Großmogul Babur. Indische Kriegstrachten des 16. Jahrhunderts.
INDIEN. KRIEGSTRACHTEN DES XVI. JAHRHUNDERTS.
INDISCHER GROSSMOGUL BABUR, EINEN KRIEGSZUG ANFÜHREND.
Diese Darstellung ist ein Bruchstück aus einer Malerei, welche Zahir ad-Din Muhammad (1483 – 1530), von seinen Gefolgsleuten Babur (Tiger) genannt, Kaiser und König, Begründer des indischen Mogulreiches, darstellt, wie er an der Spitze seines Heeres auszieht, um die Provinz Mazindera in Persien einzunehmen.
Das Leben Baburs, des Begründers des großmogulischen Reiches, hat den indischen Malern Anlass zu zahlreichen Darstellungen gegeben. Obgleich einer relativ modernen Zeit angehörend (er starb 1530), besitzt dieser Zeitgenosse Karl V., Franz I. und Heinrich VIII., welcher seine Haupterfolge seinen Kanonen und Feuergewehren verdankt, in der Phantasie der Inder einen Ruhm, welcher in Folge der Wechselfälle seines Schicksals und seiner persönlichen Eigenschaften an das Wunderbare gewisser antiker Sagen grenzt.
Durch seinen Vater in direkter Linie von Timur, durch seine Mutter von Dschingis Khan (ursprünglich Temüdschin) abstammend, bemächtigte sich der König des kleinen Ferghana Samarkands. Als er dann nicht nur seine Eroberung, sondern auch sein eigenes Königreich verlor, floh er nach Chorasan (persisch خراسان). Sein früherer Ruhm versammelte dort um ihn alle im Lande zerstreuten mongolischen Stämme. Ohne einen Schwertstreich zu tun, trat er an die Stelle ihres Häuptlings, der sich ihm unterwarf. An der Spitze dieser Scharen unternahm er seine siegreichen Züge nach Kabul, Ghasna u. s, w. und endlich nach Hindustan, wo er sich nach fünf Einfällen festsetzte. Er starb dort als Herrscher und Begründer einer Dynastie.
Babur ist hier mit den Attributen des kriegerischen Herrschers, dem Reiherbusch und dem Sonnenschirm des Padischah abgebildet. Seine Rüstung unterscheidet sich nicht von derjenigen der Reiter seines Gefolges. Der Helm von Golddamast ist mit dem aus beweglichen Schuppen gebildeten Nackenschutz versehen. Die Rüstung des Körpers besteht aus einem seidenen Wams mit kurzen Ärmeln und rundem Schoss, welches stark gepolstert ist und um die Hüften von einem Gürtel zusammengehalten wird. Es ist mit blumenförmig gestalteten Metallknöpfen besetzt und auf der Brust mit einer grossen Metallscheibe versehen, die zum Schutze dient.
Die Vorderarme haben Schienen von Golddamast, und die Knie sind durch Metallplatten geschützt. Die Angriffswaffen bestehen aus einer hölzernen, an beiden Enden mit Eisen bewehrten Lanze, einem geraden Degen mit kreuzförmigem Griff und den gefiederten Pfeilen, die in einem am Gürtel befestigten Köcher stecken. Der hinter Babur befindliche Reiter trägt eine merkwürdige Waffe, die vielleicht eine in einem Futterale steckende Streitaxt, vielleicht auch eine Keule sein kann, die zum Gebrauche des wegen seiner grossen Körperstärke gerühmten Königs diente.
Der König trägt keine Reiterstiefeln, sondern Schuhe. Sein Pferd ist mit einer vollständigen, aus beweglichen Metallplatten zusammengesetzten Rüstung bekleidet. Nur der Kopfschutz ist aus einem Stück Metall gehämmert. Im Gefolge des Königs befindet sich der Fahnenträger und auf einem Kamel ein Paukenschläger. Auch das Kamel im Vordergrund trägt eine aus Metallschuppen gebildete Schabracke. Vor dem Könige laufen Soldaten einher und unter ihnen ein Offizier, welcher mit seinem Stab Raum für den König schafft.
(Nach einer indischen Malerei des XVI. Jahrhunderts aus der Bibliothek von Ambroise Firmin Didot.)
Quelle: Geschichte des Kostüms in chronologischer Entwicklung von Auguste Racinet. Bearbeitet von Adolf Rosenberg. Berlin 1888.
Ähnlich
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!