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Rudolf II., Kaiser des Heiligen Römischen Reichs 1576-1612.

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Rudolf II., Kaiser von Deutschland 1576-1612.

Rudolf II., Kaiser des Heiligen Römischen Reichs 1576-1612.

Geb. 18. Juli 1552, gest. 20. Januar 1612.

Rudolf II. (18. Juli 1552 – 20. Januar 1612) war Heiliger Römischer Kaiser (1576-1612), König von Ungarn und Kroatien (als Rudolf I., 1572-1608), König von Böhmen (1575-1608/1611) und Erzherzog von Österreich (1576-1608). Er war Mitglied des Hauses Habsburg. Rudolfs Vermächtnis wurde traditionell auf drei Arten betrachtet: als ein ineffektiver Herrscher, dessen Fehler direkt zum Dreißigjährigen Krieg führten; als großer und einflussreicher Gönner der nordischen manieristischen Kunst; und als intellektueller Anhänger der okkulten Kunst und des Wissens, der half, die so genannte wissenschaftliche Revolution zu beginnen.

Rudolf II., als Sohn Kaiser Maximilians II. und Maria von Österreich, der Tochter Karls V., wurde am spanischen Hofe von den Jesuiten erzogen. Im Jahre 1572 erhielt er die Königskrone Ungarns, drei Jahre später diejenige Böhmens sowie den Titel eines römischen Königs und am 12. Oktober 1576 vollends sah er sich durch den Tod seines Vaters auf den deutschen Kaiserthron erhoben. Er war der erste, der seine Brüder durch Apanagen entschädigte, statt ihnen, wie es bisher Brauch war, die Verwaltung einzelner Ländereien zu übertragen.

Seine Regierung ist durch einen hohen Grad von Schwäche und Unentschlossenheit charakterisiert; und abgesehen von seinem direkten, aber für ihn nicht von dem gewünschten Erfolg begleiteten Eingreifen in den Jülich-Klevischen Erbfolgestreit verhielt sich der Kaiser, der meist in seiner Hofburg zu Prag seinen Privatneigungen lebte, vollständig passiv und untätig. Es wurde daher den Türken, die durch einen Einfall des Paschas von Bosnien in Kroatien gereizt worden waren, nicht schwer, Szigeth und Raub wegzunehmen. In Deutschland gewährte Rudolf dem Treiben der Jesuiten freien Spielraum und ging willig auf ihre Pläne ein: so wurde den Protestanten im Erzherzogtum Österreich die öffentliche Ausübung ihres Kultes fast ganz verwehrt, die Reichsstadt Donauwörth wegen eines Streites ihrer protestantischen Einwohner mit dem dortigen Abt in die Reichsacht erklärt und in den geistlichen Fürstentümern Köln und Strassburg eine Gegenreformation in Szene gesetzt. Diese Vorgänge bewogen mehrere protestantische Fürsten und Reichsstädte zum Schutze gegen fernere Verletzungen der Reichsgesetze im Jahre 1608 die »Union« zu gründen, welcher die katholischen Stände im folgenden Jahr die »Liga« entgegenstellten.

Während nun unter diesen schwierigen Verhältnissen Rudolf die Geschäfte und selbst die wichtigsten Entscheidungen immer mehr seinen Günstlingen und Kammerdienern überliess, entwarf sein Bruder Matthias den Plan, ihn vom Thron zu verdrängen. Mit Hilfe der Protestanten, denen er Religionsfreiheit zusicherte, gelang es letzterem auch, seinen schwachen Bruder zur Abtretung Ungarns, Mährens und Österreichs zu nötigen; und als Matthias mit Heeresmacht 1611 gar in Prag erschien, musste ihm der Kaiser auch die Krone Böhmens überlassen, dessen Ständen er bereits im Jahre 1609 um das Land nicht zu verlieren, freie Religionsübung durch einen Majestätsbrief bewilligt hatte. Da machte der Tod seiner hilflosen Lage am 20. Januar 1612 zu Prag ein Ende.

Dem Kaiser Rudolf mangelten alle Eigenschaften, die einem Herrscher unentbehrlich sind; er war im Gegenteil unendlich träg, unentschlossen, furchtsam und abergläubisch. Sein grillenhafter Hang zu Absonderlichkeiten machte ihn zum Sammler von allerlei Raritäten und führte ihn besonders zur Beschäftigung mit Alchimie und Astrologie. Doch verdankten andererseits gerade dieser Neigung des Kaisers grosse Astronomen, wie Kepler, Unterstützung und Förderung in ihren wissenschaftlichen Forschungen. So kam auch sein Sammeleifer den Werken der bildenden Kunst, namentlich der Malerei, zu gute; ja er versuchte sich selbst mit Geschick in dem letzterem, und man rühmte den Bildnissen, die er malte, grosse Naturähnlichkeit nach.

Rudolfs Liebe zum Sammeln ging jedoch weit über Malerei und Skulptur hinaus. Er beauftragte dekorative Objekte aller Art, insbesondere mechanische Bewegungsvorrichtungen. Zeremonielle Schwerter und Musikinstrumente, Uhren, Wasserkunstwerke, Astrolabien, Kompasse, Teleskope und andere wissenschaftliche Instrumente wurden für ihn von einigen der besten Handwerker Europas hergestellt. Er förderte Naturphilosophen wie den Botaniker Charles de l’Ecluse, die Astronomen Tycho Brahe und Johannes Kepler besuchten beide seinen Hof. Tycho Brahe entwickelte die Rudolfinischen Tafeln (fertig gestellt von Kepler, nach Brahes Tod), die erste umfassende Tabelle mit Daten über die Bewegungen der Planeten.

Wie bereits erwähnt, zog Rudolf auch einige der besten wissenschaftlichen Instrumentenbauer der Zeit an, wie Jost Bürgi, Erasmus Habermel und Hans Christoph Schissler. Sie hatten direkten Kontakt zu den Hofastronomen und waren durch die finanzielle Unterstützung des Hofes wirtschaftlich unabhängig bei der Entwicklung wissenschaftlicher Instrumente und Fertigungstechniken.

Quelle: Das Zeitalter des Dreissigjährigen Krieges (1600-1670). Allgemeines historisches Portraitwerk. München 1895. Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft vormals Friedrich Bruckmann. Nach den besten gleichzeitigen Originalen nach Auswahl von Dr. Woldemar von Seidlitz mit biografischen Daten von Dr. H. Tillmann und Dr. H. A. Lier.

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