Die grosse Staatsrobe. Modetypen in Frankreich 1775-1785.
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FRANKREICH. XVIII. JAHRHUNDERT. 1775-1785.
DIE GROSSE ODER STAATSROBE. ALLGEMEINE MODETYPEN.
Modezeichnungen.
Nr. 2. Junge Dame von Stand in Staatsrobe, mit einem Häubchen à la Victoire coiffiert.
Grosse geschlossene Robe à la française, hinten gefältelt, vorne glatt. Die Büste dekoltiert, die Taille geschnürt. Die Verzierung besteht aus gerade gefältelten, an den Rändern gekrausten Blonden 1). Die Falten der Garnierung sind durch zwei Querbänder aus gefältelter Blonde mit 8 Püffchen geteilt, von denen ein gepuffter Bandstreifen quer herabgeht. Ein ebensolcher Bandstreifen markiert die Taille. Zwei gerade gefältelte Blondenstreifen ziehen sich an dem keilförmig zugespitzten Mieder herab; zwischen die Garnierung sind Blumenbouquets eingestreut.
Hochgehende Falbel, gerade gefältelt, ebenfalls durch zwei Blondenstreifen geteilt, von denen der untere sich in einem Doppelbogen mit dem oberen unterhalb eines Bouquets vereinigt. Um Beide schlingt sich ein gepuffter Bandstreifen.
Dreifache Manschetten und entsprechend garnierte Ärmel. Um den Hals ein Kragen aus schwarzer Blonde, hinten höher als vorne. Perlenhalsband, mit zwei goldenen Quasten befestigt.
Frisur à la physionomie mit offenem, vorspringendem über dem Puff und vier geteilten Löckchen. Quer über dem Puff eine Perlenschnur.
Bonnet à la Victoire, von einem doppelten Lorbeerzweig umschlungen und von drei Straussenfedern überragt. Hinten eine breite Gazeschleife; der gepuffte Chignon durch eine geschlossene Schleife gehalten.
(Figur von Desrais aus der Galerie des modes et costumes français, begonnen 1778.)
Nr. 5. Coiffure aux Charmes de la Liberté. Auf dem Originalstich liest man: „Se trouve chez Depain, coiffeur de dames et auteur de cette coiffeur, rue Saint-Honoré, au coin da celle d’Orléans, au 1er au-dessus du caffé, an Grand Balcon, N. B. Le Sr Depain continue toujours d’enseigner l’art da coiffeur.“
Nr. 3. Die schöne Suzon, Figur gezeichnet von Watteau d. J. Diese Figur bildet einen Teil der bei Esnauts und Rapilly veröffentlichten Serie von Kostümen der Modedamen.
Der Name Suzon verdankt seinen Ursprung dem Erfolg, welchen die Contat als Susanne in der Mariage de Figaro errungen 2).
Allgemeine Modetypen.
Nr. 4. u. 6.
Diese Figuren sind von Augustin de Saint-Aubin gezeichnet. Sie gehören den Jahren 1777-1778 an.
Nr. 1 ist nach einer Rötelzeichnung von einem Unbekannten gestochen worden. Sie ist bezeichnet: Étude pour les Demoiselles. Sie trägt die Nr. 817 und gehörte wahrscheinlich zu einer grössereu Serie. Der Typus des Kostüms weist auf 1776-1778 hin. Die gerade herabfallende Robe mit dem gepufften Überwurf lässt den Fuss frei.
Vgl. E. und J. de Goncourt; La Femme au XVIIIe siècle. – Quicherat, L’Histoire du Costume en France. – Le Cabinet des modes ou les modes nouvelles, 1785.
1) Französisch blonde; blond (nach der Farbe der verwendeten Rohseide). Feine Spitze aus Seide mit Blumen- und Figurenmuster.
2) Louise-Jeanne-Françoise Contat, bekannt als Contat die Ältere, war eine französische Schauspielerin der Comédie-Française, geboren am 17. Juni 1760 in Paris, wo sie am 9. März 1813 starb. Sie spielte die Rolle der „Suzanne“ in Beaumarchais‘ Le Mariage de Figaro.
Quelle: Geschichte des Kostüms in chronologischer Entwicklung von Albert Charles Auguste Racinet. Bearbeitet von Adolf Rosenberg. Berlin 1888.
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