, ,

Holländische Trachten zu Anfang des 19.Jh.

HOLLAND. VOLKSTRACHTEN AUS DEM ANFANG DES 19. JAHRHUNDERTS.
HOLLAND. VOLKSTRACHTEN AUS DEM ANFANG DES 19. JAHRHUNDERTS.

HOLLAND. VOLKSTRACHTEN AUS DEM ANFANG DES 19. JAHRHUNDERTS.

Fig. 1. – Brautkostüm von der Insel Marken, Zuiderzee.
Fig. 2 u. 3. – Friesische Kostüme. Der Schipper oom, der Onkel Schiffsführer und seine Frau, die Tante in Festtracht.
Fig. 4. – Nordholländerin aus Alkmaar.
Fig. 5 u. 6. – Dame und Dienerin, Friesland.
Fig. 7 u. 8. – Fischer von der Insel Ens oder Schokland, Zuiderzee.
Fig. 9 u. 10. – Bauer und Bäuerin, Gueldern.

Abbildungen Tafel:
1 2 3 4 5 6
7 8 9 10

Fig. 1. – Brautkostüm von der Insel Marken. – Die Kleidung der Männer auf dieser Insel ist sehr einfach; sie gleicht der der Fischer von Urk, die der Frauen ist charakteristisch und für Kinder und erwachsene Mädchen gleichartig. Die Braut trägt eine leinene, mit feiner Gaze bezogene und mit Spitzen besetzte Mütze, die mit roten und schwarzen Seidenbändern besetzt ist. Unter derselben sehen ein paar Haarlocken über der Stirn und an den Schläfen hervor. Die Ärmel des Hemdes werden zwischen Schulter und Ellenbogen sichtbar und enden oberhalb des Handgelenkes in schwarzgestickte Manschetten.
Ein Stück roten Stoffes umschliesst Hals und Brust. Darüber legt sich ein ärmelloses gleichfarbiges Kamisol, das oben durch eine Goldagraffe, unten durch Schnürsenkel befestigt ist. Darüber befindet sich ein zweites gelbes, reich geblümtes Kamisol mit breiten Achselstücken, über den Hüften durch Fischbein verstärkt. Die braunen Ärmel sind besondere Stücke. Unter dem dunkelblauen Rock werden je nach dem Vermögen bis sechs Unterröcke getragen. Eine grosse, weisse Schürze, ein leicht geknüpftes Halstuch und Schuhe mit silbernen Schnallen vervollständigen das Kostüm.

Fig. 2. u. 3. – Friesländer aus einer kleinen Stadt in Festtracht.
Der schipper oom *) mit der Mocy, Tante, kommt aus dem Gottesdienst. Er trägt die hölzerne Kohlenpfanne seiner Frau. Sein Kostüm besteht aus einem langen Rock von brauner Serge (feines, hochwertiges Wollgewebe), ebensolchen Hosen, die unter dem Knie durch ein Band befestigt sind, einer Weste aus Damast mit Silberknöpfen, enger Halsbinde und unter dem Kinn mit einem goldenen Doppelknopf geschlossenem Hemd. Unter dem Dreispitz sitzt eine eingepuderte Perücke.
Die Tante trägt eine vorn offene Jacke aus Zitz (glattes, leinwandartig gewebtes, sehr dichter Baumwollstoff), einen vielfach gefältelten Damastrock über einem Hüftwulst, ein Halstuch aus Kattun, ebensolche Schürze und einen mit demselben Stoff gefütterten Strohhut.

Fig. 4. – Nordholländerin aus Alkmar. – Der Kopf ist zunächst von einer weissen, schwarzgeblümten Beguine umhüllt, unter der nur zwei Löckchen an den Schläfen hervorsehen. Die Beguine wird durch ein breites biegsames Goldblech um den Hinterkopf herum gehalten. Dasselbe endet über den Ohren in zwei offene längliche Arme, auf denen zwei andere Platten liegen, welche die Beguine am Vorderkopf befestigen (vgl. Tafel E Nr. 4 u. 7. Tafel mit dem Kaninchen Fig. 18). Dazu kommt noch ein Stirnstück aus demselben Metall, das quer über einen Teil der Stirn fortläuft und an seinem Ende bisweilen mit Perlen und Diamanten besetzt ist (vgl. Tafel A O Fig. 7 u. 10). Das Ganze ist mit einer Haube mit durchsichtigem Gazeboden bedeckt. Dazu kommt ein Schoossmieder mit langen Ärmeln, ein Kamelotrock und eine seidene Schürze.

