Wandverkleidung à la Trianon. Buen-Retiro in Madrid.
SPANIEN.
DER PORZELLAN-SALON DES BUEN-RETIRO IN MADRID.
WANDVERKLEIDUNG À LA TRIANON.
Die Mode der Wandverkleidungen mit Porzellan reicht bis zu der Zeit hinauf, wo man den Porzellanturm von Nanking für das achte Wunder der Welt hielt. Der Architekt Dorbay folgte dieser Mode bei der Erbauung von Trianon zu Ehren der Frau von Montespan. Den Namen des Porzellanhauses rechtfertigte dieses Schloss eigentlich nur durch seinen Salon, der mit sehr weissem und glatt poliertem Stuck und azurblauen Ornamenten bekleidet war. Die Baurechnungen bezeichnen die Dekorationsstücke, welche von Morin für die Wandverkleidungen in Trianon, dessen Bau von 1670-1674 dauerte, geliefert wurden, nur als emaillierte Faïence; Morin war der Vorgänger Chicaneaus, der 1695 die Porzellanmanufaktur in Saint-Cloud gründete.
Der Name Trianon wurde geradezu typisch für einen isolierten Pavillon, und die Art der Dekoration, Blau und Gold auf weissem Grunde, verbreitete sich überall. Die glänzendsten Beispiele dieser Nachahmung sind das Buen-Retiro in Madrid und das berühmte chinesische Cabinet im Palast von Aranjuez (Palacio Real de Aranjuez).
Die Porzellanfabrikation entwickelte sich in Spanien im Laufe des 18. Jahrhunderts. Karl III., König beider Sizilien, hatte 1736 die berühmte Manufaktur in Capo di Monte begründet. Als er 1759 König von Spanien wurde, führte er etwa fünfzig italienische Künstler mit nach Madrid und brachte sie in dem Garten von Buen-Retiro unter. Hier fabrizierten sie bis 1789 ausschliesslich für die königliche Familie. Die Manufaktur ging ein im Jahre 1808. Die Erzeugnisse derselben sind in den Sammlungen ausserordentlich selten.
Abbildung nach einer Photographie von J. Laurent und einer Aquarelle nach der Natur von J. Garcia. Vgl. L. Dussieux, Le Chateau de Versailles, 1881. – Juan F. Riano, La Fabrique de porcelaine du Buen-Retiro, Gazette des beaux-arts, 1879.
Quelle: Geschichte des Kostüms in chronologischer Entwicklung von Albert Charles Auguste Racinet. Bearbeitet von Adolf Rosenberg. Berlin 1888.
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