Hoftoiletten des französischen Adels im 16. und 17. Jh.
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16. UND 17. JAHRHUNDERT FRANKREICH.
TRACHTEN DES ADELS ZUR ZEIT HEINRICHS IV. HOFTOILETTEN UND ZEREMONIENMÄNTEL.
Abbildungen:
Nr. 2. – Margarethe von Frankreich (Margarete von Valois, la Reine Margot), Königin von Navarra, erste Frau Heinrichs IV. Schon vor dem Tode Heinrichs III. hatte das Elend der Bevölkerung während der Kampfe der Liga den Luxus vermindert, ohne jedoch auf den wesentlichen Charakter der Mode grossen Einfluss auszuüben.
Der Hüftwulst, die gepufften, von dem tief ausgeschnittenen Mieder getrennten Ärmel, der fächerfömige Halskragen, die zurückgeschlagenen Manschetten, die über dem Scheitel zu mässiger Höhe aufgenommenen Haare, der in der Farbe von dem geschlossenen Überkleid verschiedene Unterrock bilden das Kostüm der Königin Margarethe im Jahre 1605.
Die ganze Toilette macht mit ihrem Gegensatz von Schwarz und Weiss den Eindruck der Strenge. Jeder der Ärmel- und Miederschlitze trägt einen Goldknopf. Eine Schleife am Miederschluss in der Höhe der Brust, ein goldener Stern mit Edelsteinen vorn im Haar, eine Perle im Ohr, eine Perlenschnur um den Hals dienen als Schmuck.
Nr. 1 u. 5. – Heinrich IV. vor 1600.
Die Tracht der Männer erfuhr zu dieser Zeit grosse Veränderungen. An Stelle des Schnürleibes trat das ungeschnürte Wams mit Achselstücken a la Henri IV. Die Halsfraisen wurden kleiner, und an ihre Stelle trat allmählich die Rabatte, der umgeschlagene Kragen. Alle Hosen waren gepufft; die sogenannten Grègues waren lang und hatten den grössten Bausch in der Mitte; die Hosen à bourse waren kurz und gingen sich erweiternd bis zum Strumpf herab.
Die Cape erhielt wieder ihren alten Schnitt und wurde zum Schultermantel, den man über dem einen Arm und der Brust drapierte. An Stelle des hohen Albahutes der Liguisten trat ein niedriger Hut mit einer leichten Erweiterung nach oben hin oder der Castor à la Henry IV. mit breiter Krempe. Der Schuh mit ziemlich hohem Absatz war geschwärzt und mit einer Rosette geschmückt. Man bevorzugte das Schwarz oder doch die dunklen Farben.
Heinrich IV. erneuerte von fünf zu fünf Jahren die Luxusgesetze, versäumte es aber nicht, für das Aufblühen der Seidenindustrie zu sorgen, so dass man, um sich als Edelmann zu zeigen, Samt tragen musste, da Seide und Taffet der Stoff für bürgerliche Kleidungsstücke geworden waren.
Nr. 1 zeigt Heinrich IV. im blossen Kopf, mit dem Degen und dem Bande des hl. Geistordens. Er ist schwarz gekleidet, seine langen Hosen sind gestickt und geschlitzt. Sein Kostüm entspricht dem, das er beim Empfang im Louvre zu tragen pflegte.
Nr. 5. stellt Heinrich IV., den Hut auf dem Kopf, ohne Degen mit dem Stock und dem Bande des hl. Geistordens dar. Violette Strümpfe, sonst schwarz mit blau garnierten Schlitzen. Hosen à bourse.
Nr. 4 u. 6. Antoine von Saint-Chamand, Herr von Méry-sur-Oise.
Nr. 6. trägt getollte Fraise und Manschetten. Schwarzes gesticktes Wams und ebensolche grègues. Weisse, mit einer Schleife an der Seite versehene‘ Strumpfbänder, über dem Knie befestigt. Weisse Bandknoten an den Hosen und ebensolche Schleifen auf den geschwärzten Schuhen. Silbernes Degengefäss und ebensolche Scbeidenspitze. Vergoldeter Gürtel.
