilifer getragen wurde. Dieses Hauptfeldzeichen war aus Gold, Silber oder Bronze gefertigt; der Adler, von der Grösse einer Taube, stand mit ausgebreiteten Flügeln da, oft auf einem Blitz. Bis auf Marius hatte man Eber, Pferde, Wölfinnen, Stiere u. dgl. als Feldzeichen benutzt. Unter dem Adler wurden verschiedene Zierraten- aus Metall befestigt, so z. B. grosse Medaillons, Brustbilder der Kaiser, mit Bändern zusammengeflochtene Kränze, welche vielleicht an die alten Grasbündel erinnerten, militärische Auszeichnungen des betreffenden Truppenteiles und andere Unterscheidungszeichen. Dadurch wurde der Legionsadler für den Träger, der sich auch während des Marsches desselben nicht entledigen durfte, eine schwere Last. Den Bildern der Kaiser wurde durch Blumen, Weihrauchspenden und Libationen göttliche Verehrung erwiesen.

Der Träger eines Adlers mit solchen Bildnissen hiess Imaginarius. Dem Adler waren noch besondere Symbole hinzugefügt, um die einzelneu Legionen von einander zu unterscheiden. Die legio fulminatrix und die Jupiters führte den Blitz, die des Hercules die Keule u. s. w.
Jede Kohorte, deren jede Legion seit Marius zehn umfasste, hatte ihr eigenes Feldzeichen (Signum). Jede Kohorte zerfiel in drei Manipeln, deren jede wiederum ihr signum besass. Wie sich dieselben von einander unterschieden, weiss man nicht mit Sicherheit anzugeben. Man glaubt jedoch, dass die Feldzeichen mit der aufrecht stehenden, ausgestreckten Hand (manus) den Manipeln gehörten (Nr, 4, 15, 17) und die mit dem Bilde eines Tieres oder einer menschlichen Figur versehenen vor den Kohorten einhergetragen wurden. Ein solches Bild nannte man insigne und das Feldzeichen daher Signum. Man findet die schon oben genannten Tiere (Nr. 26, 13), gerüstete Krieger (Nr. 3), die Siegesgöttin (Nr. 3-2) u. dgl. m.

Die eigentliche Fahne oder Standarte, ein an einer Stange mittelst eines Querholzes befestigtes, viereckiges Stück Zeug, das vexillum, wurde zwar auch von einigen Abteilungen der Infanterie, vorwiegend aber von der Kavallarie getragen, welche kein anderes Feldzeichen besass. Auf dem Tuch war der Name und das Symbol der Legion, der Name oder die Nummer der Kohorte angebracht. Auch die Hilfsvolker führten das Vexillum. Dasjenige der Kavallerie war gewöhnlich blau, dasjenige des Konsuls oder des Oberbefehlshabers, welches als Zeichen zum Beginn der Schlacht an das Zelt gesteckt wurde, weiss, das der Infanterie rot. Einfache vexilla sind die Nr. 2, 6, 25, 33. War der untere Rand ausgezackt, so hiess eine solche Fahne flammula (Nr. 23, 34).

Das Fahnentuch wurde auch den Legionsadlern (Nr. 7, 14, 30) und den Feldzeichen der Kohorten und Manipelu (Nr. 4, 8, 30) hinzugefügt. Besondere Abzeichen der signa, wie Mauern mit Türmen und Toren (Nr. 1, 10, 16, 27j oder Schiffsschnäbel (Nr. 30), scheinen auf eingenommene Festungen und Beteiligung an Seekämpfen zu deuten. Die Fackel auf Nr. 1 erklärt man dahin, dass bei Nacht auf die Feldzeichen während des Marsches Feuerbrände gesteckt wurden.

Das labarum der zum Christentum übergetretenen römischen Kaiser seit Constantin war eine Variante des vexillum. Auf das seidene Fahnentuch waren die Bildnisse der Kaiser oder das Monogramm und das Kreuz Christi eingestickt. Auf der Spitze der Fahnenstange war eine goldene Krone angebracht, in welche das Monogramm Christi und das Kreuz eingefügt waren.

Die Feldzeichen der Barbaren, der Dakier, Skythen, Parther u. s.w., wurden zur Zeit des Trajan auch von römischen Kohorten angenommen. Es waren Drachen und Schlangen aus Seidenzeug mit Köpfen und Rachen aus edlem und unedlem Metall. Der Wind konnte durch den geöffneten Rachen in das Innere dringen und den Balg aufblasen. Der Stoff war rot oder bunt bemalt (Nr. 9, 22, 31).

Da das Feldzeichen ursprünglich an einer Lanze befestigt war, hat sich bei den Vexilla, die keine besondere Bekrönung hatten, noch die Lanzenspitze erhalten. Das untere Ende des Fahnenstocks lief ebenfalls in eine Spitze aus, damit das Feldzeichen während des Kampfes, wo es sich in die Mitte des Truppenteils zurückzog, und während der Rast auf dem Marsche in den Erdboden gestossen werden konnte (Nr. 27, 30, 35).

Um das Herausziehen zu erleichtern, waren oberhalb der Spitze Handhaben angebracht, die man bei den Nr. 30 u. 35 sehen kann. Bei Todesfällen der Heerführer wurden von den Adlern und Feldzeichen die Zierrate entfernt, eine Sitte, die speziell beim Tode des Germanicus überliefert worden ist.
(Nach römischen Denkmälern bei Montfaucon und Mongez.)

Quelle: Geschichte des Kostüms in chronologischer Entwicklung von Albert Charles Auguste Racinet. Bearbeitet von Adolf Rosenberg. Berlin 1888.

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