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Schmucksachen der Merowinger. Gallier u. Franken.

Gallier, Kelten, Merowinger, Schmuck, Stickerei,
Gallier und Franken. Gallische und merowingische Schmucksachen. Stickereien der Bretagne.

GALLIER UND FRANKEN

GALLISCHE UND MEROWINGISCHE SCHMUCKSACHEN.

STICKEREIEN AUS DER BRETAGNE.

(Ungefähr im Verhältnis von 7 zu 3 verkleinert.)

Zwischen den Produkten gallischer oder keltischer Kunstfertigkeit und denen der folgenden merowingischen Epoche bestehen nach den neuesten Untersuchungen der Archäologen wesentliche Unterschiede.

Die Traditionen der keltischen Kunst im engeren Sinne, wie sie im Süden und im Herzen Galliens, Spaniens und des nördlichen Italiens, bei den Galen in Irland und im Norden von Schottland und bei den Kymren von Wales geübt werden, sollen sich noch heute an den Küsten der Normandie und der Bretagne erhalten haben. Die beiden modernen Stickereien aus der Bretagne, Nr. 23 und 25, zeigen in den Kreisen, Halbkreisen und konzentrischen Ovalen dasselbe uralte System der Ornamentik, welches man an den Dolmen von Morbihan, Wales imd Schottland findet, die unter dem Titel Archaic Sculpturings von Simpson in Edinburg publiziert worden sind. Dieses System ist von vegetabilischen Prinzipien hergeleitet.

Siehe auch:

Die übrigen Barbaren, die Hunnen, Vandalen, Goten, Lombarden, Franken, Sachsen, Burgunder u. s. w. hatten zur Zeit der Völkerwanderung ebenfalls bereits eine gewisse Kulturstufe erreicht.

Sie wussten nicht nur das Metall zu bearbeiten, sondern übten auch andere Industrien nach einer einheimischen Überlieferung, die sich von der keltischen unterschied. Seit der Entdeckung des Schatzes von Petrossa im Jahre 1864 glaubt man herausgefunden zu haben, dass das System der Ornamentik ein anderes war und in seinen ersten Spuren schon bei den skythischen Völkerschaften vorkommt.

Die Grundlage dieser Ornamentik ist keine vegetabilische, sondern eine mehr phantastische, die auf eine frühe Bearbeitung von Stein und Metall hinweist. Diesen Charakter haben auch die Arbeiten der merowingischen Epoche, die man lange mit dem Namen „gallo-römische“ bezeichnete. — Man weiss aus Philostrat, dass die Gallier mit Geschick die Kunst des Emaillierens übten. „Sie überzogen kupferne Platten zart mit Gold und Silber und legten mit Hilfe des Feuers Farben darauf, welche daran haften blieben, ohne dass die Figuren, die man darauf gezeichnet hatte, verändert wurden.“ Vielleicht hat sich diese Praxis so lange erhalten, bis die gallische Stadt Limoges die Emailliertechnik zu höchster Höhe entwickelte.

Die merowingischen Schmucksachen sind in der Mehrzahl mit dem Hammer geschmiedet oder geformt. Nach Ch. de Linas (Orfèvrerie mérovingienne) ist übrigens der emaillierte Adler Nr. 33 eine byzantinische Arbeit.

  • Nr. 1, 3, 28 und 34. Bronzegegenstände. Wahischeinlich Riemenbeschläge, Gürtelschlösser oder Ösen zum Zusammennesteln, die sodann auf die Kleider und Mäntel genäht wurden.
  • Nr. 8 und 16. Bronzene Hals- oder Armringe, bei den alten nordischen Völkern Bougen oder Baugen genannt. Man trug sie auch aus Gold und Silber. (Aus einem Kirchhof des Marne departements.)
  • Nr. 7. Spiralförmige Agraffe (Fibula) von Bronze.— Sie diente vermutlich als Mantelschliesse. (Louvre.)
  • Nr. 9, 20, 29. Bronzene Zierrate, die in den Sammlungen äusserst häufig vorkommen und vermutlich ebenfalls auf die Kleider genäht oder auch an Bändern als Halsschmuck getragen wurden.
  • Nr. 26. Bronzenes Armband mit Gravuren. Nach aussen gewölbt sind diese Armbänder nach innen gewöhnlich ausgehöhlt. Man findet sie in grosser Zahl in den schweizerischen Pfahlbauten. (Aus dem Neuchâteller See. Sammlung des Professors Désor.)
  • Nr. 30. Armband. — Diese Armbänder hat man an Vorderarmen von männlichen Skeletten entdeckt, die in der Champagne gefunden worden sind.
  • Nr. 17 und 32. Fibeln oder Agraffen von gravierter Bronze. Nr. 17 im Louvre (Saal der antiken Bronzen). Nr. 32 aus dem Kirchhof von Blasiou.
  • Nr. 4, 5, 6 und 22. Fibeln von emaillierter Bronze. (Louvre und Musée Cluny in Paris.)
  • Nr. 2. Fibula von Bronze aus dem Louvre.
  • Nr. 12. Gürtelschnalle von Bronze aus der merowingischen Zeit. (Musée Cluny.)
  • Nr. 13 und 14. Gürtelbeschläge aus massivem, ziseliertem, graviertem und vergoldetem Silber. (Musée Cluny.)
  • Nr. 10 und 11. Ring und Fibula. (Musée Cluny.)
  • Nr. 15. Agraffe von ziselierter Bronze. — Die Kreuze sind in hohlen Facetten eingraviert. (Musée Cluny.)
  • Nr. 18. Fibel von gravierter Bronze aus merowingischer Zeit, in Paris gefunden. (Musée Cluny.)
  • Nr. 19. Bronzene Gürtelschnalle. (Musée Cluny.)
  • Nr. 27. Bronzene Fibula. (Musée Cluny.)
  • Nr. 31. Merowingische Fibula von vergoldeter Bronze mit farbigen Glasflüssen. (Musée Cluny.)
  • Nr. 35. Schnalle von gravierter Bronze aus merowingischer Zeit. (Musée Cluny.)
  • Nr. 21. Grosse Schnalle mit einer Platte, die mit Glasflüssen oder einfach polierten, nicht geschliffenen Steinen besetzt ist. (Musée Cluny.)
  • Nr. 24. Bronzene Schnalle mit Edelsteinen.
  • Nr. 33. Schmuckgegenstand von Bronze mit Glasflüssen und edlen Steinen in Form eines Adlers. — Von diesen Vögeln, die wahrscheinlich als Auszeichnungen und Orden (phalerae) dienten, hat man mehrere in Castel bei Agen gefunden. Die Römer überkamen diese Sitte von den barbarischen Völkerschaften; sie kam aber schnell bei ihnen derartig in Aufschwung, dass auch die Pferde mit den Phalerae behangen wurden und manche Soldaten bis zu sieben davon trugen. — Der Adler misst 0,14 cm in der Höhe. Die Glasflüsse sind durchsichtig; die Bronze war ehemals vergoldet. (Im Musee Cluny.)
  • Nr. 23 und 25. Moderne Stickereien aus der Bretagne, in Pont l’Abbe (Finistère) angefertigt.

Quelle: Geschichte des Kostüms in chronologischer Entwicklung von Auguste Racinet. Bearbeitet von Adolf Rosenberg. Herausgeber: Firmin-Didot et cie. Paris, 1888.

Mola mola skeleton
Mola mola skeleton
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