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Der Hirschpark des franz. Königs Ludwig XV.

Hirschpark, Ludwig XV, Frankreich, Lustschloss,
Eingang zum Hirschpark. „L’arrivée des Jeunes femmes au Parc aux Cerfs, la duchesse de Chateauroux, la Marquise de Pompadour et la scène érotique du banquier Peixotte qui Manque le plus souvent.“ *)

*) Die Ankunft der jungen Frauen im Parc aux Cerfs (Hirschpark). Die Herzogin von Chateauroux, die Marquise de Pompadour und die erotische Szene mit dem Bankier Peixotte

Der Hirschpark von König Ludwig XV

von Franz Blei

… Die Hoffnung der Pompadour, daß die Tochter, die sie vom König hatte, sie bei ihm ersetzen würde, erfüllte sich nicht, da das Mädchen, noch nicht zehn Jahre alt, starb. Ihre eigene nachlassende Gesundheit und die schwindende Macht über den König ließen sie sich zur „Surintendante des plaisirs du roi“ ernennen, in welcher Eigenschaft sie ihrem Herrn eine Art Serail einrichtete, und dies war der Ursprung des Hirschparkes, der 1755 seine Pforten auftat. So wenigstens wird die Geschichte in einem Pamphlet erzählt, das 1790 erschienen ist (Le Parc-aux-Cerfs, ou Porigine de l’affreux déficit).

In Wirklichkeit war der Hirschpark keineswegs ein besonders luxuriös eingerichtetes Etablissement, sondern ein abgelegenes Viertel in Versailles mit einigen kleinen unbedeutenden Häuschen, von Ludwig XIII. für seine Jäger errichtet und unter Ludwig XIV. zu einem bewohnten Quartier erweitert. Eines dieser Häuschen kaufte Ludwig XV. von einem gewissen Cremer für einen gewissen Valet, das heißt für sich unter dem Namen dieses Beamten im Kriegsministerium, im Jahre 1755, freute sich seiner bis zum Jahre 1771, wo er es für 16 000 Livres an einen Herrn Sevin verkaufte. In dem Hause ließ der König in diesen Jahren angeblich, d. h. nach den Gerüchten, eine nicht geringe Zahl neun- und zehnjähriger Mädchen erziehen, was nach den neuesten Forschungen monatliche Ausgaben von 170 000 Franks nötig machte.

Über das Personal des Hauses schreibt ausführlich Madame Du Hausset in ihren Memoiren (Ed. Barriere, 1855, S. 77 ff.). Die Rekrutierung erfolgte entweder durch den Kammerdiener Le Bei selber oder freiwillig von Seiten der Eltern. (Peuchet, Memoires tires des Archives de la Police de Paris. Paris 1838, T. II, S. 197.) D’Argenson, der fünfzehn Tagereisen vom Hirschpark entfernt wohnte, schreibt in seinen Memoiren: „L’on m’a conté ces amours de notre monarque, où l’on verra qu’il tombe de plus en plus de la houlette à la chaumine. Madame d’Étioles, devenue marquise de Pompadour, était une grande dame au prix des deux dernieres amourettes.

Cet hiver, il a joui 15 jours d’une petite fille qui servait de modèle à des peintres. A présent il a une maitresse en règle d’un ordre encore infèrieur à celle-là s’il se peut: eile est de l’ordre de putains par famille et par etat. La nommée Morfi était revendeuse et tenait une petite boutique au Palais-Royal, il a dix ans; mère de 4 fliles, elle a vendu leurs pucelages l’un après l’autre, quand ils sont venus en maturité. La cadette, qui est aujourd’hui sultane favorite, a travaillé chez une couturière nommé Fleuret qui procure des amants à ses ouvriers.

Elle les élève en regle, et, celle-ci venant de faire sa première communion dans un couvent, cela a fait croire qu’elle était plus sure qu’une autre. Or le roi craint la vérole avec grande raison; lasse de la marquise, il a resolu de se servir de petites filles, les plus neuves qu’on pourra trouver, et il a envoyer son premier valet de chambre Le Bel à Paris, pour y marchander un nouveau pucelage. Celui-ci a été à la dame Fleuret, qui l’a abouche avec la dame Morfi; il a vu la petite Morfi qui a 14 ans et qu’il a trouvée bien.