Auf Nr. 4. trägt derselbe Edelmann umgeschlagenen Kragen und Manschetten; ärmelloses Wams mit Achselstücken, den Arm mit dem Ärmel der Weste, aus silbergesticktem Stoff, bekleidet. Hosen à bourse. Die Hauptfarbe ist Schwarz. Die Sohle der Schuhe ist an den Seiten mit silbernen Nägeln beschlagen. Als Gürtel dient ein weisses Band mit Goldknöpfen und ebensolcher Schnalle.
Nr. 3. – Edelmann nach der Mode von 1605. Niedriger Hut, Halskragen und Manschetten umgeschlagen. Vorherrschende Farbe Grau. Wams und Hosen ohne Schlitze, schwarz gestickt. Mantel mit Goldstickerei, ebenso der Gürtel. Das Wehrgehänge ist von dem Letzteren getrennt, der Degen wird durch eine weisse, goldgestickte Schleife in horizontaler Lage gehalten.
Nr. 7. Krönung der Maria von Medicis nach dem Gemälde von Rubens im Louvre. Die Gruppierung des Bildes entspricht nicht den Vorschriften der Etikette, aber es ist wohl geeignet, eine Idee von der Pracht der Kostüme zu geben. Das hier gegebene Fragment zeigt die Königin, vor dem Kardinal de Joyeuse knieend, ihr zur Seite den Dauphin (Ludwig XIII.) und seine Schwester Elisabeth. Die lange Schleppe des Mantels wird von den Prinzessinnen Conty, Montpensier und Guise getragen. Der Herzog von Ventadour hält das Scepter, der Chevalier de Vendôme die Hand der Gerechtigkeit. Dann folgen Marguerite de Valois, die erste Frau Heinrichs IV. und die älteste Prinzessin von Frankreich.
Um den Hals der Damen legt sich der grosse fächerförmige Kragen aus italienischen oder flandrischen Spitzen, durch ein Drahtgestell gehalten, von dem Korsett ausgehend. Ein tief ausgeschnittenes Mieder, gepufftes Hemd, ein kleines Perlen collier, nach vorn vorgebautes Corset, gebauschte, mehrfach geteilte Ärmel, trommelartiger, aber mässiger Hüftwulst bilden das Kostüm der Damen um 1610. Die Handschuhe trug man, ohne sie aufzuziehen.
Der Chevalier de Vendome trägt das Haar auf der einen Seite länger, als auf der andern. Der doppelte Halskragen ist umgeschlagen. Eine bandelierartige Schärpe wird über dem Wams aus Goldstoff sichtbar. Der Mantel ist über dem einen Arm und der Brust drapiert. Neu ist die Einführung der hohen Lederstiefel mit Sporen in das Zeremonienkostüm. Seit 1606 in England Mode geworden, wurden sie in Frankreich seit 1608 sogar auf Bällen getragen.
Die Länge der Schleppe bestimmte der Rang der Damen, die sie trugen, selbst zu Pferde behielt man sie bei. Für die Königin betrug die Länge derselben 9, für die Prinzessinnen von Frankreich 7, für die Prinzessinnen königlichen Blutes 5, für die Herzoginnen 3 Ellen (Eine Elle ca. 48 Zentimeter).
Königin Elisabeth von Österreich trug bei ihrem Einzug in Paris 1571 eine solche von 20 Ellen Länge. Die Schleppe der Maria von Medicis, aus blauem Samt, mit Hermelin gefüttert und mit goldenen Lilien bestickt, war so schwer, dass sie sich von zwei Edelleuten stützen lassen musste, und dass ein anderer Edelmann den drei Damen, die zum Tragen derselben bestimmt waren, auf besonderen Befehl des Königs Hilfe leistete.
Nr. 1, 2, 3, 4, 5 u. 6 aus der Sammlung Gaignières im Kupferstichkabinett der Nationalbibliothek in Paris. Nr. 7. Fragment der Krönung der Maria von Medicis, Gemälde von Rubens im Louvre zu Paris,
Vgl. Les hommes illustres et grands capitaines français, qui sont peints dans la galerie du Palais-Royal, 1690. Quichemt, L’histoire du costume en France.
Quelle: Geschichte des Kostüms in chronologischer Entwicklung von Albert Charles Auguste Racinet. Bearbeitet von Adolf Rosenberg. Berlin 1888.
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