Frankreich. Uniformen der regulären Truppen (1792 – 1793).
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Frankreich XVIII. Jahrhundert.
Uniformen der regulären Truppen (1792 – 1793).
Nr. 1, 2 und 6. Soldat und Offizier der leichten Artillerie. Die reitende Artillerie wurde durch das Dekret vom 17. Mai 1792 in die französische Armee eingeführt. Sie war den Preussen nachgebildet, welche sie zuerst eingeführt hatten. Die Artilleriewagen wurden von Zivilpersonen gefahren. Die Kompagnieen durften nur während des Krieges beritten sein.
Nr. 3 und 5. Soldat und Offizier der Husaren de la Liberté, im Jahre 1792 organisiert.
Nr. 4 und 7. Offizier und Soldat vom 7. Husarenregiment (1792).
Nr. 8, 9, 10, 12, 13, 14, 15 und 16. Kommandant, Tambour – Major, Tambour, Sappeur und Füsilier der Linieninfanterie (1792).
Nr. 11. Sappeur oder auch Pionier (diese Spezialkräfte wurden 1793 gebildet). Diese zwölf Bataillone, ein jedes aus 8 Compagnien zu 200 Mann bestehend, waren bestimmt, die Fortifikationen zu bauen und alle anderen militärischen Arbeiten in den Garnisonen oder im Felde zu verrichten.
Die Bewaffnung und Uniformierung der regulären Truppen waren noch ungefähr dieselben wie zur Zeit Ludwig XVI. Durch die verschiedenen Dekrete der Nationalversammlung verschwand zu gleicher Zeit mit den Provinz- oder fremden Namen der Regimenter die Vielfarbigkeit der Aufschläge, welche die Verschiedenartigkeit ihrer Entstehung andeutete. Die blaue Farbe wurde die Grundfarbe der Uniform für die ganze Armee. Die angeordneten Verschiedenheiten dienten nur dazu, die Waffen von einander zu unterscheiden. Sie bestanden im Schnitt der Röcke und in der Anwendung der Farben Rot und Weiss, die als Aufschläge, Borten oder Verzierungen dienten.
Dieselbe Uniform wurde den Freiwilligencompagnien gegeben. Indessen gab es in der ersten Zeit der Republik, wo es galt, die Freiwilligen so schnell als möglich an die Grenze zu schaffen, zahlreiche Varianten in der Uniformierung. Erst nach den ersten Siegen konnte man daran denken, eine gewisse Übereinstimmung in den Uniformen herzustellen. Der Mangel an weissem Tuch, um Hosen (culottes) daraus zu machen, wurde die Ursache, dass den Compagnieen gestreifte Stoffe geschickt wurden, aus welchen man weite Beinkleider (pantalons) fertigte.
Die dreifarbige Cocarde, die man an der Kopfbedeckung trug, wurde für Jedermann obligatorisch. Die Ordnung der Farben war zuerst weiss, rot und blau, so dass weiss den Rand bildete.
Die Kopfbedeckung der Fusssoldaten war der Hut mit den Spitzen, noch Dreispitz (tricorne) genannt, obwohl er nur zweispitzig war. Die Grenadiercompagnien trugen Pelzmützen bis zum Februar 1793, wo dieselben durch den gewöhnlichen Dreispitz der Füsiliere ersetzt wurden, der einen roten Haarbusch als Zusatz erhielt. Die Chasseurs trugen nach wie vor den Raupenhelm, der aber nicht mehr aus gesottenem Leder, weil dasselbe zu schwer war, sondern aus lakiertem Filz angefertigt wurde. Damals war von dem Tschako noch keine Rede.
Alle Offiziere ohne Unterschied trugen Hüte, Stiefeln und den Frack mit weiten Schössen.
Das ganze Heer trug die Haare gelockt oder geflochten, in einen Zopf oder in eine Flechte endigend, mit Pommade und mit Puder bedeckt. Schon seit längerer Zeit hatten die Militärpersonen sich von der Perücke losgesagt. Die gemeinen Soldaten hatten sich daran gewöhnt, die Haare wachsen zu lassen und sie in einen Knäul geschlungen, nicht mehr im Beutel zu tragen.
Die von der Pariser Nationalgarde nach der Einnahme der Bastille angenommenen drei Farben wurden die Nationalfarben. Bis dahin hatte die Nation keine eigenen Farben gehabt. Erst im Juni 1791 wurde die Tricolore der ganzen Armee als Fahne gegeben. Seit 1790 hatte die Nationalversammlung ein Dekret erlassen, welches die Obersten der Regimenter verpflichtete, das weisse Band der verschiedenen Fahnen und Standarten durch ein dreifarbiges Band zu ersetzen. Am 20. Mai 1794 setzte der Convent die Reihenfolge der Farben fest: das Blau in senkrechter Stellung der Fahnenstange zunächst, das Weiss in der Mitte und am Ende des Tuches das Rot. Die Symbole waren sehr verschieden. Die im Pariser Artilleriemuseum bewahrten Fahnen der Halbbrigaden zeigen, dass man in der Armee eben so sehr die Phantasie walten liess, wie auf den Fahnen der Nationalgarde, auf denen sich Lilien, rote Mützen, Kreuze, Lictorenbeile, die Notredame-Kirche, die brennende Bastille und dgl. befinden. – Während des Kampfes wurde die Fahne von einem Sergeanten getragen (Nr. 9).
Der Tambourmajor (Anführer der Trommler) Nr. 15 trägt eng anliegende Hosen aus Hirschleder, feine Stiefel mit breiten Aufschlägen, den Frack der Offiziere, das Seitengewehr der Soldaten, den Hut mit hohem Federbusch, Pistolen im Gürtel und an dem Bandelier (fr. bandoulière) das Etui für die Trommelstöcke. Sein Stock mit dickem Knopf ist mit einer Darmseite umwickelt und mit Eisen beschlagen.
Der Ersatz der Satteldecke durch Schabracken von Schafsfellen ist die wichtigste Neuerung der Zeit in Bezug auf die Cavalerie. Bei den Chasseurs (Jäger) zu Pferde wurde der Rock durch den Caraco, eine Art Dolman, ersetzt. Die Verschiedenheit der Farben, welche unter den Husarenregimentern herrschte, wurde noch durch das Schwarz der „Husaren des Todes“ vermehrt, welche von Charles-François Dumouriez Anfang des Jahres 1793 organisiert wurden.
Quelle: Geschichte des Kostüms in chronologischer Entwicklung von Auguste Racinet. Bearbeitet von Adolf Rosenberg. Herausgeber: Firmin-Didot et cie. Paris, 1888.
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