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Tracht eines Holzschlitter aus Vorarlberg, Österreich 19. Jh.

Holzschlitter, Tracht, Vorarlberg, Österreich, Lipperheide
Österreich. Holzschlitter aus Vorarlberg.

87) HOLZSCHLITTER AUS VORARLBERG.

Von J. Makloth.

Erst in den letzten Jahrzehnten wurde man in Deutschland, – und es lässt sich fast behaupten, auch in Österreich selbst, – auf die Existenz des zu letzterem gehörigen Landes Vorarlberg allgemeiner aufmerksam. Nur allzu häufig wird dasselbe heute noch unter der Bezeichnung „Tirol“ aufgeführt. Und doch hat es nicht nur seinen eigenen Landtag, sondern ist weit entschiedener, als durch seine hohen Grenzgebirge, durch Abstammung und Charakter der Bevölkerung von diesem Nachbarland getrennt. Seine etwa hunderttausend Einwohner gehören zumeist dem alemannischen Sprachstamm an, und nur in den gebirgigen Tälern an der Tiroler und Schweizer Grenze sind einzelne Gruppen von Bajuwaren und Romanen eingesprengt. So gemahnen, nach weiter Wanderschaft abgesetzten Gesteinsfindlingen gleich, die beiden Talschaften der Walser an ihre ferne Heimat. Der schweizer-alemannische Dialekt (Schweizerdeutsch), der nunmehr durchweg von allen gesprochen wird, zeigt immer noch in seiner scharfen Nuancierung und mit den vielfach, besonders in Ortsnamen bewahrten romanischen Bezeichnungen genau die Grenzen, der in ihrem Ursprung verschiedenen und bis in die Neuzeit ziemlich abgeschlossenen Talgemeinden.

Die charakteristische Tracht findet sich bei den Männern einzig noch im hinteren Bregenzer Walde, und selbst da nur bei der älteren Generation. Die jüngere gefällt sich, wo nicht in städtischer Sitte, doch in städtischer Kleidung; die Arbeit freilich bedingt Abänderungen in derselben, je nach Art und Umständen.

Gras und Holz sind die Haupterzeugnisse des zum grössten Teil gebirgigen Landes. Zum Gras führt man das Vieh im Sommer hinauf auf die Weiden; das Holz muss mühselig im Winter von den steilen Höhen herab geholt werden. Zwischen den vom hochaufgebogenen Hörnern des mit Baumstämmen beladenen Schlittens gleiten die kräftigen Männer, mehr selbst geschleift in hemmendem Entgegenstemmen, als die Last hinter sich herziehend, zwischen den Felstrümmern der Wasserrisse und an den steinigen Halden abwärts, bis zu irgend einer der Achen *), die das Holz dann in die Ebene hinaus und dem Bodensee zu flössen.

*) Unter einer „Ache“ wird in der Regel ein nicht schiffbares größeres Fließgewässer verstanden.

Dass in dem scharfen Gestein zum Schutze gegen Schnee und Eis das Schuhwerk die Hauptrolle spielt, ist selbstverständlich; die mit mächtigen Nägeln beschlagene Sohle muss das Gleiten verhindern, ein Gamaschen artiger Bund aus Leder oder Tuch den Knöchel vor Stössen und Verletzungen bewahren. Dieser Bund wird um den Schuh und das untere Ende des Beinkleides geschnürt, das gleich der Joppe aus grauem oder braunem Loden besteht. Gestrickte Wollfäustlinge, „Däumling“ genannt, bekleiden die Hände. Der grau-grüne Filzhut, Strickbund, Beil und Ledertasche machen die Ausrüstung vollständig, zu der schliesslich auch noch der aus dem Holz der Zirbelkiefer gedrehte Pfeifenstummel gehört.

Quelle: Blätter für Kostümkunde: historische und Volkstrachten von Franz Lipperheide.

Der Holzschlitter

Der Holzschlitter muß sich bei der anstrengenden Arbeit zwischen die Hörner des Handschlittens stellen, mit jeder Hand ein Horn halten, den Körper rückwärts gegen den beladenen Schlitten, die Füße aber an die quer auf den Weg gelegten Scheiter stemmen und so vorwärts schreiten bis der Weg zurückgelegt ist, wo als dann das Holz am Ort der Bestimmung am sogenannten Schütthaufen abgeladen wird. Der entladene Schlitten wird dann vom Waldarbeiter auf die Schultern genommen und auf dem angelegten 2 bis 3 Fuß breiten Weichweg zurückgetragen, wo er wieder beladen wird.  (Aus Handbuch für Holztransport- und Flosswesen zum Gebrauche für Forstmänner und Holzhändler und für solche die es werden wollen. Band 1 von Karl Friedrich Victor Jägerschmid, 1827)

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