Musikinstrumente im Mittelalter. 12. bis 16. Jh.
EUROPA. MITTELALTER.
MUSIKINSTRUMENTE. VOM XII. BIS ZUM ANFANG DES XVI. JAHRHUNDERTS.
Nr. 1, 4, 6, 8, 10, 13, 17, 19, 22, 24, 25, 26, 27, 30, 31, 32, 35.
Saiteninstrumente.
Die Harfe, das Psalterium, die Rota, die Laute, die Mandora, die Guitarre, die Zither und die Citole.
Der Harfe, seit dem IX. Jahrhundert unter dem Namen cithara anglica bekannt, bediente man sich zur Begleitung des Gesanges. Sie hatte anfangs 12, im XIV. Jahrhundert 25 Saiten. Sitzend hielt man sie auf den Knien, stehend trug man sie an einem Band um den Hals. Nr. 24, dem X. oder IX. Jahrhundert angehörig, wird mit dem Plektron geschlagen. Nr. 1, 19, 26, 27 und 30 sind aus dem XII., Nr. 17 ebenfalls aus dem XII., Nr. 4 aus dem XIV. Jahrhundert.
Das Psalterion ist das santir oder pi-santir der Araber und wurde durch die Kreuzfahrer nach Europa gebracht. Der Resonanzboden des Psalterion ist von 1-4 Schalllöchern durchbrochen; die Saiten sind aus Silber oder aus einer Mischung von Silber und Gold; als Schlaginstrument dienen Adlerfedern. Die Zahl der Saiten wechselt von 6-15; im XIV. Jahrhundert zählte man deren 32, im XVI. 38. Im Mittelalter lehnte man das Psalterion an die Brust (vgl. Nr. 22, 25, 35); im XVI. Jahrhundert legte man es auf die Knie oder auf einen Tisch.
Nr. 22 gehört dem IX. oder X., Nr. 31 dem XII.. Nr. 25 dem XIII., Nr. 32 und 35 dem XIV., Nr. 6 dem Anfang des XVI. Jahrhunderts an.
Die Rota ist ein Psalterion von abgerundeter Form. Aus dem Umstand, dass sie im XI. Jahrhundert 7, im XII. Jahrhundert 17 Saiten zählte, folgt, dass sie nicht mit dem Bogen, sondern mit der Hand gespielt wurde.
Die Laute des Mittelalters ist die arabische Eud (Oud), wie sie im VIII. Jahrhundert nach Spanien importiert und im XII. Jahrhundert über Europa verbreitet wurde.
Der Körper der Laute war bauchig mit länglichen Seiten, sich allmählich nach dem Halse hin verengend, auf dem sich ein Griffbrett befand. Der ovale Resonanzboden hatte in der Mitte eine rosettenförmige Öffnung. Die Wirbel befanden sich zu beiden Seiten des Kopfes. Die Zahl der Saiten stieg von vier im XVI. Jahrhundert auf 6, im XVII. auf 10.
Die Mandora des XII. Jahrhunderts ist eine verkleinerte Laute. Der einzige Unterschied ist, dass der Kopf des Instruments nach vorn gekrümmt ist. Sie hatte gewöhnlich 4, niemals mehr als 6 Saiten.
Die Guitarre war im XIV. Jahrhundert in Frankreich als guitare moresque bekannt. Der Körper des Instruments ist bauchig, rund oder länglich, mit geradem Halse und mehr oder weniger zurückgebogenem Kopf. Sie hatte im Mittelalter 4, am Ende des XV. Jahrhunderts 5 doppelte und eine einfache Saite, die chanterelle.
Die Zither ist ebenfalls eine Variante dieser Familie; ihr Hals ist volutenförmig nach vorn gekrümmt. Das Ende der Saiten ist durch eine Öse an Stiften befestigt, die durch einen Schlüssel gedreht werden. Man findet Zithern aus dem XVI. Jahrhundert mit vier Doppelsaiten, die durch 8 Wirbel zu beiden Seiten des Kopfes gespannt werden. Im XVIII. Jahrhundert steigt die Zahl der Saiten bis auf elf, 5 doppelte und eine einfache. Siehe dazu: Die Zither des Erzherzogs Ferdinand, gefertigt von Girolamo.
Die Citole, ein Streichmusikinstrument der französischen Dichter des Mittelalters, ist eine Reduktion der Zither, das eng mit den mittelalterlichen Fideln (Gambe, Vielle, Gigue) verbunden war und von 1200-1350 allgemein verwendet wurde.
