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Assyrisches Reich. Trachten, Waffen, Streit- u. Jagdwagen.

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Assyrien. Reiter Kriegswaffen, Adel, Soldaten.

Abbildungen von oben nach unten
Nr. 1
Nr. 2
Nr. 3

ASSYRIEN. TRACHTEN, WAFFEN, STREIT- UND JAGDWAGEN.

Assyrien, auch Assyrisches Reich genannt, war ein mesopotamisches Königreich und Reich des alten Vorderen Orients und der Levante, das als Staat von vielleicht schon im 25. Jahrhundert v. Chr. (in Form des Assur-Stadtstaates) bis zu seinem Zusammenbruch zwischen 612 v. Chr. und 609 v. Chr. existierte – von der frühen bis mittleren Bronzezeit bis zur späten Eisenzeit.

Während die Ägypter auf ihren Reliefs und Wandgemälden alle Klassen des Volkes in ihrem Leben und ihrer Tätigkeit zur Darstellung brachten, haben sich die assyrischen Künstler in ihren Reliefs auf die Schilderung von Krieg, Jagd und religiösen Zeremonien beschränkt, wobei der König immer die Hauptperson ist.

Aus den Monumenten, denen die dargestellten Gegenstände entlehnt sind, geht hervor, dass die Perser nach Unterwerfung der Meder, welche ihrerseits die Assyrer in sich aufgenommen hatten, persische Sitten und Trachten annahmen.

Nach den Berichten Herodots und Strabos trugen sie dieselben langen Tuniken und dieselben Mitren. Sie liessen sich die Haare lang wachsen, salbten sie mit Wohlgerüchen und trugen Ringe und künstlich gearbeitete Stöcke, deren Knöpfe von Äpfeln, Rosen, Lilien, Adlern u. dgl. m. gebildet waren. Die hohe, steife, von einem Diadem umgebene Tiara war bei den Persern das Zeichen der Souveränität.

Nach Plutarch trugen nur die Könige die gerade Tiara. Die Tiara der Heerführer war nach Suidas an der Spitze umgebogen. Die königliche Tiara lief oben in eine steife Spitze aus. Bei der gewöhnlichen, kegelförmigen Mütze der Perser, welche aus Wolle oder aus Filz gefertigt war, fiel die Spitze nach vorn oder nach hinten über.

Der medisch-persische Rock, der bis auf die Füsse herab reichte, wurde von den Griechen χάvδνς; (Chandys) genannt. Cyrus hatte ihn von den Medern übernommen. Er war aus Flachs, Baumwolle oder Byssos (griechisch: βύσσος) gewebt. Die königliche Stola war mit Purpur gefärbt, mit Gold gestickt und mit kostbaren Steinen besetzt. Die Chandys durfte nur von dem König, seinen Verwandten, den höheren Offizieren und den Hof- und Palastbeamten getragen werden. Diejenige des Königs war mit dem aus Meerschnecken gewonnenen Purpur gefärbt, die der übrigen mit Pflanzenpurpur. Der Saum war mit Fransen und Troddeln besetzt. Über dem langen Unterkleid wurde eine kürzere Tunika von Wolle angelegt.

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Vornehme Meder.

So waren die Perser zur Zeit gekleidet, als Herodot Babyion besuchte. Der Gürtel war ein unentbehrlicher Bestandteil ihrer Tracht. Der König trug einen goldenen Gürtel. Die Füsse sind mit Sandalen bekleidet. Eine Hauptrolle bildet der Schmuck. Auch die Männer trugen Ohrgehänge, Halsbänder und Armringe. Dazu kommt eine sorgfältige Pflege des Haupt- und Barthaares, das in kleine Löckchen getrennt ist. Das Haupthaar ist bisweilen so hoch aufgebaut, dass man Perücken zu sehen glaubt, was nicht unwahrscheinlich ist.

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Assyrischer Oberpriester. Assyrischer König.

