Schwerter der Renaissance. Karl V., Philipp I., Georg von Frundsberg.
Schwert des Kaisers Karl V. der Renaissance. Schwert Philipps I. des Schönen von Ercole dei Fedeli. Schwert des Georg von Frundsberg mit Passauer Wolf. Über die Passauer Wolfsklingen.
Schwerter von Karl V., Philipp I. des Schönen, Georg von Frundsberg.
Schwert von Kaiser Karl V. (24. Februar 1500 – † 21. September 1558). Der Griff, in italienischer Renaissance in vergoldeter Bronze montiert, besteht aus Fischhaut. Die schmale Klinge trägt als Zeichen den gekrönten Mohrenkopf eingeschlagen.
An der einen Seite erblickt man das Brustbild des Kaisers und die Inschrift in der Blutrinne: »IM • CAES • CAROLVS • V-SEMP • F • AVGVST • AN • AET • XXX.« An der Rückseite die Säulen des Herkules mit der Inschrift: »PLVS • VLTRA • FVNDATORI • QVIETIS« MDXXX. Alles in vergoldeter Ätzung. Ausgezeichnete geschmackvolle italie- nische, vermutlich Florentiner Arbeit.
Schwert Philipps I. des Schönen, Königs von Kastilien (22. Juli 1478 in Brügge; † 25. September 1506 in Burgos). Der Griff von vergoldeter Bronze ist teils durchbrochen gearbeitet und besitzt in kleinem Massstab die Form der päpstlichen geweihten Schwerter am Beginne des XVI. Jahrhunderts. Auf der schönen italienischen Klinge erblickt man vergoldete Ätzungen im Stile des Ercole de Fideli *), darunter die Wappenfiguren des Hauses Rovere-Montefeltre, wahrscheinlich des Papstes Julius II. (gest. 1513). Das Schwert ist somit als ein Geschenk dieses Papstes an den König um 1500 anzusehen.
Schwert des Georg von Frundsberg (24. September 1473 in Mindelheim; † 20. August 1528 ebenda). Der Griff ist in Eisen geschnitten, mit Kriegerköpfen geziert und teils vergoldet; der Handgriff besteht aus Fischhaut.
Die kolbige Klinge mit dem Passauer »Wolf« trägt in Schwarzätzung eine Inschrift im Charakter der Wende des XVI. Jahrhunderts, lautend: »Herr Jorg von Fronsperg wohlbekanndt, Hatt mich geführt durch manches Landt. In dreyzehn Schlachten wohlgemueth, Vergossen wir vihl Feindesblutt«, weiters auf der Rückseite: »Von Frantzosen, Ungarn, Tartarn und Türkhen, deren wir thaten vihl erwürgen. Jetzund Ich mich zum Friden kehr, Weil Thomas Moll ist jetzund Herr.« Die Zuschreibung an Georg von Frundsberg kann sich allein nur auf die Klinge beziehen, denn die Fassung datiert aus dem Ende des XVI. Jahrhunderts.
Die Passauer Klingenschmiede. Passauer Wolfszeichen.
Eine der ältesten Klingenmarken, die schon im 14. Jahrhundert bekannt war, ist der sogenannte „Wolf“, das Zeichen der Passauer Werkstätten, das bis in den Orient durch Jahrhunderte eine grosse Berühmtheit erlangte, leider aber auch vielfach gefälscht wurde. Ins Gesenk geschlagene Meistermarken führten zuerst die spanischen Toledaner Werkstätten, ihnen folgten jene zu Brescia in Italien, endlich die Nürnberger. Passau entschloss sich erst spät zu ihrer Einführung. Um 1500 kommt die Tauschierung von Meisterzeichen nur mehr ausnahmsweise bei Solinger Klingen vor.
Der Wolf leitet sich von dem Passauer Wappenschild ab, das aus einem aufrecht stehenden Wolfe in Silber im roten Feld besteht. Eine Stelle in einer alten Passauer Chronik, über die uns Leber in seinem Werk: „Das kaiserl. Zeughaus zu Wien“ mitteilt, berichtet, dass die Passauer Klingenschmiede das Wolfszeichen 1349 durch Albrecht den Lahmen erhalten hätten. Das stimmt nur insofern, als wir tatsächlich keine älteren Wolfszeichen aufweisen können, aber zur Bezeichnung der Klinge mit dem Wappen des Erzeugungsortes bedurfte es wohl keiner landesherrlichen Schenkung. Andere Werkstätten, die Solinger voran, haben sich zu Unrecht später gleichfalls dieses Zeichens bedient. Die auf den Klingen eingehauene Gestalt des Wolfes ist für Passauer Klingen charakteristisch und unschwer von Fälschungen zu unterscheiden.
Klingen von bischöflichen Werkstätten führen ausser dem Wolf noch das pedum, den bischöflichen Krummstab. Im 14. Jahrhundert, wenn nicht schon früher, wussten die Passauer Klingenschmiede ihre Arbeiten mit mystischem Nimbus zu umgeben. Ihre Klingen, angeblich unter geheimnisvollen Zeremonien gearbeitet, sollten nicht nur eine stets tödliche Wirkung haben, sondern auch den Träger unverwundbar machen. Dazu mussten allerlei Sprüche, teils religiösen, teils kabbalistischen Inhalts dienen, die auf den Klingen eingegraben wurden. Ganz analoge Verhältnisse in Bezug auf schlaue Benutzung des Aberglaubens finden sich bei den Waffenschmieden Indiens, Chinas und Japans. Selbst den Türken waren Wolfsklingen und ihre geheime Kraft nicht unbekannt, und die für derlei mystische Vorspiegelungen empfänglichen italienischen Kriegsleute schätzten Wolfsklingen ungemein hoch.
*) Ercole dei Fedeli (geboren um 1465 als Salomone da Sesso, gestorben um 1504-21) war ein italienischer Goldschmied und Schwertgraveurmeister. Sein Name ist auch als Ercole da Ferrara, da Sesso, dei Fidelis, de Fedeli oder de Fedelis verzeichnet. Geboren und aufgewachsen in der jüdischen Tradition, arbeitete er als Goldschmied in Ferrara, unter anderem für Eleonore von Neapel, Herzogin von Ferrara. Nach seiner erzwungenen Bekehrung zum Christentum zwischen März und November 1491 nahm er den Namen „Ercole dei Fedeli“ („Herkules der Gläubigen“) an, heiratete eine Frau namens Eleonore und zeugte mehrere Kinder. Zuletzt wird er 1504 als Mitarbeiter von Isabella d’Este, der Gemahlin von Francesco II Gonzaga und Herzogin von Mantua, erwähnt. Eine Petition seiner Frau und seiner Kinder aus dem Jahr 1521, in der sein Name nicht genannt wird, lässt es wahrscheinlich erscheinen, dass er zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben war.
Ercole ist vor allem für seine Arbeit als Schwertstecher bekannt, da nur wenige seiner anderen Werke erhalten geblieben sind. Seine Stiche zeichnen sich durch rahmende Architekturbögen, einen großen Sinn für Bewegung in figurativen Szenen und einen sehr leichten, technisch einwandfreien Strich aus.
Quelle:
- Album hervorragender Gegenstände aus der Waffensammlung des allerhöchsten Kaiserhauses. Kunsthistorisches Museum Wien. Waffensammlung; Wendelin Boeheim, J. Löwy. 1894.
- Handbuch der Waffenkunde: das Waffenwesen in seiner historischen Entwicklung vom Beginn des Mittelalters bis zum Ende des 18. Jahrhunderts von Wendelin Boeheim. Leipzig: E.A. Seeman, 1890.
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