Die Lauten, Mandoren, Guitarren und Zithern unserer Tafel gehören dem XII. Jahrhundert an, Nr. 10 und 12 dem IV. Nr. 23 und 28 sind Citolen ohne Saiten; Nr. 13 ist aus dem Anfang des XVI. Jahrhunderts.
Streichinstrumente.
Die Rubebe, die Geige, der Rebec, die Viola.
Die Rubebe hatte zwei Saiten; beim Spiel fasste man sie am Halse in der Nähe des Griffbretts und stützte sie auf das Knie. Der Rebec hatte einen kleineren Resonanzboden und drei Saiten. Die Geige scheint ursprünglich aus einem einzigen Stück Holz gemacht worden zu sein. Sie hatte drei Saiten. Man fertigte sie für das Zusammenspiel in verschiedener Grösse an.
Die Viola des Mittelalters hatte ein durch hervorstehende Querbänder markiertes Griffbrett. Sie war mit 8, 4 oder 5 Saiten bespannt. Der ovale Körper des Instruments zeigte keinen Ausschnitt für die Bogenführung. Im XV. und XVI. Jahrhundert bildeten 4 Violen von verschiedener Grösse, mit 3, 4, 5 und 6 Saiten, ein musikalisches Ensemble.
Nr. 3, 5, 9 und 12 sind aus dem XII., 16 und 21 aus dem XIII., 7 und 35 aus dem XIV., 18 aus dem Anfang des XVI. Jahrhunderts.
Blasinstrumente.
Flöte, Hoboe, Schalmei, Sackpfeife, Bombarde, Krummhorn, Trompete, Trombone, Horn.
Nr. 2 gehört zu der Gattung der Schalmeien, die auf griechische und römische Muster zurückgeht. Sie wird aus Rohr oder Metall hergestellt. XIV. Jahrhundert.
Nr. 14 ist eine Doppelflöte mit gemeinschaftlichem Mundstück. Sie gehört in das XVI. Jahrhundert, ebenso wie das Horn Nr. 33. Das Letztere ist der Oliphant, das Jagd- und Schlachthorn des Mittelalters, das bis zum Ende des XVI. Jahrhunderts gebräuchlich blieb. Es ist ein einfaches Sprachrohr aus Elfenbein, von welchem Material es auch den Namen erhalten hat.
Die besten Hörner stellte man im XV. Jahrhundert aus Vogelbeerbaum – oder Birnbaumholz her. Sie hatten 3, 6 und 8 Löcher, einzelne mit Klappen.
Nr. 29 ist eine Trombone aus dem XVI. Jahrhundert.
Instrumente mit Klaviatur.
Das Clavicord, die tragbaren Orgeln u. s. w. gehen alle auf das arabische pisantir und qânon zurück, denen man eine mechanische Vorrichtung zum Anschlagen der Saiten hinzufügte. Sie entwickelten sich erst im XV. Jahrhundert, da sie von den Schriftstellern des XIII. und XIV. Jahrhunderts noch nicht erwähnt werden.
Mit dem Namen Orgel bezeichnete man eine ganze Anzahl von Instrumenten, von der an einem Bande um den Hals befestigten bis zu der grossen Kirchenorgel. Die Klaviatur der tragbaren Orgel wurde mit der einen Hand gespielt, während die andere den Blasebalg bewegte.
Nr. 20 ist eine tragbare Orgel des XIV. Jahrhunderts. Nr. 15 ist grösser und komplizierter und gehört dem XVI. Jahrhundert an.
Nr. 1, 5, 11, 19, 26, 27 und 30 aus der Abtei Saint-Denis; Nr. 3, 9, 10, 12 und 31 von dem Portal von Chartres; Nr. 16, 17 und 21 von einer emaillierten Schale des XIII. Jahrhunderts. Nr. 25 aus einem Manuscript derselben Zeit. Nr. 2, 4, 7, 8, 20, 23, 28, 32, 34 und 35 aus Manuskripten des XIV. Jahrhunderts. Nr. 22 und 24 sind von Willemin, dem alle Abbildungen entnommen sind, ohne Angabe der Herkunft mitgeteilt.
Vgl. F. J. Fétis, Histoire générale de la musique depuis les temps les plus anciens jusqu’à nos jours, Paris.
Ähnlich
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!