Il a dit que c’était pour un seigneur de Versailles; il l’a envoyer. Il a donné 1000 Ecus à la mère et 100 Louis à la couturière. La petite fille a de l’esprit et a plus beaucoup au monarque; elle a actuellement une jolie maison au Parc-aux-Cerfs, une gouvernante, une femme de chambre, une cuisinière et deux laquais.“ (Journal et Mémoires du Marquis d’Argenson, I. April 1753.)*)

*) „Man hat mir diese Liebschaften unseres Monarchen erzählt, in denen man sehen wird, dass er immer mehr von der Houlette auf die Chaumine fällt. Madame d’Étioles, die Marquise de Pompadour wurde, war zum Preis der letzten beiden Amouretten eine Grande Dame. In diesem Winter genoss er 15 Tage lang ein kleines Mädchen, das Malern als Modell diente. Er hat jetzt eine ordentliche Mätresse, die noch niedriger ist als diese, wenn es möglich ist: Sie gehört zu der Ordnung der Huren nach Familie und Stand. Die Morfi war eine Händlerin und hatte einen kleinen Laden im Palais-Royal, vor zehn Jahren; sie ist Mutter von vier Kindern und hat eines nach dem anderen verkauft, als diese reif wurden. Die Jüngste, die heute Lieblingssultanin ist, arbeitete bei einer Näherin namens Fleuret, die ihren Arbeitern Liebhaber verschafft. Sie erzieht sie nach Vorschrift, und da diese gerade in einem Kloster zur Erstkommunion gegangen ist, hat das zu der Annahme geführt, sie sei sicherer als eine andere. Nun fürchtet der König aus gutem Grund die Pocken; er ist der Marquise überdrüssig und hat beschlossen, sich kleiner Mädchen zu bedienen, der neuwertigsten, die man finden kann, und er hat seinen ersten Kammerdiener Le Bel nach Paris geschickt, um dort um eine neue Jungfrau zu feilschen. Dieser ging zu der Dame Fleuret, die ihn mit der Dame Morfi zusammenbrachte; er sah die kleine Morfi, die 14 Jahre alt ist und die er für gut befand. Er sagte, es sei für einen Herrn aus Versailles; er schickte es. Er gab der Mutter 1000 ECU und der Schneiderin 100 Louis. Sie hat jetzt ein schönes Haus im Parc-aux-Cerfs, eine Gouvernante, eine Kammerzofe, eine Köchin und zwei Lakaien.“

Jenes Pamphlet zählt eine große Reihe Pensionärinnen des Hirschparkes auf, unter ihnen eine Miss Witier, eine Engländerin, welche die Herzogin von Devonshire aus London mitgebracht und dem König gegen eine diamantenverzierte Büchse und 30000 Livres abgetreten hat. Eine Baronin Salis, Frau eines jungen Schweizer Offiziers, wurde mit Gewalt genommen und tötete sich. Eine Marquise d’Eslignac war sechs Monate im Park. Die Römerin Grandi kostete eine sechsspännige Karosse, die mit 130000 Franks in Gold gefüllt war.

Die Comtesse Egmont, Richelieus Tochter, die mit 23 Jahren starb, ist auch unter den Damen, die jenes Pamphlet aufzählt, doch vergißt es, was die „Anecdotes de la cour de France pendant la faveur de madame de Pompadour“ (Paris 1802, S. 238) berichten: daß der König, den neun- und zehn- jährigen Mädchen selber Unterricht im Schreiben und Lesen gab, mit ihnen betete, sie väterlich züchtigte und ermahnte, bevor er sich mit ihnen zum letzten Zwecke zurückzog.

Quelle: Die Sitten des Rokoko von Franz Blei (1871-1942). München: G. Müller, 1923.

Siehe: Das französische Königtum im 18. Jahrhundert. Dühren, Studien I. Der Marquis de Sade.

Illustration, Ornament
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