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Ludwig Wilhelm, Markgraf von Baden auch Türkenlouis genannt.

Geb, 8. April 1655. gest, 4. Januar 1707.

Ludwig Wilhelm, Markgraf von Baden auch Türkenlouis genannt. Das Zeitalter des Dreissigjährigen Krieges.
Ludwig Wilhelm, Markgraf von Baden 1677-1707.

Als Sohn des Markgrafen Maximilian Ferdinand wurde Ludwig Wilhelm von Baden am 8. April 1655 zu Paris geboren, wo seine Mutter, Christiane von Savoyen, getrennt von ihrem Gemahl lebte. In Baden wurde er erzogen und kämpfte unter der Leitung von Ernesto Graf Montecuccoli und des Herzogs Karl von Lothringen vom Jahre 1675 bis zum Nimweger Frieden gegen Frankreich. Nach dem Tode seines Grossvaters (1677), der dem Markgrafen Maximilian Ferdinand in der Regierung gefolgt war, trat er selbst die Herrschaft an.

Mit grossen Feldherrntalenten ausgestattet, suchte er Ruhm auf dem Schlachtfeld zu erwerben und trat als Generalleutnant in die kaiserliche Armee. Unter dem Befehl des Herzogs Karl von Lothringen kämpfte er in jener denkwürdigen Schlacht bei Wien, welche die gesamte Christenheit vor dem Verderben rettete (1683) und bei der Erstürmung von Ofen (1686) gegen die Türken.

Als Leopold I. in Wien ein neues Ministerium bildete, wurde Ludwig zum Präsidenten des Hofkriegsrates ernannt und wusste als solcher durchzusetzen, dass der Kaiser den grausamen Blutgerichten, mit welchen General Antonio Graf von Caraffa die Ungarn und vor allem die Protestanten unter ihnen heimsuchte, durch die Abberufung desselben ein Ziel setzte. Im Jahre 1688 erstürmte er gemeinsam mit dem Kurfürsten Max Emanuel von Bayern Belgrad. 1689 wurde er zum Oberbefehlshaber der kaiserlichen Armee in Ungarn ernannt, eroberte als solcher Szigetvár, besiegte in demselben Jahre die Türken bei Patasch und Nissa und eroberte Widdin. Als unter der Führung des Großwesirs Mustapha Köprili die Türken Siebenbürgen wieder eroberten und in Ungarn eindrangen, brachte ihnen Ludwig bei Slankamen (1691) eine furchtbare Niederlage bei und sicherte den Besitz von Siebenbürgen durch die Einnahme von Gross-Waradein (Oradea). Ludwig wurde als Türkenlouis oder Schild des Reiches bezeichnet. Die Türken nannten ihn den roten König, weil seine rote Uniformjacke ihn auf dem Schlachtfeld gut sichtbar machte. Er war als Verteidiger Europas gegen die Türken bekannt, ebenso wie Eugen von Savoyen.

Im Jahre 1693 wurde er an die Spitze der kaiserlichen Armee am Oberrhein gestellt, nachdem man auf seine Bedingung, es dürfe kein Kurfürst neben ihm kommandieren, eingegangen war. Bei Heilbronn wies er die Franzosen unter dem Marschall de Lorges mit blutigen Köpfen zurück und vertrieb sie aus Heidelberg, hielt sich aber im Allgemeinen in der Defensive. 1701 baute er die Bühl-Stollhofener Linie, eine Verteidigungslinie, die Nordbaden vor französischen Angriffen schützen sollte.

Im spanischen Erbfolgekrieg war er Oberbefehlshaber der Reichstruppen, Reichsgeneralfeldmarschall Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden, wo er die Belagerung von Landau im September 1702 erfolgreich abschloss, sich aber bald über den Rhein zurückziehen musste. Wenn seine Erfolge hier hinter den Erwartungen zurückblieben, welche man hegte, so lag die Schuld an den langsamen Beratungen der Reichsregierung und der Eifersucht des Unterfeldherrn Grafen Styrum, der ihm überall in den Weg trat.

Mit Marlborough vereinigt erfocht er den glänzenden Sieg bei Donauwörth am Schellenberg (1704) über die vereinigten Heere der Bayern und Franzosen. Er belagerte und eroberte Ingolstadt und Landau und zog so bayerische Truppen von der entscheidenden Schlacht bei Blenheim ab.

Reich an Ruhm starb er, bis an seinen Tod dem Kaiser und dem Reiche treu, am 4. Januar 1707 zu Rastatt.

Quelle: Das Zeitalter des Dreissigjährigen Krieges (1600-1670). Allgemeines historisches Portraitwerk. München 1895. Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft vormals Friedrich Bruckmann. Nach den besten gleichzeitigen Originalen nach Auswahl von Dr. Woldemar von Seidlitz mit biografischen Daten von Dr. H. Tillmann und Dr. H. A. Lier.

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