Fig. 5 u. 6. – Reiche Friesländerin und Magd. – Die letztere trägt ein weisses, unter dem Kinn durch eine goldene Agraffe geschlossenes und ein rotes Fichu, das, vorn offen, schalartig eingeschlagen ist.
Die Herrin trägt eine fast runde Kopfbedeckung aus Spitzen, die am Hinterkopf durch eine Goldplatte befestigt ist. Von den beiden Enden der letzteren geht ein Goldfaden aus, der sich reifenartig über der Stirn erweitert und das Vorderteil des Kopfputzes stützt. Darüber sitzt ein Hut von gleichem Schnitt aus feinstem Strohgeflecht mit einem Überzug aus geblümtem Zitz, von dem zwei lange Bänder über die Brust herabhängen.

Fig. 7 u. 8. – Bewohner der Insel Ens oder Schokland. – Der Mann ist bekleidet mit einer gestickten wollenen Kappe, einer roten Weste mit Silberknöpfen, einer dunkelblauen Jacke und einem wollenen Überrock. Die Hose ist aus demselben Stoff, die Strümpfe aus grauer Wolle. Als Fussbekleidung dienen Holzschuhe.
Die Frau trägt ein Scharlachmieder, dessen Ärmel sich unter dem Ellbogen mit einem Knopf schliessen. Charakteristisch sind die Goldgalonnierungen der Nähte. Über dem Mieder sitzt ein blaues ärmelloses Kamisol. Ein blau und violett kariertes Halstuch ist kravattenartig geknotet. Die Mütze ist ein turbanartig um den Kopf gewickeltes, vorn gesticktes Stück Leinwand, unter dem das Haar vorsieht. Der graue Rock ebenso wie die blaue Schürze sind aus Wolle. Als Fussbekleidung dienen blaue Strümpfe und Holzschuhe.

Fig. 9 u. 10. – Bauer und Bäuerin aus Geldern. – Die Frau trägt ein Spitzenhäubchen und darüber einen grossen mit blauer Seide gefütterten Strohhut. Ein Busentuch aus weissem Musselin und ein zweites aus geblümtem Kattun umhüllen den Hals. Das Mieder ist ebenfalls aus bedrucktem Kattun. Der Rock aus Wolle, die Schürze aus friesischem Linnen.
Der Bauer ist bekleidet mit an den Seiten aufgeschlagenem Hut, seidenem Halstuch, blauem Tuchrock, Weste und Hose von gleicher Farbe, Wollstrümpfen und Schnallenschuhen.

*) Schipper Oom (Onkel Captain) ist eine allgemeine Bezeichnung, für Männer die in der Schifffahrt tätig sind. Während das Wort Oom (Onkel) ein allgemeiner Begriff der Bezeichnung der Fischer von Friesland ist, ist auch der Name Mocy (oder Tante) für ihre Frauen üblich. Die Großmutter des verstorbenen Stadthalters, als sie ihre Residenz in Leeuwaarden hatte, war unter diesen Menschen unter keinem anderen Namen bekannt als unter dem der Maryke Mocy (Tante Mary). Bei dieser allgemeinen Bezeichnung wird sehr oft ein kleiner Nachname wie Aaltje, Pietje, Tryntje, &c hinzugefügt. Familiennamen werden nicht verwendet, darunter Aaltje Moey (Tante Alice). (Quelle: Representations of Dresses, Morals and Customs in the Kingdom of Holland, at the beginning of the nineteenth century, by Evert Maaskamp 1808.)

Abbildungen nach Tobleaux de l’habillement, des moers et des costumes dans la République batave, au commencement du dix-neuvième siècle, von Evert Maaskamp, Amsterdam, 1803-1807; mit Stichen von L. Portman, koloriert von J. Pieneman.

Vgl. André Thonin und Boron Trouvé, Voyage dans la Belgique, la Hollande et l’Italie, Paris, 1841. – Louise Collet; Promenade en Hollande, 1859. – L. Jean Aicard, Visite en Hollande, 1879. Felix Narioux, Notes de voyage d’un architecte, 1875. – Henry Havard, La Hollande à vol d’oiseau, Paris, 1881.

Weiterführend:

Quelle: Geschichte des Kostüms in chronologischer Entwicklung von Auguste Racinet. Bearbeitet von Adolf Rosenberg. Berlin 1888.

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar