Aumôniere oder Almosenbeutel der Kathedrale von Troyes, 13. Jh.
Aumôniere du Trésor de la cathédrale de Troyes.
Bei einer Aumôniere handelt es sich um eine rechteckige, flache Stofftasche die an einer Schnur am Gürtel aufgehängt wurde. Durch das Ziehen von zwei Schnüren oder durch eine Klappe wurde sie verschlossen. Ursprünglich war es eine Art Geldbörse die das Geld für Almosen enthielt. Vorliegende Aumôniere wurde benutzt um eine heilige Reliquie der Kathedrale von Troyes zu schützen.
Im Jahr 1299 gründeten die Hersteller der sarazenischen Aumônières, die sich in ihrer Ornamentik von denen der Kreuzzüge unterschieden, eine mächtige, im Wesentlichen weibliche Körperschaft, die den Vorschriften des Pariser Probsts Étienne Boileau unterlag und in der Livre des métiers eingetragen ist. Zu diesem Wirkungskreis dürfte eine Zuordung der vorliegen Aumôniere, aufgrund der Ornamentik, erfolgen.
In Deutschland finden wir zu dieser Zeit des Mittelalters den Almosenbeutel, der jedoch nicht die hohe Bedeutung wie in Frankreich erlangte. Seine Verwendung erreichte in Frankreich ihren Höhepunkt zu Beginn des 13. Jahrhunderts und einige Städte, wie Caen, machten ihn zu einer begehrten Spezialität. Hergestellt aus kostbaren Materialien, Stoffe wie Samt, Seide, oder Brokat, veredelt mit Motiven von Stickereien aus Gold,- und Silberfäden, manchmal sogar mit bedecktem Boden aus Perlen (d.h. über die gesamte Fläche). Im dreizehnten Jahrhundert war sie dann nicht mehr ausschließlich der Almosengabe vorbehalten, sondern wurde mit galanten Szenen bestickt und daher auch häufig als Pfand der Liebe oder Freundschaft verschenkt.
Das Aumôniere wird in den höfischen Romanen als Luxusobjekt aus edlen Materialien erwähnt. Oft als Liebesbeweis verschenkt, wurde es um den Hals getragen oder unter die Kleidung gesteckt, manchmal direkt auf der Haut, oder am Gürtel aussen am Mantel getragen und nicht mehr versteckt, sondern demonstrativ als gesellschaftliches Symbol dargestellt.
Sie unterscheidet sich von der profanen Geldbörse, da sie von Erotik und Lust durchdrungen, die Abwesenheit der Vermissten symbolisiert und an sie erinnert. Neben seiner religiösen Dimension, die mit der christlichen Aufforderung oder Liebe zur Almosengabe verbunden ist, sowie seiner Rolle als Reliquienschrein für Gegenstände, die von Pilgern mitgebracht wurden, hatte das Aumôniere eine starke soziale und symbolische Dimension, die vor allem mit der Aristokratie verbunden war (siehe: Minne, die höfische Liebe im Mittelalter.).
Gleichzeitig trugen Mönche, an ihren Gürteln aufgehängt, kleine Bücher, die als Gürtelbücher bezeichnet wurden, deren Bindung, aufgrund der Aufbewahrung in Analogie „Aumôniereeinband“ genannt wurde.
Im 15. Jahrhundert boten die Damen Aumônieres als Geschenk an, die sie selbst bestickten. Der Verschluss der Taschen wurde oft durch Schnallen aus bearbeitetem Edelmetall, Gold oder Silber ergänzt, die durchbrochen und mit Wappen verziert sind. Sie nahmen dann den Namen „Escarcelles“ an. Die Verwendung dieser Geldbörsen wurde erst Ende des 16. Jahrhunderts mit dem Erscheinen von Seitenfalten und Taschen auf der Kleidung aufgegeben.
In Deutschland finden wir als Entsprechung den Schnorrsack als Behältnis verschiedenster kleiner Utensilien wie Fingerhut, Taschenmesserchen ect bei einigen Trachten an einer langen Schnur um die Hüfte gehängt.
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