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Das Innere des kaiserlichen Harems. Osmanisches Reich.

Das Innere des kaiserlichen Harems. Osmanisches Reich.
INNERES DES KAISERLICHEN HAREMS. PERSPEKTIVISCHER DURCHSCHNITT.

Doppeltafel.

TÜRKEI. INNERES DES KAISERLICHEN HAREMS. PERSPEKTIVISCHER DURCHSCHNITT.

Bis zur Mitte des XVI. Jahrhunderts bewohnten die ottomanischen Kaiser das alte Serail Mohammeds II. im Centrum von Konstantinopel; Süleyman II., 1642-1691, liess einen neuen Palast am äussersten Ende der Hauptstadt, auf der Stätte des alten Byzanz bauen.
Nachdem man die hohe Pforte und den Bab-üs Selam (Bâbüsselâm), das Tor der Begrüßung („Mittleres Tor“), passiert hat, gelangt man zu dem Tor der Glückseligkeit, dann zu den Wohnungen des Sultans und seiner Familie, zum Harem und zu den Quartieren der Offiziere des inneren Palastes.

Der Chef der schwarzen Eunuchen führt den Titel Kizlar Aghassi oder Dari seadet aghassi, Aga des Hauses der Glückseligkeit. Die Benennungen Babi seadet Tor der Glückseligkeit und Dari seadet Haus der Glückseligkeit beziehen sich unmittelbar auf das Harem. Unter seinen Befehlen stehen der Valide- Agassi, oder der Käyserl, der erste Eunuche der Sultanin Mutter; der Schazadeler Aghassi, der Gouverneur der Prinzen; der Khazinedar Aghassi, Schatzmeister des Harems; der Buink oda aghassi, Wächter des grossen Frauensaales; der Kutschuk oda aghassi, Wächter des kleinen Saales und die beiden Imans der Haremsmoschee.

Der Titel Sultanin ist der Mutter, den Schwestern und den Tôchtern des Sultans vorbehalten.
Die Valideh Sultanin verliert ihren Titel, sobald ihr Sohn stirbt. Die sieben ersten Frauen des Sultans heissen Kadin, die übrigen Haremsfrauen Odaliske. Diejenige, die dem Sultan das erste Kind gebiert, erhält den Titel Khassegui Sultan.
Unter den persönlichen Dienerinnen des Sultans wird die Usta-Kadin, die Oberwächterin des Harems, gewählt.

Der hier abgebildete Harem besteht fast ausschliesslich aus Holz. Um einen grossen und hohen Saal in Kreuzform gruppieren sich die einzelnen Frauengemächer. Sie haben breite Fenster mit bunten Scheiben; der Fussboden ist im Sommer mit Matten, im Winter mit Teppichen belegt; die Decken sind bemalt, die Wandtäfelung aus Nussbaum oder Olivenholz mit Perlmut, Elfenbein, persischen Fliesen und Porzellan eingelegt. Alle Zimmer sind mit reichen Divans ausgestattet. Im Vordergrunde gibt die Usta-Kadin einem Eunuchenoffizier ihre Befehle.

Im Zimmer zur Rechten des Beschauers im Erdgeschoss sitzen mehrere Frauen um den Tandur (vgl. Tafel BC). Im Zimmer zur Linken nimmt eine Kadin vor einem Siny (Tisch) sitzend ihr Mahl ein. Darüber befindet sich ein Gebetsaal, wahrend in der zweiten Etage mehrere Dienerinnen beschäftigt sind, gerollte Stoffe, mit denen die Matratzen fur die Nachtruhe bedeckt waren, fortzupacken. Die ganze Bewegung innerhalb des Harems ist durch auf- und absteigende und an den Schränken beschäftigte Sklavinnen veranschaulicht.

Abbildungen nach den Zeichnungen Mellings, Architekten des Kaisers Selims III. und Zeichners der Sultanin Hadschige, seiner Schwester, in der Pittoresken Reise nach Constantinopel und den Ufern des Bosporus, herausgegeben von Treuttel und Wurtz, 1819. Vgl. Ohsson, Tableau de l’empire ottoman.

Quelle: Geschichte des Kostüms in chronologischer Entwicklung von Auguste Racinet. Bearbeitet von Adolf Rosenberg. Berlin 1888.

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