Gustav II. Adolf, König von Schweden.
Gustav II. Adolf, am 9. Dezember 1594 als Sohn Karls IX. und Enkel Gustavs I. (Wasa) zu Stockholm geboren, erhielt eine sehr sorgfältige Erziehung, welche seine hervorragenden Anlagen zu glänzender Entwicklung brachte. Von seinem Vater früh in politische Dinge eingeweiht, übernahm er nach dem Tode desselben, erst 17 Jahre alt, 1611 die Regierung unter schwierigen Verhältnissen. Bald gewann er durch Leutseligkeit und Festigkeit die Liebe seines Volkes und suchte zunächst die drei Kriege, in welche das Land beim Tode seines Vaters verwickelt war, zu beendigen. Nachdem es ihm unter harten Kämpfen gelungen war, durch Englands Vermittlung den Krieg gegen Dänemark in dem Frieden zu Knäröd (16. Januar 1613) zum günstigen Abschluss zu bringen, wandte er seine Waffen sogleich gegen Russland, welches er zu dem für Schweden vorteilhaften Frieden von Stolbowa (27. Februar 1617) nötigte und begann 1621 den Feldzug gegen Polen aufs neue. In diesem Krieg, der mit Unterbrechungen 9 Jahre dauerte, machte Gustav Adolf in Livland, Kurland und Polnisch-Preussen glückliche Eroberungen und zwang den König Sigismund von Polen am 20. September 1629 zu einem Waffenstillstand, der ihn im Besitze des eroberten Polnisch-Preussen liess.
Schon während seines Feldzuges in Polen hatte Gustav Adolf den Verlauf des dreissigjährigen Krieges in Deutschland mit Aufmerksamkeit verfolgt, auch waren von deutschen Fürsten wiederholt Hilferufe an ihn ergangen; jedoch erst als ihm durch den Abschluss des Waffenstillstandes mit Polen die Hände frei geworden, konnte er sich zum Schutze des gefährdeten Protestantismus nach Deutschland wenden und landete am 26.Juni 1630 auf der Insel Usedom mit einem Heer von zunächst 13000 Mann. Trotz der durch den Wankelmut und das Misstrauen der deutschen Fürsten sich ihm entgegenstellenden Schwierigkeiten besiegte er allerorten die kaiserlichen Truppen, zwang die Kurfürsten von Brandenburg und Sachsen sich mit ihm zu vereinigen, schlug Tilly bei Breitenfeld aufs Haupt, durchzog erobernd die Main- und Rheingegenden, bis er, zur Rettung seiner durch Wallenstein bedrohten Bundesgenossen nach Sachsen zurückeilend, in der blutigen Schlacht von Lützen am 16. November 1632 im Handgemenge mit feindlichen Kürassieren den Heldentod fand.
Gustav Adolf war von stattlicher hoher Gestalt mit blondem Haar und grossen funkelnden Augen, hatte einen klaren durchdringenden Verstand, und ein Ehrfurcht gebietendes, dabei freundliches und leutseliges Wesen. Strenge gegen sich selbst, ein Feind jeder Verweichlichung zeigte er in allem seinen Tun eine ungeheuchelte Frömmigkeit, mit der sich die liebenswürdigen Tugenden der Milde und christlichen Duldsamkeit paarten. Über seinen Wert als Feldherr hat sich Napoleon I. am treffendsten ausgesprochen, indem er ihn den 8 kriegerischen Grössen der Welt beizählte; seine Truppen, unter denen Gustav Adolf strenge Manneszucht hielt, waren ihm mit grenzenlosem Vertrauen ergeben, weil er auch an rechter Stelle die Tugend zu belohnen wusste und sich selbst allen Strapazen unterzog. Schweden verhalf er durch seinen Kriegszug nach Deutschland zu einer Grossmachtstellung und sicherte ihm die Herrschaft über die Ostsee.
Stich von P. Pontius nach dem Gemälde von A. van Dyck.
Quelle: Das Zeitalter des Dreissigjährigen Krieges (1600-1670). Allgemeines historisches Portraitwerk. München 1895. Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft vormals Friedrich Bruckmann. Nach den besten gleichzeitigen Originalen nach Auswahl von Dr. Woldemar von Seidlitz mit biografischen Daten von Dr. H. Tillmann und Dr. H. A. Lier.
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