Nr. 1. Relief mit einer Jagd. Der König ist von zwei gleichfalls berittenen Dienern begleitet, von denen der eine die Pfeile für den Bogen des Königs trägt, während der andere den Jagdspiess in Bereitschaft hält. Der König trägt ein goldenes Diadem mit lang herab flatternden Bändern. Die Tracht der drei Reiter ist die gleiche, die des Königs nur vou grösserem Reichtum. Derselbe reitet auch auf einer gewebten Decke, während die andern bei den auf Tierfellen sitzen. Alle drei tragen geschnürte, hohe Jagdstiefel und einen doppelten Gürtel, einen Lederriemen über dem breiteren Stoffgurt. Der Schweif des königlichen Pferdes ist durch ein Band in der Mitte zusammengehalten. Diese Jagd ist nur gegen kleines Wild gerichtet.

Nr. 2. Ein mit drei Pferden bespannter Wagen, der ebenso konstruiert ist wie Nr. 10. Auf dem Wagen steht nur der Pferdelenker. Die Pferde, deren Köpfe mit Federbüschen geschmückt sind, werden von einem Diener geführt. Der König trägt die vom Diadem umwundene Tiara und hält in der Linken den Bogen, in der Rechten die Pfeile. Die beiden Eunuchen welche ihm folgen, tragen jeder einen Köcher und ausserdem der eine das Szepter, das Abzeichen der königlichen Gewalt, der andere den Sonnenschirm, welchen er über dem Haupt des Königs hält. Die assyrischen Künstler charakterisierten die Eunuchen dadurch, dass sie dieselben bartlos darstellten und ihnen runde, volle, fast weibliche Gesichtszüge gaben.

Der König genoss einer gleichen Verehrung wie die Götter. Derjenige, der ihn begrüsste, kreuzte die Hände über der Brust und warf sich zur Erde nieder. Diesen gewöhnlichen Gruss sieht man auf unserer Darstellung. Der Bittsteller legte die Hände auf dem Rücken zusammen. Im Hintergrunde links sieht man einen Krieger mit einem spitzen Pileus, welcher auf dem Rücken einen mit Zähnen besetzten Schild trägt.

Der Pileus (griechisch: πῖλος, pîlos; auch Pilleus oder Pilleum in lateinischer Sprache) war eine randlose Filzhaube, die in Illyren, Etrurien, dem antiken Griechenland, Pannonien und den umliegenden Regionen getragen und später auch im antiken Rom eingeführt wurde. Im 5. Jahrhundert v. Chr. begann im antiken Griechenland eine bronzene Version zu erscheinen, die in der hellenistischen Zeit zu einem beliebten Infanteriehelm wurde. Gelegentlich hatte er ein Rosshaarkamm. Die griechischen πιλίδιον (pilidion) und lateinischen pilleolus waren kleinere Versionen, ähnlich einer Schädeldecke. Die Plis, eine albanische Filzhaube, stammt aus einer ähnlichen Filzhaube der Illyrer und wird noch heute in Albanien und im Kosovo getragen.

Nr. 3. Dem König, der sich mit der Linken auf den Bogen stützt und mit der Rechten eine Schale erhebt, folgen drei Eunuchen: der eine trägt den Sonnenschirm, die anderen den Herrscherstab, Bogen und Köcher. Das auf dem Boden liegende Rind deutet darauf hin, dass der König ein Opfer darbringen will. Ein Eunuch hält das Tier an einer Leine und hebt mit der Rechten einen Wedel empor, mit dem er wahrscheinlich Insekten und alles Unreine von der Flüssigkeit in der Schale fern zu halten sucht. Die dem Könige gegenüberstehende Person, welche die Hände ineinander faltet, scheint ein Priester zu sein, die Person hinter ihm, welche dieselbe Gebärde macht, eine Priesterin. Den Schluss bilden zwei Psalterspieler, die in ihrer Rechten das Plektron halten.

