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Perücken und Haartrachten des Rokoko. Das Bad im 18. Jh.

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Das Bad. Haartrachten der Frauen und Kinder. Frankreich 18. Jahrhundert.

FRANKREICH XVIII. JAHRHUNDERT

DAS BAD. HAARTRACHTEN DER FRAUEN UND KINDER.

Der Gebrauch eines künstlich zubereiteten Bades war vor der zweiten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts in Frankreich so gut wie unbekannt. Selbst in der Hauptstadt gab es nur wenige Bader (Barbiere), deren Etablissements so schlecht eingerichtet waren, dass Niemand Verlangen danach trug. Im Jahre 1789 kostete ein einfaches Bad in Paris 3 Livres. Nur in reichen und vornehmen Häusern gab es Badeeinrichtungen, die aus mehreren Räumen bestanden und in welchen ein grosser Luxus entfaltet wurde. „Diese Bäder, sagt die Encyclopédie, bestehen aus einem Vorzimmer, in welchem sich die Dienstboten aufhalten, während der Herr im Bade ist, einem Zimmer mit Bett, auf welchem man sich nach dem Bade ausruht, einem Raum, in dem die Badewanne steht, einem Garderoben- und Toilettenzimmer, einer Trockenstube zum Trocknen der Wäsche und zum Wärmen des Wassers, einer Retirade (Toilette) u. s. w., endlich aus einem kleinen Garten. Die Räume waren gewöhnlich mit Getäfel, mit Malereien, Vergoldungen und Spiegeln dekoriert. Die Badewanne war aus rotem Kupfer gefertigt und 4½ Fuss lang und 2½ Fuss breit, an den Ecken abgerundet und ungefähr 26 Zoll hoch. Sie war inwendig verzinnt zum Schutz gegen den Grünspan und aussen mit Ölmalereien verziert, welche auf ihre Bestimmung Bezug hatten. Man legte zur grösseren Reinlichkeit auch Laken und Kissen hinein. Die beiden Hähne befanden sich am unteren Ende rechts und links. Man stellte die Badewannen gewöhnlich in Nischen auf und brachte darüber einen Baldachin von Musselin oder Leinwand an.“

Unsere Abbildung, welche nach einer Zeichnung des Malers Freudenberger (1745-1801) angefertigt ist, zeigt ein solches Badezimmer. Die Badewanne, welche nur zum Genuss des Halbbades eingerichtet ist, steht auf einem Gestell mit vier Füssen und hat eine hohe, sofaartige Lehne. Man nannte diese Badewanne, deren Form durch Marie-Antoinette bestimmt worden war, à la Dauphine. Es scheint, dass diese Form vornehmlich bei Bädern angewendet wurde, die nicht aus blossem Wasser bestanden. Man badete sich in gewöhnlicher und in Mandelmilch, in Rebensaft, in Wasser, das mit Honig, mit Rosenwasser, mit Melonen- und Orangensaft und mit Mekkabalsam *) versetzt war. Für diese kostbaren Bäder bediente man sich wahrscheinlich solcher Halb-Bäder.

*) auch Balsamum de Mecca oder Opobalsamum verum ist eine Flüssigkeit die aus dem angeritzten Stamm des Commiphora opobalsamum gewonnen wird.

Die Perücke der Frauen geht nicht über die Mitte des XVIII. Jahrhunderts zurück. Die Männer trugen fast ein Jahrhundert lang Perücken, ohne dass sie die Frauen adoptierten. Um 1730 kamen falsche Haartouren auf, die jedoch kaum sichtbar waren. Um 1750 endlich kamen vollständige Perücken in Mode, welche vermutlich deshalb beliebt wurden, weil die Frauen sich nicht mehr dem Martyrium einer langwierigen Frisur zu unterziehen brauchten. Zum Pudern der Frisuren wurde weisser, grauer, rotblonder und rotem Puder genommen. Die gewöhnlichen Formen der Perücke, der vollständige Chignon, sind an unseren Beispielen, die von Chodowiecki zu Lavater’s „Physiognomischen Fragmenten“ (1775-1778) gestochen sind, ersichtlich. Bei Nr. 2, 4, 6 sind die Haare vorn über den Scheitel so toupiert, dass man diese Toupets croissant zunehmender Mond nannte. Damit vereinigte man Locken und Röllchen hinter den Ohren, deren Zahl bei den Damen vom Hofe bis auf sechs stieg. Die Kinder trugen eben solche Perücken wie die Erwachsenen.

Der Puder war ein fein gesiebtes und gepulvertes Stärkemehl, welches mit wohlriechendem Pulver gemischt war. Er wurde von den gantiers-parfumeurs (den Verkäufern von Handschuhen und Parfüm) fabriziert und verkauft.

Quelle: Geschichte des Kostüms in chronologischer Entwicklung von Auguste Racinet. Herausgegeben von Adolf Rosenberg. Berlin 1888.

Illustration, Ornament

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