Sir Francis Drake, englischer Seemann. 16. Jd.
Sir Francis Drake, englischer Seemann.
Geb. 1545, gest. 5. Jan. 1596.
Sir Francis Drake war ein englischer Seekapitän, Freibeuter, Sklavenhändler, Marineoffizier und Entdecker der elisabethanischen Zeit. Drake führte die zweite Weltumrundung in einer einzigen Expedition von 1577 bis 1580 durch und war der erste, der die Expedition während der gesamten Umrundung leitete. Mit seinem Einmarsch in den Pazifischen Ozean beanspruchte er für die Engländer das heutige Kalifornien und leitete eine Ära des Konflikts mit den Spaniern an der Westküste Amerikas ein, einem Gebiet, das von der westlichen Schifffahrt zuvor weitgehend unerforscht gewesen war.
Königin Elisabeth I. verlieh Drake 1581 den Ritterstand, den er auf der Goldenen Hirschkuh in Deptford erhielt. Als Vizeadmiral war er 1588 stellvertretender Kommandant der englischen Flotte im Kampf gegen die spanische Armada. Er starb im Januar 1596 an Ruhr, nachdem er San Juan, Puerto Rico, erfolglos angegriffen hatte. Drakes Taten machten ihn zu einem Helden der Engländer, aber seine Freibeuterei führte die Spanier dazu, ihn als Piraten zu brandmarken, ihnen bekannt als El Draque.
König Philipp II. soll eine Belohnung für seine Gefangennahme oder seinen Tod von 20.000 Dukaten angeboten haben, etwa 6 Millionen Pfund (8 Millionen US-Dollar) in moderner Währung.
Francis Drake, zu Tavistock in Devonshire 1545 als Kind armer Eltern geboren, wurde von einem Verwandten, dem Seefahrer Sir John Hawkins, zum Seemann erzogen. Voll Unternehmungsgeist rüstete er 1565 ein Handelsschiff nach Westindien aus, wo jedoch die Ladung von den Spaniern konfisziert wurde. Um sich zu rächen, nahm er 1567 an Hawkins‘ Expedition gegen letztere teil und bewies in dem unglücklichen Gefecht, welches im Hafen von Veracruz stattfand, als Kommandant des Schiffes Judith große Tapferkeit. Empört über die grausame Behandlung der englischen Gefangenen, wurde er von nun an der erbittertste Feind der Spanier. Nachdem er in den folgenden Jahren gegen die Flibustier in Westindien gekämpft hatte, bewaffnete er 1572 zwei Schiffe und nahm mit diesen auf dem Isthmus von Darien die Stadt Nombre de Dios. Von dort segelte er nach Cartagena, wo er nicht nur mehrere spanische Schiffe, sondern auch enorme Schätze an Gold und Silber erbeutete. Reich beladen gelangte er am 9. August 1573 wieder in Plymouth an und unterstützte hierauf als Freiwilliger mit drei Fregatten den Grafen Essex in Irland.
Nach dessen Tod 1576 lies sich Drake der Königin Elisabeth I. vorstellen und gewann diese für sein Vorhaben, in die Südsee einzudringen, um dort die spanischen Besitzungen zu verheeren. Zu diesem Zweck wurden fünf Schiffe equipiert, als deren Befehlshaber er im Dezember 1577 in See ging. Im darauffolgenden August erreichte er nach wiederholten Abenteuern auch wirklich die Magellanstraße und fuhr durch dieselbe in den stillen Ocean ein. Nachdem er jedoch die andern Fahrzeuge aus dem Auge verloren hatte und sich schließlich nur noch auf den „Pelikan“, die er später in Golden Hinde umbenannte, beschränkt sah, setzte er seinen Kurs nach Norden fort. In Feuerland hatte er im November 1578 einen harten Kampf mit den Eingeborenen zu bestehen, dagegen nahm er den Spaniern mehrmals reiche Beute ab.
So eroberte er am 22. Februar 1579 beim Cap San Francisco das feindliche Schiff Cacafuego mit einer Ladung im Wert von 90.000 Pfund Sterling. Allein da er es nicht für ratsam hielt, durch die Magellanstraße zurückzusegeln, folgte er der Küste Nordamerikas, um eine Durchfahrt in den Atlantischen Ocean zu finden, bis ihn endlich die Kälte zur Umkehr zwang. Auf Kalifornien landete er in der Bai von San Francisco und hieß das Land, welches ihm ein Häuptling zu Gunsten der Königin Elisabeth abtrat, Neu-Albion. Nachdem er die Molukken berührt und an der Küste von Celebes (Sulawesi) beinahe Schiffbruch gelitten hatte, fuhr er durch die Sundastraße in das offene Meer, legte im Juni 1580 am Kap der guten Hoffnung an und ankerte am 5· November unter dem Jubel Englands wieder in Plymouth. Elisabeth überhäufte den Helden, dessen Beute ihr zum größten Teil zufiel, mit grossen Auszeichnungen: sie lies sich von ihm am 4· April 1581 auf der „Golden Hind“, die auf der Werft vor Deptford lag, bewirten, schlug ihn bei dieser Gelegenheit zum Ritter und schickte ihn 1585 als Kommandanten einer Flotte von mehr als zwanzig Schiffen gegen die Spanier.
Im November 1585 nahm er Santiago auf den Inseln des grünen Vorgebirges und wendete sich hierauf nach Westindien, wo er San Domingo und Cartagena eroberte. Nachdem er 1587 im Hafen von Cadiz einen Teil der spanischen Armada verbrannt hatte und nur durch königlichen Befehl am Eindringen in den Tajo verhindert worden war, half er 1588 Lord Howard eine spanische Flotte im Kanal zu vernichten und wurde deshalb zum Admiral ernannt. Allein jetzt begann sein Stern zu erbleichen. Die Expedition, welche 1589 Don Antonio auf den Thron PortugaIs setzen sollte, scheiterte trotz der Erfolge Drakes an der Uneinigkeit zwischen diesem und dem General Norris, welcher das Landheer führte. Auch ein Angriff auf die Kanarischen Inseln und Porto Rico 1594 mißlang, ebenso eine Unternehmung gegen Panama. Mißmut und Ärger über diese verfehlten Expeditionen beschleunigten den Tod des Admirals; er starb an einem schleichenden Fieber am 5. Januar 1596 auf der Hohe von Nombre de Dios. Seine Leiche wurde ins Meer versenkt. Die badische Stadt Offenburg errichtete ihm 1853 ein Denkmal in der irrigen Annahme, daß er die Kartoffeln zuerst in Europa einführte, wahrend er dieselben nur allgemeiner verbreiten half.
Drakes Taten und Siege trugen wesentlich dazu bei, den alten Seeruhm der Spanier zu verdunkeln. Dieselben fürchteten ihn als ihren ärgsten Feind, sein Name wurde für sie zum wildesten Fluch. Um so beliebter war der Held bei seinen Matrosen, für die er stets ein warmes Herz und eine offene Börse hatte.
Anonymer Stich.
Quelle: Das Zeitalter des Humanismus und der Reformation (1300-1600). Allgemeines historisches Portraitwerk. München 1894. Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft vormals Friedrich Bruckmann. Nach den besten gleichzeitigen Originalen nach Auswahl von Dr. Woldemar von Seidlitz mit biografischen Daten von Dr. H. Tillmann und Dr. H. A. Lier.
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