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Pasquale Cicogna, achtundachtzigster Doge der Republik Venedig.

Pasquale Cicogna, Doge, Venedig, Tintoretto
Pasquale Cicogna (1509-1595) von Jacopo Robusti Tintoretto

Pasquale Cicogna (1509-1595).

war der achtundachtzigste Doge der Republik Venedig vom 18. August 1585 bis zu seinem Tod.

Pasquale Cicogna gehörte den jungen Adelsgeschlechtern der Republik Venedig an; er war ein Nachkomme des Apothekers Marco Cicogna, der zweihundert Jahre früher wegen seiner Verdienste um den Staat zum Patrizier erhoben worden war. Auch Pasquale konnte auf ein ruhmvolles Leben zurück blicken; er hatte sich als Statthalter auf der Insel Candia in den Kriegen gegen die Türken glorreich ausgezeichnet und war so bis zur Würde eines Prokurators gelangt. Überdies stand er im Ruf grosser Weisheit und einer seltenen Frömmigkeit: wurde doch erzählt, dass sich, als er einst auf Candia in der Messe sass, die Hostie von selbst erhoben und in seine Hände niedergelassen habe. Diesen persönlichen Vorzügen mochte er es hauptsächlich zu verdanken haben, dass man ihn, den Jungadeligen, gegen seinen Mitbewerber Vincenzo Morosini am 18. August 1585 zum Dogen – er der achtundachzigste der Reihe – erwählte.

Venedigs Politik war damals darauf gerichtet, der drohenden Übermacht des Königs von Spanien, der zugleich König von Neapel und Herzog von Mailand war, durch engen Anschluss an Frankreich die Stirn zu bieten. Die Venezianer nahmen sich deshalb nicht nur des französischen Königs Heinrich III. bei Papst Sixtus V. an, sondern waren auch die ersten, die nach Heinrichs III. Ermordung 1589 den reformierten Heinrich IV. von Navarra als König von Frankreich anerkannten, wofür ihnen dieser auch sein ganzes Leben lang dankbar war. Die Inquisition freilich nahm an diesem Schritt solchen Anstoss, dass sie den Senat und selbst den greisen Dogen trotz seiner Frömmigkeit wegen Begünstigung der Ketzerei in eine jedoch glücklicher Weise vereitelte Untersuchung zu verwickeln bestrebt war. Cicogna starb nach zehnjähriger Regierung am 2. April 1595 zu Venedig.

Was das Andenken dieses Dogen, dessen Porträt sein berühmter Landsmann und Zeitgenosse Tintoretto fixierte, unsterblich gemacht hat, sind die während seiner Regierungszeit ausgeführten Bauwerke, voran die herrliche Rialtobrücke, die durch einen einzigen Bogen beide Ufer des grossen Kanals verbindet. Hervorzuheben ist ferner die Ausschmückung des neuerstandenen Dogenpalastes, der Bibliothek und der Münze. Cicogna war es auch, der im Jahre 1593 in feierlicher Senatssitzung das kostbare Brevier Grimani,*) ein Wunder der Miniaturenkunst, das ein Nachkomme des ersten Besitzers seiner Vaterstadt vermacht hatte, aus den Händen des Prokurators Marcantonio Barbaro empfing.

Signature, Doge, Pasquale, Cicogna
Signature du Doge Pasquale Cicogna.

*) Das Grimani-Brevier, das sich seit langem in der Bibliothek von San Marco und in der Biblioteca Marciana in Venedig befindet, ist ein Schlüsselwerk in der späten Geschichte der flämischen illuminierten Handschriften. Es wurde um 1515-1520 in Gent und Brügge hergestellt und befand sich um 1520 im Besitz des Kardinals Domenico Grimani, obwohl er es möglicherweise ursprünglich nicht in Auftrag gegeben hatte. Mehrere führende Künstler, darunter Simon Bening, der Meister von Jakob IV. von Schottland und Gerard David, trugen einige ihrer besten Arbeiten dazu bei.
Domenico Grimani (19. Februar 1461 – 27. August 1523) war ein italienischer Adliger, Theologe und Kardinal. Wie die meisten adligen Kirchenmänner seiner Zeit war Grimani ein kirchlicher Pluralist und bekleidete zahlreiche Ämter und Pfründe. Desiderius Erasmus widmete Grimani seine Musica. Grimani war ein großer Sammler und besaß Werke von Künstlern wie Leonardo da Vinci, Giorgione, Tizian, Hans Memling, Hieronymus Bosch, Raffael und anderen: Seine Sammlung ist heute Teil des Museo d’Antichità im Dogenpalast in Venedig, während sich einige seiner Kodexe in der Erzbischöflichen Bibliothek in Udine befinden.

Quelle: Das Zeitalter des Dreissigjährigen Krieges (1600-1670). Allgemeines historisches Portraitwerk. München 1895. Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft vormals Friedrich Bruckmann. Nach den besten gleichzeitigen Originalen nach Auswahl von Dr. Woldemar von Seidlitz mit biografischen Daten von Dr. H. Tillmann und Dr. H. A. Lier.

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