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Assyrien. Trachten, Jagdwaffen, Streitwagen.

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Nr. 4 und 5.
Zwei Tribut darbringende Abgesandte fremder Stämme, vielleicht Perser. Ihre Stiefel deuten auf die Herkunft aus der Feme. Der eine führt zwei Affen herbei.

Nr. 6. König in Tiara und Diadem. Auffällig ist das völlig moderne Brustkreuz, das an einer Schnur von seinem Hals herabhängt. In der Linken hält er den Herrscherstab.

Nr. 7 und 8. Eunuch, der die Waffen und den Stab seines Herrn trägt. Die geflügelte Gestalt hinter ihm ist die eines Gottes, der auf assyrischen Skulpturen häufig vorkommt. Er hält in der Linken einen Korb mit Henkel, in der Rechten einen Tannenzapfen, das Symbol des Erwachens der Natur. Nach Monumenten aus dem Palast von Nimrud (ca, 900-700 v. Chr.) im Britischen Museum.

Nr. 9 und 10. Bei der gefährlicheren Jagd auf Löwen und Tiger bediente man sich der Wagen, die auch im Krieg in Gebrauch waren. Nr. 10 stimmt mit dem ägyptischen Streitwagen überein. Die Köcher sind an der Seite aufgehängt, und im Wagenkasten befindet sich nur der Krieger und der Wagenlenker. Nach hinten ist der Wagen durch eine mit Stacheln besetzte Barriere geschlossen, die vermutlich dazu dient, das Hinaufspringen wilder Tiere zu verhindern.

Der König ist mit einem einfachen Diadem geschmückt. Im oberen Ledergürtel stecken zwei Dolche. An seiner Linken hängt das Schwert, und hinter ihm steht sein Speer. An den Handgelenken und am Ellbogen trägt er Armbänder. Während er den einen Pfeil abschiesst, hält er bereits einen zweiten in der Rechten. Ausser den Pfeilen enthalten die Köcher kleine Streitäxte. Die Zügel der Pferde sind an den Seiten durch Ringe hindurchgeführt. Es scheint, dass ihre Schweife durch Quasten auch künstlich verlängert wurden.

Nr. 9 zeigt einen Wagen von noch stärkerer Konstruktion. Derselbe trägt vier Personen. Der Wagenkasten ist hinten ebenfalls geschlossen. Der Kranz der Räder ist zur Verstärkung noch mit Metallplatten besetzt, ebenso wie die acht Speichen mit Metall beschlagen sind. Die Schweife der beiden Pferde sind zu Schleifen zusammengeflochten.

Der König trägt eine gestreifte Tiara, und im Gürtel einen langen Dolch. Auf dem Relief, von dem wir nur einen Theil wiedergeben, stossen die beiden hinter ihm stehenden Diener einen Löwen zurück, dessen Stirn von einem Pfeil getroffen ist. Der Kutscher lässt seinen Pferden, welche über einen toten Löwen hinweg jagen, die Zügel schiessen. Hinten windet sich ein von Pfeilen durchbohrter Tiger im Todeskampf. – Die Paläste der persischen Könige waren von Gehölzen umgeben, in welchen sich wilde Tiere befanden, damit die Könige dem Jagdvergnügen nachgehen konnten.

(Vgl. Botta et Flandin, Les monuments de Ninivé, Paris 1849; Layard, The Monuments of Niniveh and its Remains, London 1849. Victor Place, Ninivé et l’Assyrie, Paris 1865 ff. und dem Katalog des Britischen Museums.)

Quelle:

Geschichte des Kostüms in chronologischer Entwicklung von Auguste Racinet. Bearbeitet von Adolf Rosenberg. Berlin 1888.

Zur Geschichte der Kostüme. Fünfundzwanzigster Bogen. Assyrer, Meder, Ägypter. (Vorchristliche Zeit.) Illustration von U. Müller. Münchener Bilderbogen Nr. 538.

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