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Deutsche Edelfrau in der Mode vom Anfang des 16. Jh.

Lipperheide, Kostüm, Edelfrau, Mode, Renaissance, Bekleidung, Kleidung, 16. Jahrhundert
Deutsche Edelfrau in der Kleidung vom Anfang des 16. Jahrhunderts.

Blätter für Kostümkunde.

DEUTSCHE EDELFRAU.

Anfang des XVI. Jahrhunderts.
Von C. E. Doepler.

Bei der deutschen Edelfrau vom Anfang des sechzehnten Jahrhunderts, welche soeben einen jener, mit reichen Maßwerk-Ballustraden versehenen Treppengänge verlässt, wie wir sie so häufig in den Patrizierhäusern der Blütezeit Nürnbergs finden, wird unser Auge zunächst von dem breitrandigen Barett gefesselt, das mit einem kranzförmigen Federschmuck verziert, auf goldener Calotte sitzend, das Gesicht beschattet.

Das Barett ist von rotem Samt, der Rand mit Goldschnur verziert. Dieser Kopfschmuck der Frauen war dem der Männer nachgebildet worden, welche eine ähnliche Kopfbedeckung, häufig gleichfalls in Verbindung mit der, das Hinterhaupt umschliessenden Goldhaube oder Calotte zu tragen pflegten.

Das Kleid besteht bei der uns vorliegenden Figur aus Leibchen und Rock. Das Leibchen war gewöhnlich mit einem viereckigen Halsausschnitt versehen, der bald enger, bald weiter den Hals und den oberen Teil der Büste umschloss; es war häufig von anderer Farbe und anderem Stoff als der Rock, in vorliegendem Falle von rotem Samt oder roter Seide; die Röcke von Samt wurden meist mit Gold- oder Silberbrokat besetzt, wogegen man die seidenen Röcke meist, wie hier, mit zwei, auch mehr, breiten Streifen von dunklerem Samt besetzte.

Die Schleppe des Rockes war mässig und wurde, nachdem im ersten Jahrzehnt des sechzehnten Jahrhunderts der Rock am vorderen Teil bedeutend in der Länge eingeschränkt worden war, auch immer mehr gekürzt, bis gegen 1530 der Schnitt des Rockes rundum gleichmässig nur so lang genommen wurde, dass das Kleid mit dem Saum den Fussboden berührte.

Auf unserem Bild sehen wir das Kleid etwas in die Höhe genommen und darunter ein weisses Gewand aus Camelot mit einfacher Goldborte doppelt besetzt. Ein Gürtel von reicher Arbeit in Leder und Metall, mit Tasche und dem damals so vielfach üblichen Messer-Besteck, fiel seitwärts auf das Gewand herab und diente wohl auch zum Schürzen des Ober-Kleides. Die Ärmel, die in jener Zeit vielfach geschlitzt und gepufft beliebt waren, sehen wir hier in vier grossen Puffen, viermal mit Samt unterbunden und mit Goldborten verziert.

Ein sogenannter Goller von roter Seide, mit schwarzem Samt reich und breit besetzt und mit schwarzer Seide gefüttert und abgesteppt, bedeckt die Schultern und den Hals mit seinem hochstehenden, gesteiften Kragen. Goldene Halsketten und anderer Schmuck, dessen Wert durch die vielen sich damals folgenden Kleiderordnungen der verschiedenen Städte für jeden Stand auf das Genaueste festgesetzt wurde, kamen der Edelfrau zu und wurden vielfach getragen, so namentlich auch Fingerringe in allen Formen.

Handschuhe, gestickt und gesteppt, von Textil oder feinem Leder, wohl auch auf den Fingern mit kleinen Längsschlitzen versehen, galten für unerlässlich bei den Vornehmen und Reicheren beider Geschlechter.

Quelle: Blätter für Kostümkunde. Kostümkunde. Historische und Volkstrachten. Erster Band. Beschreibender Teil. Herausgegeben von A. von Heyden. Berlin. Franz Lipperheide. 1887.

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